Castrop-Rauxel. .

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gibt zum Jahresende ihre Beratung für Demenz und Pflege auf. Gleichzeitig verlässt sie das Ladenlokal am Biesenkamp 7 in Castrop, das sie erst vor gut zwei Jahren von der Deutschen Annington übernommen hatte. „Wir ziehen uns aber auf keinen Fall aus Castrop zurück. Denn wir sind hier mit offenen Armen empfangen worden, und uns sind die Menschen hier wirklich ans Herz gewachsen“, versichert Martina Waldner, AWO-Fachbereichsleiterin ambulante Gesundheitsdienste.

Kreis sucht bereitsneuen Anbieter

Gründe für die Aufgabe der Demenzberatung möchte die Arbeiterwohlfahrt allerdings noch nicht nennen. Denn erst am kommenden Montag treffen sich Geschäftsführung und Geschäftsbereichsleiter, um über beide Themen „in Kombination“ zu beraten, wie Pressesprecherin Sandra Schubert ankündigt.

Seit Anfang 2010 leitet Pflegewissenschaftlerin Ingrid Rüschenschmidt die Beratungsstelle für Demenz und Pflege. Ihre Stelle finanziert der Kreis Recklinghausen zu 80 Prozent. Pressesprecher Jochem Manz ist sich sicher, dass die Beratung auch unter einem anderen Träger fortgeführt wird: „Das Angebot steht der Bevölkerung auch 2013 zur Verfügung. Wir sind in Gesprächen mit anderen Anbietern.“ Welche das sind, könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.

Überrascht von der Entwicklung ist allerdings Eva Steininger-Bludau (SPD). Die Landtagsabgeordnete ist gleichzeitig auch Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises: „Mit diesem Problem bin ich aber noch nicht konfrontiert worden.“ Wenn morgen früh um 9 Uhr der Ausschuss im Kreishaus tagt, werde sie sich aber schlau machen. Ein Ende der Demenzberatung würde die Schwerinerin bedauern: „Ich habe kürzlich erst einen Nachbarn auf das AWO-Angebot verwiesen.“

Konflikt mit Vermieter schwelt schon länger

Für die Entscheidung, das Ladenlokal am Biesenkamp nach relativ kurzer Zeit wieder zu räumen, liegen dagegen konkrete Gründe vor. Die Größe sei einer, das Verhältnis zum Vermieter ein weiterer, es sei sogar zu persönlichen Anfeindungen gekommen, berichtet Martina Waldner, ohne ins Detail zu wollen.

Vermieter Carsten Schmudde aus Castrop fühlt sich hingegen von der AWO getäuscht. „Die AWO wollte nicht an die große Glocke hängen, dass sie sich zurückzieht“, führt er als Begründung dafür an, warum die AWO es nicht gerne sieht, dass er Zu-vermieten-Schilder in die Schaufenster hängt. Dabei, so Carsten Schmudde, sei das sogar per Mietvertrag erlaubt. „Wir sehen die Zu-vermieten-Schilder nicht gerne, das stimmt“, räumt Martina Waldner ein und begründet ihrerseits, die Schilder könnten falsch verstanden werden, nämlich so, dass die AWO sich aus Castrop-Rauxel zurückziehe.

Doch davon könne nicht die Rede sein. Noch sei die Arbeiterwohlfahrt auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten innerhalb der Stadt, „Ich bin in der Akquise. Und wenn ein neuer Vermieter feststeht, möchte ich die Kunden erst per Rundschreiben informieren“, bittet Martina Waldner noch um Geduld.