Castrop-Rauxel. .

Seit 25 Jahren stehen in Castrop-Rauxel der Umwelt- und Klimaschutz auf der Agenda ganz oben. Nur folgerichtig ist also die Einführung eines Klimatags, der erstmals am Samstag, 1. September, im Dieze im Erinpark stattfinden wird.

Interessierte Bürger, Kommunalpolitiker sowie das Fachpublikum darf sich dann von 10 bis 16 Uhr auf einen spannenden Mix aus Vorträgen zum Thema Klimaschutz freuen, so Michael Werner, Vorsitzender der EUV-Stadtbetriebe, die den Klimatag ausrichten.

Die Stadt fängt nicht bei Null an

Das Vierteljahrhundert Klimaschutz ist in Castrop-Rauxel ein alter Hut und gleichzeitig brandaktuell. Hier trifft Kontinuität auf permanente Erneuerung. „Wir wollen über den Tellerrand hinaus und in den Teller hinein schauen und haben dafür acht interessante Referentinnen und Referenten gewinnen können, die sowohl die lokale als auch die globale Perspektive des Klimaschutzes betrachten“, erklärt Michael Werner weiter.

Der Klimatag will für eine kreisangehörige Stadt thematisch einen großen Bogen schlagen. So schauten die Organisatoren zuerst über die nationalen Grenzen hinaus und konnten hierfür Thomas Brose, Geschäftsführer der Alianza del Clima gewinnen, deren Mitglied die Stadt Castrop-rauxel seit 1995 ist.

Dieses Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder ist ein im Jahr 1990 gegründetes europäisches Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich verpflichtet haben, das Weltklima zu schützen. Die mehr als 1500 Mitgliedskommunen aus 18 europäischen Ländern setzen sich für die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen vor Ort ein. Ihre Bündnispartner sind dabei die indigenen Völker der Regenwälder.

Einblicke in die bundespolitische Klimapolitik wird die ehemalige NRW-Umweltministerin und jetzige Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn geben. Auch Udo Paschedag, Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, hat als Referent zugesagt und stellt die Landessicht vor.

Mit der kommunalen Umsetzung des Klimaschutzes, sowie der Sicht des BUND, als auch der lokalen Wohnungswirtschaft werden sich die Themen des Nachmittags stärker auf die operative Ebene konzentrieren. Und hier setzt auch das Referat des Grünen Stadtverbandschefs Ulrich Werkle zum Thema „Masterplan Energiewende Castrop-Rauxel“ an.

„Der Masterplan wurde als Reaktion auf den Atomenergieausstieg eingerichtet, um die Energiewende für Castrop-Rauxel voranzutreiben.“ Über das Land seien die NRW-Kommunen aufgefordert, einen Masterplan zur Energiewende aufzustellen.

Thema in die Ratsgremien reintragen

Werkle, der Mitglied des Arbeitskreises Energiewende ist, will den Klimatag nutzen, um das Projekt in die Ratsgremien reinzutragen. Dieser Schritt müsse jetzt gegangen werden. In den Ratsgremien soll der Plan alsdann entwickelt werden. „Dabei geht es darum, den Plan immer wieder neu anzupassen“, sagt Werkle, der dies Verfahren einen „lebenden Prozess“ nennt.

Vor allem in Bezug auf die regionale Wertschöpfung. Handwerker, Wohnungswirtschaft und Verbraucherberatung gehörten an einen Tisch, sollten eine Art Zusammenschau anbieten. „Selbstverständlich wollen wir bei der Klimaproblematik den Bürger mitnehmen.“ So soll die Ausarbeitung des Masterplans in öffentlichen Sitzungen eines Umweltausschuss-Gremiums, eben einer Arbeitsgruppe, stattfinden.

Zur Informations-Vorbereitung sei deshalb der Klimatag bestens geeignet. Stichworte hier: „Aufmerksamkeit erreichen, Inhalte in der Breite vortragen und den Prozess mit klaren Zielen einleiten.“ So soll mit dem Masterplan festgestellt werden, wie groß der CO2-Ausstoß im Augenblick in Castrop-Rauxel ist.

Dabei gilt aber auch: „Castrop-Rauxel fängt ja nicht bei Null an.“ Längst sei viel geschehen, einiges passiert, um den klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu minimieren. So habe die Stadt umgestellt auf Ökostrom, gibt es Energieeinsparungen bei der Verwaltung und Bürgerwindrad. Und auch bei der Photovoltaik „sind wir gut aufgestellt“.

Allerdings sieht’s woanders noch etwas düster aus. „Der ganze Bereich der Wohnungsbeheizung ist für uns noch eine Blackbox. Da müssen wir hingucken wie es aussieht.“ Immerhin 40 Prozent der gesamten Energie fallen in privaten Haushalten an. Da geht noch was, meint Werkle. Dämmung und Erneuerung sowie Umstellung der Heizsysteme beispielsweise auf Erdwärme wären hier zu nennen.