Castrop-Rauxel. .

Nach der neusten Kids-Verbraucher-Studie bekommen Kinder in Deutschland soviel Taschengeld wie noch nie: 27 Euro haben Deutschlands Mini-Konsumenten zwischen sechs und 13 Jahren im Durchschnitt monatlich zur Verfügung – sogar die Vier- bis Fünfjährigen kommen auf rund 14 Euro. Aber: Ist soviel Taschengeld gut für die Kinder?

„Die Höhe des Taschengeldes muss sich am Einkommen der Eltern orientieren, das kann man nicht verallgemeinern“, sagt Melanie Heine vom VHS-Bereich Gesellschaft und Familie. „Es ist wie bei Erwachsenen: Der eine geht sinnvoll, der andere weniger sinnvoll mit dem Geld um“, sagt Veronika Zoller von der Verbraucherschutzzentrale.

Aus Fehlkäufen lernen

Eltern sollten aber auf die Dosierung achten: „Wichtig ist, dass Kinder regelmäßig Taschengeld bekommen. Anfangs wöchentlich, ab zehn Jahren monatlich“, sagt Zoller. So würden sie direkt lernen, mit ihrem Geld zu planen, zu haushalten.

Melanie Heine sieht zudem die Notwendigkeit der freien Einteilung. „Klar, darf da auch mal ein Fehlkauf dabei sein, aber das gehört eben dazu“, findet Heine. Wichtig sei es, dass den Kindern der richtige Umgang mit Geld – egal in welcher Höhe – auch vorgelebt werde. „Durch die Erziehung schafft man die notwendigen Voraussetzungen – auch wozu das Geld ausgegeben wird“, sagt sie.

Der Studie zu Folge geben 63 Prozent ihr Geld für allerlei Süßigkeiten aus, Platz zwei belegen Zeitschriften und Comics (44 Prozent).

„Das ist okay“, findet Zoller, „das Taschengeld soll ja dazu dienen, sich etwas besonderes zu kaufen, sich Sonderwünsche zu erfüllen.“ Das seien heute weniger CDs, dafür Smartphone-Apps und Live-Stream-Abos. Aber Achtung: „Kinder dürfen laut Taschengeldparagrafen gar keine Abos abschließen, Eltern können diese deshalb jederzeit rückgängig machen“, sagt Zoller.

Der Kauf von regelmäßig erscheinenden Zeitschriften fördere zudem die Fähigkeit, mit Geld planen zu können. „Manche Jugendliche nutzen sogar einen Taschengeldplaner“, erzählt sie, „sie schreiben auf, wofür sie ihr Geld ausgeben und behalten den Überblick.“

Belohnungs-Taschengeld hilft nicht

Von dem Vorgehen mancher Eltern, Taschengeld als Erziehungsmethode, als „Belohnung“ oder nach Bedarf zu verteilen, hält sie nichts. De facto hätten die Kinder gar kein eigenes Geld. Wie walso sollen sie den Umgang damit lernen, verstehen, dass man für manches länger sparen muss als für anderes?

Dieses Problem entstehe auch, wenn Eltern auf Drängen ihrer Sprösslinge teure Markensachen kaufen. Für mehr als die Hälfte der Kinder spielt die richtige Marke der Kleidung, Schuhe oder Handys eine wichtige Rolle. „Eigentlich müssten die Eltern auch hier zum eigenen Sparen animieren, doch oft geben sie nach“, sagt Zoller. Denn Kleidung ist nun mal kein Zusatzbonbon – eigentlich. Denn bei 130 Euro für eine Jeans spart man mit 27 Euro pro Monat, plus Lust auf Schokolade plus Kinobesuch wohl doch ein Weilchen.