Castrop-Rauxel. . Reine Herzenssache: Ehrenämtler sind für das Tierheim Deininghaus unerlässlich und werden derzeit händeringend gesucht. Olly Bartnick geht mit gutem Beispiel voran – und führt seit über 20 Jahren Hunde aus.
Die großen schwarzen Augen schauen aufmerksam unter dem dichten, flauschigen Fell hervor. Ruhig beobachtet Wolfspitz-Mischlingsrüde Yellow das rege Treiben vor seiner Zwingertür. Die vielen vorbeiziehenden Besucher am Tag der offenen Tür im Tierheim Deininghausen kennt der zwölfjährige Hund schon zu Genüge. Schließlich wartet er seit nunmehr zehn Jahren auf ein neues Zuhause.
Für die Zwischenzeit hat Yellow aber eine gute Freundin gefunden. Die Seniorin Olly Bartnick geht als ehrenamtliche Gassigängerin regelmäßig mit ihm raus, gibt ihm die Aufmerksamkeit, die Zuneigung, die ein aufgeweckter Vierbeiner wie er braucht. „Der Spitz ist mir sehr ans Herz gewachsen, aber aufnehmen kann ich ihn nicht. Das schaffe ich leider nicht mehr“, sagt Olly Bartnick.
Um ihrer Tierliebe dennoch gerecht zu werden, hat sie einen Kompromiss gefunden. Seit 20 Jahren geht sie dreimal in der Woche mit den Hunden aus dem Tierheim Gassi. „Die Wege rings um das Gelände sind ideal zum Spazierengehen“, erklärt die Seniorin, „ich führe dann die Hunde aus, die es gerade nötig haben. Die Vierbeiner freuen sich über den Auslauf und ich komme auch raus an die frische Luft.“ Ihr Lohn ist das Wohlergehen der Tiere, Besitzansprüche stellt sie keine, auch nicht Yellow. „Es wäre schön zu erleben, dass Yellow endlich vermittelt wird. Er ist schon ein selbstbewusstes Tier und sehr lebensfroh“, sagt sie.
Ehrenämtlier sind wichtig
Für das Deininghauser Tierheim sind Menschen wie Olly Bartnick Gold wert. „Interessierte, zuverlässige Menschen, die gerne regelmäßig eine Runde mit den Hunden drehen sind dringend notwendig“, beteuert die erste Vorsitzende Roswitha Heise und ihre Kollegin und zweite Vorsitzende ergänzt: „In Gesprächen mit uns kann man sich jederzeit dazu informieren.“ Für die Tiere sei es immens wichtig, dass sie durch regelmäßige Treffen eine Bindung zu Menschen aufbauen und aktiv mit Spiel- und Streicheleinheiten umsorgt werden.
Seit Ferienbeginn sind wieder viele Tiere ins Tierheim dazugekommen, über 60 von ihnen warten derzeit auf eine Vermittlung. Beim Tag der offenen Tür nutzen viele Besucher die Möglichkeit zu einem Rundgang durch das Tierheim, werfen einen Blick auf die kleinen Lebewesen. Tierheim-Vorsitzende Bärbel Simon weiß, dass der Umgang mit Tieren vielen Freude bereitet. Aber sie weist auch darauf hin, sich bei der Anschaffung über die Verantwortung, die für ein tierisches Familienmitglied zu tragen ist, bewusst zu sein.
Auch die Hunde Pablo, Snoopy und Apollo wittern ihre Chance auf ein neues Heim und geben ihr Bestes. Der alte Dackelherr Ötzi riskiert aus sicherer Entfernung ebenfalls einen Blick auf die schaulustigen Zweibeiner. Einen neuer Besitzer hat er allerdings noch nicht gefunden: „Ötzi gehört mit seinen 14 Jahren nicht mehr zu den aller schnellsten und hofft auf liebevolle und verständnisvolle Halter“, erklärt Simon. Kinder zieht es häufig ins Kleintierhaus. Hier beobachten sie die Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas und Degus (Strauchratten) und überlegen, welcher von den haarigen Gesellen am besten ins Kinderzimmer passt.
Ähnlich voll ist es zurzeit im Katzenhaus. Der einjährige Kater Nemo teilt sich dort sogar einen Raum mit sechs kleinen tapsigen Kätzchen. Er posiert fleißig am Eingang für die Besucher, lässt sich streicheln und schlummert nach der Fütterung eine Runde. Auch hier ist ehrenamtliche Unterstützung wichtig.
Denn was Olly Bartnick für die Hunde ist, ist Nicole Schipporeit für Katzen, für schwer vermittelbare Katzen. Sie hat eine Patenschaft übernommen. „Dreimal die Woche für etwa zwei Stunden komme ich her, helfe bei der Pflege der Tiere, füttere sie, mache die Käfige sauber und begleite sie in der Hoffnung auf eine baldige Vermittlung in ein neues Zuhause“, erzählt sie. Mit Kater Matze beschäftigt sie sich besonders gerne und intensiv. „Es sind bereits Erfolge in seinem Verhalten zu erkennen, das freut mich“, so die Tierpatin.
Bärbel Simon vom Tierheim lobt das ehrenamtliche Engagement. Schließlich, sagt sie, sei es vielen Menschen leider nicht möglich, Tiere aufzunehmen oder zu behalten. „Manchmal können Besitzer ihre Vierbeiner alters-, oder krankheitsbedingt nicht mehr zu Hause behalten und die nötige Pflege für das Tier gewährleisten“, sagt sie. Es komme auch vor, dass ältere Leute sich bei einem Umzug in ein Pflegeheim von den Tieren trennen müssen. „Das ist ein schmerzlicher Schritt für die Beteiligten, aber für die Tiere kann man nur hoffen, dass sie neue liebevolle Besitzer finden“, findet Simon.
Und in der Zwischenzeit kann sich jeder Vierbeiner über fleißige Ehrenämtler wie Olly Bartnick oder Nicole Schipporeit freuen.
Die Tiere im Tierheim warten alle auf ein neues Zuhause. Zur Pflege im Tierheim werden zurzeit außerdem dringend Handtücher gesucht. Auch über ehrenamtliche Gassigänger freuen sich die Tiere und die Betreuer.
Nähere Infos gibt es auf der Internetseite www.tierheim-castrop-rauxel.de oder unter 12 887. Geöffnet hat das Tierheim Mo. bis Fr.: 15 bis 17 Uhr, Mi., Sa. 13 bis 16 Uhr, So. und an Feiertage hat es geschlossen.