Castrop-Rauxel. .

„Er ist der erste telegene Comedy-Autor, den ich kenne“, sagt Oliver Welke von der „heute-show“ - und meint Micky Beisenherz, der gerade in seinen großen TV-Sommer startet. Gerhard Römhild erreichte den EX-ASGler an seinem Urlaubsort im Süden und plauderte mit ihm über seine neue Show „Die Pyramide“.

Angst vor den großen Fußstapfen des Dieter Thomas Heck?

Micky Beisenherz Respekt ja, aber vor allem Freude darüber, in diesen großen Fußstapfen herum tollen zu dürfen. Es ist ja auch nicht so, als würde ich direkt übernehmen. Als Dieter Thomas Heck mit der Pyramide aufgehört hat, war Lothar Matthäus gerade vielumjubelter Italien Heimkehrer. Ist also schon ‘ne Weile her. Aber, um das klar zu stellen: Allein die Resonanz auf den Start der Sendung zeigt, dass die Leute diese Perle der Fernsehunterhaltung nicht vergessen haben. Zu Recht, wie ich finde.

Die Pyramide war die Kult-Ratesendung der 80er/90er Jahre. Wie geht die Steigerung? Was ist Ihnen wichtig an der Sendung?

Das Wichtigste an der Sendung ist der „Buddy Effekt“ zwischen dem Prominenten und dem unprominenten Kandidaten. Was entwickelt sich da? Wie gehen die beiden miteinander um? Und natürlich der Überraschungseffekt der sich immer dann ergibt, wenn der vermeintlich bekannte Prominente plötzlich aus der gewohnten Rolle ausbricht. Die Steigerung - wenn man das so sehen möchte - ist das erhöhte Tempo. Was der Sendung total gut tut, denke ich. Der zehnminütige Musikact von Bernhard Brink in der Mitte muss ausbleiben. Und mein Redeanteil ist im Vergleich zum Vorgänger eventuell etwas geringer. Dafür schaltet sich ja wiederum Herr Llambi kräftig ein, was oft genug für Lacher sorgt. Oder Frösteln. Je nachdem. Der Kerl ist aber auch gnadenlos....

Aber die TV-Quiz-Shows stecken doch in der Krise...

Ist das so? Da muss man wahrscheinlich jede Show einzeln analysieren. Ich würde am besten nur auf uns gucken, und da muss ich sagen: Ein Konzept, das seit Jahrzehnten auch innerhalb von Pärchenabenden oder am Familientisch begeistert gespielt wird, ist immer taufrisch. Wenn dann zwei Prominente öffentlich in Panik und Ratlosigkeit geraten, macht es das ganze sicher nicht schlechter. Das ist es doch, was wir sehen wollen: Wir wollen die Leute schwitzen sehen. Wir wollen dem Erklärenden förmlich einhämmern: „Man, nun erklär’ es doch so und so. Nun sag’ es doch.“ Was glauben Sie, wie ich oft selber drauf und dran war, einen anderen Erklärungsweg rein zu brüllen. Das schien mir aber unprofessionell.

Wie sind die ersten Aufzeichnungen gelaufen?

Es war wirklich witzig. Simon Gosejohann packt im Duell mit Hellmuth Karasek ganz tief in die Kiste deutschen Geschichtswissens (wer erklärt schon „Speer“ zuerst mit Hitlers Lieblingsarchitekten), der Bachelor verstrickt sich im Dickicht schlimmster Unterleibsgrammatik- und Olli Pocher argumentiert sich vor den Augen Joachim Llambis ins Abseits. Jede Folge war anders, und jede hat total Spaß gemacht. Am Ende hatten selbst die für gewöhnlich recht abgezockten Kamera- und Tonleute feuchte Augen vor Lachen. Ich mein, ganz ehrlich, wenn der „Bachelor“, der RTL Beschlafungsfachwirt den Begriff „Kerze“ erklären soll, und als erstes fällt ihm dazu das Wort „Ständer“ ein - was soll man da als seriöser, öffentlich-rechtlicher Moderator noch machen?

In den Medien kursiert der Satz: Micky Beisenherz wird der neue Schwiegersohn der TV-Nation...

Gut, dass ich rechtzeitig geheiratet hab’, um den Titel wasserdicht zu machen. Im Ernst: Wenn alle Schwiegermütter so lustig sind wie meine eigene, dann sind die mir das liebste Publikum. Ich freu mich aber auch auf die Mütter, Ommas und Kerle. Falls das so gemeint war: Es ist doch wirklich nichts schlimmes dabei, ein netter Kerl zu sein. Sofern dem netten Kerl ab und an auch mal ne Spitze ‘raus rutschen darf. Ehrlich? „Schwiegersohn“? Wäre „Ramses“ nicht viel passender gewesen...?

Wie ist die Stimmung denn so beim ZDF in punkto Pyramide?

Sehr ambitioniert, sehr fokussiert und mit jeder Menge Pioniergeist dabei. Schön zu sehen, dass ein Sender richtig Bock hat. Das sieht man dem Studio an, das hört man, wenn die wunderbar charmante Titelmelodie ertönt - und das erkennt man nicht zuletzt an der wirklich hochkarätig besetzten Gästeliste. Überschneidungen mit dem Promidinner sind zumindest nicht zu erkennen. Oder, um es anders zu sagen: Wir hatten alle verdammt viel Spaß. Wenngleich ich einen gewissen Erwartungsdruck durchaus wahr genommen habe.

Wie in den alten Zeiten soll ja jeweils ein Prominenter dem Kandidaten zur Seite stehen. Kann man da schon von einem heute für die Formate sehr angesagten Promi-Bonus sprechen?

Naja, für jeden Zuschauer ist es ja immer interessanter zu sehen, wie sich vermeintlich bekannte Personen in ungewohnten Situationen verhalten. Die GALA würde ohne Prominente auch weniger gern gelesen. Die WAZ sicherlich auch, oder. Ist doch toll zu sehen, dass Promi XY in einer Extremsituation deutlich weniger wortgewandt ist, so dass ihn der Nicht-Promi förmlich mit durch schleppen muss. Überdies läuft die Show ja bei ZDF Neo neo und beim Mutterschiff. So lernen beide Zielgruppen auch mal die Prominenten der anderen Generation kennen. Christine Neubauer ist ja jetzt nicht gerade der beste Buddy von Joko & Klaas. Während der durchschnittliche ZDF Zuschauer Palina wohl für ein unanständiges Heft hält.

Welche Prominenten stehen den Kandidaten in den ersten Folgen zur Seite?

Puuuuuh... das waren ziemlich viele ...ähm... eben besagte Christine Neubauer oder Palina Rojinski Esther Schweins, Gülcan Kamps, Jochen Schropp, Birgit Schrowange, Peter Hahne, Katja Burkhardt, Marcel Reif, Dunja Hayali, um nur mal ein paar zu nennen. Letztere kommt übrigens aus Datteln und einer der Kandidaten, Martin Krix von der Polizei Herne, kommt aus Castrop. Wir hätten also gut eine Fahrgemeinschaft bilden können. Allerdings standen zu dem Zeitpunkt noch etwa 16 Folgen aus. Wäre aufgefallen, wenn ich weg gewesen wäre.

Wer ist eigentlich das Zielpublikum der Pyramide?

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Sowohl meine Omma Lore, als auch mein bester Kumpel Thomas (Beisenherz) könnten gemeinsam eine sehr gute Zeit beim Gucken haben. Vermutlich haben sie sich schon längst verabredet. Ich glaube, ich ruf’ da lieber gleich mal an.

Der gestrenge Herr Llambi gibt den Schiedsrichter. Muss da nicht ein bisschen gezittert werden?

Gezittert wurde vor allem, weil die wegen mir die Klimaanlage im Studio so runter gedreht haben. Ich schwitz’ ja ganz gerne mal. Also, da ich ja qua Amt immer auf Seiten der Kandidaten bin, habe ich das ganz sicher. Aber der feine Herr Llambi ist nicht nur unfassbar attraktiv und fast alttestamentarisch streng, sondern vor allem auch erschreckend fair. Insofern hat er buchstäblich in letzter Sekunde teils zum Wohl, teils zum Wehe der Kandidaten entschieden. Da gab’s viele fröhliche und auch ein paar sehr lange Gesichter. Darf ich hier eigentlich verraten, dass er hinter den Kulissen ein total netter Kerl ist - oder mache ich ihm dann das Image kaputt?

Tja, und dann haben Sie ja jetzt auch noch geheiratet - wenige Tage vor der ersten Pyramiden-Ausstrahlung - ein gutes Omen?

Haha, stimmt. Ich habe praktisch meine persönliche „Liebes-Pyramide“ erklommen. Sagen wir’s so: In der letzten Aufzeichnung saß meine Frau im Publikum, und am Tag der Erstausstrahlung im ZDF hat sie Geburtstag. Und wenn ich ehrlich bin, haben meine Frau und die Pyramide eh erschreckende Parallelen: Es kommt immer anders, als man denkt - aber der Weg dorthin macht einfach wahnsinnig Spaß.

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Die Neuauflage der Kult-Show „Pyramide“ läuft ab Montag, 6. August, jeweils montags um 18.45 Uhr auf ZDF Neo und ab 27. August montags bis freitags um 16.15 Uhr im ZDF-Nachmitttagsprogramm.

Wie beim Original bilden ein Kandidat und ein Prominenter ein Team. Zwei Teams treten gegeneinander an und es gilt, abwechselnd Begriffe zu erklären und zu erraten. Je mehr Begriffe erraten werden, desto größer ist der Gewinn. Der gestrenge Schiedsrichter Herr Llambi entscheidet über falsch und richtig.