Julius Wandelt, Leiter der Justizvollzugsanstalt Meisenhof, im Interview.Der Jurist propagiert erzieherische Maßnahmen statt Wegsperren
Mit dem sogenannten „Warnschuss-Arrest“ können jetzt straffällig gewordene Jugendliche bis zu vier Wochen lang hinter Schloss und Riegel kommen, für die bislang nur eine Bewährungsstrafe in Frage kam. Auf diese Weise soll ihnen die Verantwortung für das begangene Unrecht und die Folgen weiterer Straftaten deutlicher als bisher vor Augen geführt werden. Das umstrittene Gesetz wurde jetzt vom Bundesrat bewilligt. Wir sprachen mit dem Leiter der hiesigen JVA Meisenhof, Julius Wandelt, über Sinn und Auswirkungen des Warnschuss-Arrestes.
Herr Wandelt, das Gefängnis in Castrop-Rauxel ist ja nicht von dieser neuen Gesetzesregelung betroffen.
Wandelt: Es betrifft uns nicht, weil es ja um Jugendliche geht. Die nächsten Jugendarrestanstalten sind in Lünen, Bottrop und Essen. Dort ist die Zielrichtung völlig anders als bei uns, man geht vom Erziehungsgedanken aus, in der ganzen Palette von Maßnahmen, die möglich sind. Von Sozialstunden in der Freizeit bis zum Kurzzeitarrest. Bei erwachsenen Straftätern gibt es ja nur entweder die Freiheits- und Geldstrafe oder den Führerscheinentzug.
Was halten Sie vom Warnschussarrest?
Ich halte davon überhaupt nichts. Jugendliche einfach nur bis zu vier Wochen einzusperren bringt überhaupt nichts. Das sind ja Täter, die schon ganz schön etwas auf dem Kerbholz haben. Da können sie die Gestrauchelten genauso gut in eine Geisterbahn stecken.
Was ist denn ihrer Meinung nach die bessere Alternative zum Warnschussarrest?
Wir brauchen hier erzieherische Maßnahmen, die den straffällig gewordenen Jugendlichen mehr Verantwortungsbewusstsein vermitteln, in Anbindung an Bewährungsmöglichkeiten für Erwachsene.
Und was ist da ihres Erachtens am besten geeignet?
Das beste sind Heime, wo die jugendlichen Straftäter in kleinen Gruppen wohnen. Dort lernen sie soziales Verhalten mit festen Regeln und rigorosen Verhaltensvorschriften. In solchen Wohngruppen, die aus höchstens zwölf Personen bestehen, ist der Lerneffekt besonders groß. Das Ganze sollte für die Straftäter möglichst mit einer Berufsausbildung oder einer schulischen Ausbildung verbunden sein.
Beim Warnschussarrest sollen die straffällig gewordenen Jugendlichen ja nicht nur einfach weggeschlossen werden, sie sollen auch sozialpädagogisch betreut werden.
Hier müsste dann aber eine wirklich umfassende Betreuung stattfinden. Ich bezweifele, ob das realistisch ist. Es ist eher zu befürchten, dass die in die Arrestzellen eingesperrten Jugendlichen auch über längere Zeiträume alleine gelassen werden.