Das Wasser ist ganz ruhig, unberührt spiegelt es die Morgensonne, die zwischen den Bäumen aufgeht. Diesen Moment der Ruhe liebt Terpsi Kazinaki (45) – aber nur um selbst ins Becken zu steigen. Ansonsten sind ihr Trubel und Kinderlärm deutlich lieber – und davon hat sie jetzt eine ganze Menge.

Ob aufgestylte Freibadnixen, aufgepumpte Bodybuilder, gut beschwimmflügelte Kinder oder gestresste Eltern – ihnen allen schenkt die Kassiererin aus dem Parkbad Nord in der Recklinghauser Straße ein Lächeln. „Jetzt ist für uns Sommer, das macht alle so glücklich“, schwärmt sie und versprüht eine Freude, die die Wärme auch auf dem Gemüt ankommen lässt.

Wenn die Gäste Terpsi Kazinaki sehen, beginnen sie zu strahlen, sie transportiert die Sonne direkt ins Kassenhäuschen. „Schön dass ihr hier seid“, begrüßt die 45-Jährige eine Frau mit Kinderwagen. Seit neuneinhalb Jahren ist sie Mitglied im Schwimmbadteam, viele Gäste kennt sie seit sie Kinder waren.

2500 Besucher pro Tag möglich

Doch ihre Erfahrung lehrt Kazinaki auch, dass ein, zwei gute Sommertage nicht ausreichen, um die verregneten Monate wieder rauszuholen. „Wir hoffen jetzt auf den August, wenn die Saison so weitergeht, haben wir gute Chancen, dass es passt“, sagt sie. Am Montag zählte das Freibad rund 1540 Besucher, gestern war die 1500er Marke bereits um ein Uhr mittags geknackt. Es geht aufwärts, Ziel sind 2500 Besucher pro Tag.

Ähnlich positiv sieht es auch Heinz-Robert Schäfer, Leiter des Frei- und Hallenbads. „Nach unserem tollen Fest, freuen wir uns natürlich, dass es endlich los geht“, sagt er. Und Sabine Neuß vom städtischen Amt für Sport und Bäder gibt zu bedenken: „In anderen Jahren haben wir ja auch nicht von Juni bis August durchgehend Sommer. Wenn eineinhalb Monate lang das Wetter gut ist, sind wir auf der sicheren Seite. Also hoffen wir, dass der Sommer jetzt ein Weilchen bleibt.“

Als „Glück im Unglück“ bezeichnet Schwimmmeister David Kaiser (26) das schlechte Wetter im Juni. Dort hatte das Ickerner Freibad nämlich mit einem Wasserschaden zu kämpfen, der die Eröffnung verschob – ersatzweise wich man ins Hallenbad aus. Bei dem Wetter, kein Problem.

Seit Juli hat das Freibad aber geöffnet. Dort herrschte bisweilen jedoch gähnende Leere, nur die Früh- und Vereinsschwimmer sowie ein paar frostfreie Schüler trauten sich ins Nass. „Wir sind jeden Tag hier“, sagt Ender (12), „das Wasser ist warm und wenn es regnet ist es egal, wir sind ja eh nass.“ Schulfreund Dustin (11), der auch die Fridtjof-Nansen-Realschule besucht, fügt hinzu: „Das war toll, wir hatten das ganze Becken für uns.“

Dem Beckenrand-Sheriff Kaiser, ist das nun volle Schwimmbad dann aber doch lieber. „Endlich geht’s hier richtig los, mit mehr Leuten macht es auch mehr Spaß“, sagt er und hat alles im Pfiff. Der kleine Junge, der sich daneben benimmt, zuckt ertappt zusammen, blickt in die verspiegelte Sonnenbrille des Schwimmmeisters – eine Abkühlung der besonders coolen Art.

Doch nicht nur für das Schwimmteam ist der Sommer willkommen wie die Befreiung von Rollkragenpullovern, auch für den Imbisswagen wurde es langsam Zeit. Das Team von Nico Kazinaki – dem Bruder von Kassiererin Kazinaki – verkauft zwischen Handtüchern und Liegestühlen Pommes-Currywurst und Eis. Gekauft wird beides, die Schlangen sind gleichlang. „Für ihn freue ich mich natürlich auch“, sagt seine Schwester, „er konnte seinen Wagen teilweise gar nicht öffnen. Für Saisongastronome ist so ein Sommer sehr schwierig.“ Denn die Schwimmer, die kamen, waren zum Sport machen hier – nicht zum gemütlichen Eis- oder Pommesessen.

Im Kassenhäuschen tauscht Terpsi Kazinaki derweil die Bon-Rolle für die Eintrittskarten aus. „Sowas habe ich gerne.“ Na hoffentlich ist sie auch weiterhin so von der Rolle.