Schon 8670 Mitglieder machen bei „Du bist Castroper, wenn“ mit. Mitglied würde gerne Party auf dem Erin-Gelände feiern. Aber das muss organsiert werden.
Die Liebe zu Castrop-Rauxel nimmt zurzeit ungewöhnliche Ausmaße an. In der Facebook-Gemeinde ist die Europastadt geradezu Kult. 8670 Mitglieder schwören inzwischen schriftlich auf ihre Heimat. Und das, obwohl der exklusive Club „Du bist Castroper, wenn“ erst vor zwei Wochen eröffnet wurde.
Alte, Junge, Hiergebliebene und Weggezogene, von Tag zu Tag werden es mehr. Sie schwelgen in Erinnerungen, schwärmen vom Büdchen an der Ecke oder vom „Spektrum“, wo man früher mächtig abzappelte. „Du bist Castroper, wenn du noch den alten Kirmesplatz kennst, wo heute Kaufland steht“, scheibt ein Gruppenmitglied, und „Du bist Castroper, wenn du das Parkbad Süd noch als Schwimmbad kennst“, ein anderes. Fotos werden gepostet von der Innenstadt mit Straßenbahn und Fachwerkhäusern, vom alten Freibad, der Tanzschule.
Und wer hat’s erfunden? Andreas Meier, selbst alter Castrop-Rauxeler, aber inzwischen nach Mönchengladbach ausgewandert, will bei Facebook vor allem Freunde und Bekannte versammeln. „Der Erfolg hat mich überrascht“, sagt der 36-Jährige, der alle paar Wochen in seiner Heimatstadt zu Besuch ist. Sein Lieblingsort der Kindheit ist ein Abenteuerspielplatz in Ickern, später traf er sich gerne mit Leute in der „Kulisse“ in der City. Jetzt ist der Veranstaltungstechniker gespannt, wie es weitergeht: „Kann sein, dass die Euphorie nachlässt, wenn alles Interessante gepostet ist“, gibt Meier zu bedenken. Ob man sich nicht – wie anderswo bereits geschehen – mal treffen sollte, nicht nur virtuell, sondern leibhaftig? „Da gibt es bestimmt Interessenten. Man könnte sich beispielsweise auf der Rennwiese treffen. Ich würde so etwas aber nicht organisieren, hätte Angst, dass das aus dem Ruder gerät. Das wäre mir viel zu riskant.“
Schwelgen in Erinnerungenan alte Zeiten in der Europastadt
Aber wenn sich jemand anderes die umfangreiche Organisationsarbeit antun wolle, warum nicht? Michaela Böttcher, beispielsweise, könnte sich ebenfalls eine Party mit Castroper Facebook-Mitgliedern vorstellen. Die 38-Jährige ist selbst Mitglied der neuen Gruppe und vollkommen begeistert. Sie erinnert an Originale wie den „Kettenmann“ oder den „Alten“, der vor dem Café Vogelsang stand und Pflaster verkaufte, meterweise, für fünf Mark. „Folgt man den Unterhaltungen auf der Facebook-Seite, hat man das Gefühl, Castrop-Rauxel ist eine riesengroße Familie“, sagt die Berufskraftfahrerin. Oftmals merke man den Fortgezogenen die Wehmut an und den Hiergebliebenen den Stolz auf ihre Heimatstadt.
„Eine Facebook-Party vor Ort, beispielsweise auf dem Erin-Gelände, das wäre schon eine tolle Sache. Sie müsste aber für einen guten Zweck sein“, stellt sich Michaela Böttcher das vor. Sie ist nicht die Erste in der Stadt, die sagt: „Andreas Meier hat für seine tolle Idee die Castroper Ehrennadel verdient.“
Michaela Böttcher ist zwar mit ihrem 40-Tonner kreuz und quer in Europa unterwegs, aber auch sie hält sich an den Spruch, den ein Facebook-Mitglied jüngst postete: „Du bist Castroper, wenn du weggegangen bist und irgendwann doch wieder zurückkommst.“