Castrop-Rauxel. Schüler aus Herten, Herne, Recklinghausen und Castrop-Rauxel vernetzen sich dank des neuen Projektes „Virtuelle Schule“. Der Austausch soll auf die Ansprüche der Berufswelt vorbereiten. Das Wirtschaftsministerium gab 1,6 Mio. Euro.

Für NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin war es das erste Mal. Das erste Mal, dass er seit seinem Amtsantritt Ende Juni einen Termin außerhalb Düsseldorfs wahrnahm. Die Teilnahme an der Präsentation des Projektes „Virtuelle Schule“ am Ernst-Barlach-Gymnasium in Rauxel war ihm aber wichtig genug, um das zu ändern.

Die Idee des Projektes: Schüler von acht Schulen aus den Städten Castrop-Rauxel, Herne, Herten und Recklinghausen vernetzen sich über eine Plattform im Internet. Darüber können sie einerseits von zu Hause aus Daten austauschen, aber andererseits auch kleine Videokonferenzen abhalten. So unterstützen sie sich gegenseitig.

Das NRW-Wirtschaftministerium gab knapp 1,6 Mio Euro dazu

Auf einer zweiten Plattform, die Physik- und Informatik-Lehrer Daniel Schulz gemeinsam mit den Teilnehmern einer AG programmiert hat, können sich Schüler mit Absolventen austauschen, sich über Praktikumsstellen bei kooperierenden Unternehmen oder über Berufschancen informieren. Im besten Fall soll die Kommunikation sogar noch auf die Partnerschulen in Polen, Finnland, Israel und Frankreich ausgeweitet werden.

Das Land hat sich dieses Pilotprojekt fast 1,6 Mio. Euro kosten lassen – 200 000 Euro gingen an das EBG.

Das Geld kommt aus dem Nokia-Fond, der nach dem Abgang des finnischen Handyherstellers aus Bochum gegründet wurde, um den Menschen aus Bochum und Umgebung wieder eine Perspektive geben zu können.

Und hier erklärt sich auch, warum dem Minister das Projekt so wichtig ist: „In einer Region, in der Verlust von Arbeitsplätzen so intensiv erlebt wurde, muss man – gerade für die junge Generation – neue Perspektiven schaffen“, sagte Duin. Schüsselkompetenzen wie der Umgang mit webbasierten Programmen, aber auch die Kommunikation über die Grenzen der eigenen Schulbank hinweg seinen da maßgebend. Die Schüler lernen dies nun nebenbei.

Virtuelle Schule bereitet auf die Wirklichkeit der Berufswelt vor

Für sie hat das Ganze sogar noch einen zusätzlichen Reiz: 45 neue Laptops hat sich das Ernst-Barlach-Gymnasium zugelegt. Vorher gab es 16. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, findet Schüler Jan Luca (17), „so kann der Unterricht moderner, unkonventioneller werden.“

Doch längst sind am EBG nicht alle Lehrer von dem neuen Konzept überzeugt – sie greifen immer noch lieber zur Kreide als zur Webcam. Dass die neuen Programme noch einige Fehler aufweisen, trägt nicht gerade zu einer Änderung bei. Steht doch die Frage im Raum: Hilft das wirklich um das Lernen effektiver zu machen?

Jan Luca grinst und nimmt es locker: „Wenn man einmal festgestellt hat, was alles nicht funktioniert, kann man damit sinnvoll arbeiten“, Der Elftklässler will übrigens Ingenieurswesen studieren – um den Umgang mit Computern und internationale Vernetzung wird er nicht herum kommen. Das weiß er und deshalb findet er das Projekt gut. „Virtuelle Schule“ heißt für ihn: Schule, nah an der Wirklichkeit der Berufswelt.