Castrop-Rauxel. .

In der Schuldiskussion hat die Politik in Castrop-Rauxel bisher ein mehr als schlechtes Bild abgegeben. Das gilt für alle Parteien, und zwar durch die Bank ohne Unterschied.

Anstatt von Anfang an in dieser wichtigen Sache eine klare Richtung vor zu geben, wurde zugelassen, dass sich die Schulen aus Angst vor der drohenden Schließung erbittert und bis aufs Messer bekämpfen. Dabei hätte man doch eigentlich Lehren ziehen müssen aus den Fehlern, die schon in der Grundschuldiskussion gemacht wurden.

Und wie das auf die Schüler wirkt, über deren Kopf hinweg dieser Existenzkampf ausgefochten wird, interessiert auch niemanden. Die Politik nicht, die Lehrer aber auch nicht. Zurück bleiben verunsicherte Kinder und Eltern.

Die Krone der Unfähigkeit

Dem Ganzen die Krone an Unfähigkeit aufgesetzt hat jetzt aber der Schulausschuss in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag.

Man muss sich das mal klar vor Augen halten. Dieser Ausschuss ist das Fachgremium für alle Schulfragen. Die Fraktionsmitglieder, die in diesem Ausschuss sitzen, sollten – besonders in so einer brisanten Situation - nichts anderes machen, als sich Tag und Nacht darüber Gedanken zu machen, wohin der (Schul)Weg in Castrop-Rauxel künftig führen soll. Und zwar rechtzeitig v o r der Sitzung. Es war ja in den letzten Wochen auch Zeit genug, sich in etlichen Stellungnahmen in der lokalen Presse zu diesem Thema zu positionieren.

Natürlich sitzen in den Ausschüssen und im Rat der Kommunen keine Berufspolitiker, sondern Menschen, die einen Job haben und Politik eben nach Feierabend machen. Das entbindet sie aber nicht ihrer Verantwortung den Bürgern gegenüber, die sie gewählt haben.

Die Bürger als Leidtragende

Statt sich zu informieren, alle möglichen Wissensquellen anzuzapfen, sich so ein Bild zu verschaffen, um zum Schluss zu einer Meinung zu gelangen, haben die Fachpolitiker in diesem Fachausschuss jetzt gekniffen, sich vor der Verantwortung gedrückt. Indem sie ihrer Aufgabe nicht nachgekommen sind, der Politik im Rat zur endgültigen Entscheidung die Empfehlung des zuständigen Ausschusses an die Hand zu geben, haben sie sich selber ein Armutszeugnis ausgestellt. Schüler, Eltern und Lehrer sind weiter mit ihren Befürchtungen allein gelassen.

Entscheidung muss her

Das kann so nicht weiter gehen. Es gibt dochbei der Schulentwicklung im weiterführenden Bereich nur zwei Möglichkeiten. Entweder, man ist der Überzeugung, die Fridtjof-Nansen-Realschule ist mit ihrem neuen Konzept in der Lage, künftig auch Hauptschülern die bestmöglichen Bildungschancen zu vermitteln. Dann gibt es eben keine Sekundarschule. Oder nur eine im Süden der Stadt.

Oder aber, man hält die Kombination von Gymnasium und Sekundarschule für die beste Möglichkeit, wirklich allen Schülerinnen und Schülern künftig in der Europastadt ein optimales Paket an Schulbildung und Berufsvorbereitung bieten zu können

So oder so. Eine Entscheidung muss her. Von den Politikern. Dafür wurden sie gewählt. Von den Bürgern, vor denen sie jetzt so große Angst haben. Weil die ihre Stimme ja bei der nächsten Wahl einer anderen Partei geben könnten.

Entscheiden Sie!

Die Politik hat sich im Schulausschuss vor der Verantwortung gedrückt und die Entscheidung über die Gestaltung der Schullandschaft mal wieder vor sich her geschoben. Sie komplett an den Rat abgegeben.

Wie wär’s: Machen Sie, liebe Leserinnen und Leser, den Job der Politiker. Treffen Sie eine Entscheidung. Soll die Fridtjof-Nansen-Realschule erhalten bleiben, weil sie einen guten Ruf hat, bei Eltern und Schülern beliebt ist und auch den Hauptschülern künftig gute Bildung vermitteln kann?

Oder gibt schon allein der demografische Wandel (es wird immer weniger Kinder geben) die Richtung vor. Kann also nur die neue Sekundarschule die Lücke füllen und somit die Lösung für alle Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt sein?

Wir sind gespannt darauf, wie Sie entscheiden würden, wenn Sie anstelle der Politiker wären. Mailen Sie an redaktion.castrop-rauxel@waz.de