Castrop. Nach zweimonatiger Ermittlungspause begann am Freitag zum zweiten Mal der Mordprozess gegen einen Castrop-Rauxeler (26), der seine Frau im September 2008 mit einem Küchenmesser erstochen haben soll.
Im Bett seiner Gefängniszelle wache er nachts oft auf. Träume voller „Blut, sehr viel Blut” plagten ihn – Adel J. (26) – den Mann, der am Nachmittag des 5. September 2008 seine Ehefrau (23) in einer Wohnung an der Obersten Vöhde mit einem Messer getötet haben soll.
Am Freitag wurde die Verhandlung vor dem Schwurgericht in Dortmund nach einer zweimonatigen Ermittlungspause neu aufgenommen. Dabei ließ der Angeklagte sein heutiges Leiden wie auch jede andere Äußerung zum Tathergang, von seinem Verteidiger Knuth Meyer-Soltau vortragen. Man hatte vorab eine mehrseitige Erklärung vorbereitet, die Wort für Wort verlesen wurde. Er, der Angeklagte, habe seine Frau geliebt, hieß es da. Dass er unter ihrem Verlust leide, nie die Absicht gehabt habe, sie zu töten – obgleich er wohl eingestehen müsse, am Tatort gewesen zu sein. Und: Dass seine Frau durch seine Hand zu Tode gekommen sei.
Ihre Eltern waren gegen die Eheschließung
Erinnern könne er sich an den Tathergang aber nicht. Es sei für ihn unerklärlich, wie es so weit kommen konnte. Nur eines sei klar: Die Familie seiner Frau sei gegen die Ehe gewesen, habe er die junge Frau dafür doch aus einer Scheinehe befreit, die den Eltern tausende Euro eingebracht hätte. Zudem habe die Mutter ihre Tochter dazu gedrängt, ein Kind, das sie von dem Angeklagten erwartete, abzutreiben. Immer wieder hätte sie versucht, einen Keil zwischen das Paar zu treiben.
Zuletzt offenbar mit Erfolg: In der Anklageschrift von Staatsanwältin Carola Jakobs ist es ihre Trennungsabsicht, die als sein Mordmotiv gewertet wird. Heimtückisch soll er ein Küchenmesser mit 20 Zentimeter langer Klinge verborgen gehalten und dann unvermutet zugestochen haben. Die Ehefrau, sie hatte demnach keine Chance, verstarb noch am Tatort. Ihre Mutter und eine Schwester versuchten den Angriff abzuwehren, als der Mann plötzlich auch auf sie losging. Nur durch eine Not-OP konnte die Mutter gerettet werden; für die Staatsanwältin ein versuchter Mord.
Zur Anhörung von Mutter und Schwester kam es am Freitag nicht mehr. Der Prozess wird am 12. Mai im Dortmunder Landgericht fortgesetzt.