Castrop-Rauxel. . Das Netzwerk „FaireMetropoleRuhr“ zog jetzt eine Zwischenbilanz in Essen. dabei wurde deutlich, dass die Europastadt maßgeblich für andere Ruhrgebietskommunen ist.
Ein dreifaches Jubiläum war kürzlich der Anlass für eine Zwischenbilanz des Netzwerks „Faire Metropole Ruhr“ auf der Essener Zeche Zollverein: Vor 20 Jahren wurde der sogenannte Rio-Prozess gestartet, mit dem Klimaschutz und globale soziale Verantwortung in der internationalen Politik zum Thema wurden. Vor 20 Jahren wurde auch der Verein TransFair gegründet, der entscheidend dazu beigetragen hat, dass fair gehandelte Produkte mittlerweile in den meisten deutschen Einzelhandelsgeschäften zu finden sind.
Gemeinsame Verpflichtung
Und vor zwei Jahren verpflichteten sich sämtliche Ruhrgebietsstädte mit der Unterschrift ihrer Oberbürgermeister unter die „Magna Charta Ruhr“ dazu, künftig keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit mehr zu verwenden. Moderator Manni Breuckmann, selbst „Botschafter“ des Netzwerks „Faire Metropole Ruhr“, verwies darauf, dass weltweit inzwischen schon über tausend Städte als „Fairtrade-Stadt“ ausgezeichnet wurden.
Wichtig für das Image
„Castrop-Rauxel ist Vorbild für die anderen Ruhrgebietskommunen. Wir sind seit zwei Jahren Fairtrade-Stadt und würden uns freuen, wenn die anderen Städte uns folgen würden. Dafür arbeiten wir auch intensiv mit im Netzwerk Faire Metropole Ruhr“, so Markus Heißler vom Eine Welt Zentrum des Evangelischen Kirchenkreises. Der Eine -Welt-Koordinator ist Mitglied der Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt und Sprecher des Ruhr Netzwerks.
TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath betonte die Verbindung von Wirtschaft und Handel sowie Kommunen und Zivilgesellschaft bei der Weiterentwicklung der Idee des fairen Handels. In England – dort sei diese Idee geboren – seien jetzt schon über 500 Fairtrade-Städte ausgezeichnet: „Da gibt es schon einen Alltag des fairen Handels.“ Neben Kaffee und Tee spielten Blumen, Früchte und Säfte sowie Schokolade und Baumwolle eine wichtige Rolle im fairen Handel.
Andreas Peppel vom Einzelhandelsverband Westfalen-Münsterland zeigte auf, dass fairer Handel noch ein Nischendasein friste: Der Jahresumsatz betrage zwar mittlerweile rund 400 Millionen Euro, dem gegenüber stünde aber ein Gesamtumsatz von 400 Milliarden Euro im Handel.
„Immer mehr Einzelhändler haben aber inzwischen auch begriffen, wie wichtig faire Produkte im Regal für das Image sind und dass sich mit fairen Produkten sehr wohl Geld verdienen lässt.“ Hinzu komme die meist sehr hohe Qualität der Produkte. Der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau erklärte: „Wer mal Kinder im Steinbruch hat Steine klopfen gesehen, der weiß, dass da noch viel getan werden muss.“ Deshalb sei es selbstverständlich gewesen, dass die Ruhrgebiets-Oberbürgermeister die Magna Charta Ruhr gegen ausbeuterische Kinderarbeit unterzeichnet hätten.
Vera Dwors vom Netzwerk „Faire Metropole Ruhr“, benannte als nächstes Ziel: „Bis Ende 2012 wollen wir alle 53 Ruhrgebietsstädte und alle vier Ruhrgebietskreise auf den Weg zu Fairtrade-Stadt oder -Kreis gebracht haben.“ Bislang seien sieben Städte und der Kreis Wesel ausgezeichnet. Etliche weitere Ruhrgebietsstädte seien unmittelbar vor dem Start oder sogar schon kurz vor der Auszeichnung.
Seit 2009 Fairtrade Town
Castrop-Rauxel ist seit 2009 Fairtrade Town und gehört damit zu den ersten fünf Städten in ganz Deutschland, die diese Zertifizierung erreichten. Der Rat der Stadt Castrop-Rauxel hat bereits 1993 beschlossen, dass bei Sitzungen und öffentlichen Veranstaltungen fair gehandelten Kaffee angeboten wird.