Castrop-Rauxel. .

Sie sind jung und haben alle möglichen Zukunftspläne im Kopf. Aber wer macht sich mit 14 oder 15 schon Gedanken darüber, wie es ist alt zu sein? Neun Schülerinnen und ein Schüler der Johannes-Rau-Realschule haben es getan. Freiwillig und in ihrer Freizeit.

Die Jugendlichen haben an dem von der Caritas betreuten Kooperationsprojekt „Zusammen sind wir beide 100“ teilgenommen. Einmal in der Woche haben sie die Bewohnerinnen und Bewohner im St. Lambertus Altenzentrum an der Dortmunder Straße besucht und ganz intensiv Zeit mit ihnen verbracht. Eine nicht immer ganz einfache Annäherung über die Generationengrenzen hinweg. Aber sie hat den Jugendlichen viel gebracht, auch was ihre berufliche Orientierung angeht.

Melina will mit Kindern arbeiten

Melina Ince (15) weiß jetzt zum Beispiel, dass sie im sozialen Bereich arbeiten möchte. Allerdings lieber mit Kindern, nicht mit alten Menschen. Besonders die Erkenntnis, wie schnell sich ein alter Mensch innerhalb weniger Tage verändern kann, hat sie nicht unberührt gelassen. Für sie steht aber fest: „In meiner Freizeit werde ich die Bewohner hier in St. Lambertus auf jeden Fall weiter besuchen.“

Max hat die Demenz geschreckt

Die meisten Senioren und Seniorinnen auch im Altenzentrum St. Lambertus sind an Demenz erkrankt. Das hat Max Brandenburger ganz schön mitgenommen. „Die alten Leute auf der Station hier im Altenzentrum, die ich regelmäßig besucht habe, können sich an alle alten Liedtexte aus ihrer Kindheit und Jugend wunderbar erinnern. Aber mich haben sie jeden Tag aufs Neue nach meinem Namen gefragt.“ Die Erfahrungen, die der 15-Jährige durch den Umgang mit den Senioren gemacht hat, will er auf keinen Fall missen. Einen Beruf daraus zu machen, das kommt für ihn allerdings nicht in Frage.

Das meinen Sara und Rebecca

Ähnlich sehen das auch Sara Szymanczyk (15) und Rebecca Stern (14). Mit den Senioren Gesellschaftsspiele zu spielen, mit ihnen spazieren zu gehen oder sie im Rollstuhl zu fahren, hat beiden Spaß gemacht. Und auch das gemeinsame Singen, von Liedern übrigens, die die Jugendlichen alle nicht kannten, weil sie weit, weit vor ihrer Zeit „in“ waren.

Sara und Rebecca ist aber auch klar geworden, dass das Altwerden auch sehr unschöne Seiten hat. „Sich mit Krankheiten und dem Tod auseinander zu setzen, das ist schon schwierig“, meint dann auch Rebecca.

Zuerst die Theorie

Vor der Zeit im Altenzentrum gab es eine theoretische Vorbereitung auf den Umgang mit den Senioren für die jungen Teilnehmer des Projektes. Immer nach der Schule haben sie sich regelmäßig getroffen, um verschiedene Aspekte zu erfahren und zu diskutieren. Dabei ging es zum Beispiel auch darum, wie man mit einem an Demenz Erkrankten umgeht und dass man in einem Altenheim auch immer auf Krankheit und Tod vorbereitet sein muss. Oder auch, wie man ohne Worte miteinander kommunizieren kann, war ein Thema. Die Jugendlichen haben erfahren, dass man durch gemeinsames Singen und Spielen einander näher kommen kann, selbst, wenn Jahrzehnte zwischen den Beteiligten liegen. Und sie sind im Umgang mit dem Rollstuhl geschult worden. Danach begann dann die Besuchszeit im Altenzentrum.

Die Projekt-Betreuerinnen

Die Betreuung der Jugendlichen lag in den Händen von Realschullehrerin Catherine Bosse und Ute Hartung, die den Sozialdienst im St. Lambertus Altenzentrum leitet. Ein dickes Lob gab es von den Schülern am Ende des Projektes für beide. Melina bringt es auf den Punkt: „Wir waren von Anfang an super in den Alltag im Seniorenheim eingebunden. Nur so kann man Erfahrungen sammeln.“