Castrop-Rauxel. . Zum ersten Mal finden bei „Castrop kocht über“ so genannte Kopfhörerpartys statt. Beschwerden über zu laute Musik dürften damit der Vergangenheit angehören. Die Besucher machen die Spaß mit.

Wer auf der Suche nach einer guten Party ist, kann in der Regel einfach seine Ohren folgen. Je lauter die Musik, desto näher die Partylocation. Nicht so jedoch auf dem Altstadtmarkt. Am Mittwoch, dem Eröffnungstag von „Castrop kocht über“, wurde zum ersten Mal leise gefeiert. Grund dafür war die Kopfhörerparty „Sound in Silence.“

Etwas schüchtern sind sie anfangs noch, die sonst so feierwütigen Castrop-Rauxeler. Trotz Kopfhörern mit Partymusik auf den Ohren trauen sie sich nicht so recht, die Tanzfläche zu stürmen. „Der Anfang ist immer etwas schwierig“, weiß Veranstalter René Rosenkranz. Seit drei Jahren veranstaltet er die ungewöhnlichen Partys im Ruhrgebiet. Begonnen hat alles mit einem Lautstärkeproblem beim Musikfestival „Bochum Total.“ Rosenkranz: „Auch in Bochum gab es Beschwerden über die laute Musik in den Abendstunden. Da wir trotzdem weiterauflegen und feiern wollten, haben wir das Konzept der Kopfhörerpartys aufgegriffen.“

In anderen Ländern seien die Headphone (englisch für „Kopfhörer“) Events bereits weitaus populärer als bei uns. „Das System ist einfach“, erklärt Rosenkranz. „Jeder bekommt einen Kopfhörer, mit dem er über eine bestimmte Funkfrequenz zwei unterschiedliche Sender hören kann. Wir spielen querbeet alles, was tanzbar und mitsingbar ist, so dass für jeden Partygast etwas dabei ist.“ Die Mischung scheint zu stimmen. Die Castroper, die bereits Kopfhörer tragen, sind begeistert.

„Die Musik ist echt gut“, meint Magdalena May. Zusammen mit ihrer Freundin steht sie anfangs noch am Bühnenrand und wippt rhythmisch mit dem Fuß, bevor die beiden schließlich doch die Tanzfläche entern. Das Rampenlicht am Reiterbrunnen scheint zu Beginn der Party noch viele abzuschrecken. „Eine gewisse Hemmschwelle ist schon da“, findet auch Johannes Albers. Er tanzt lieber neben dem Bierwagen, sagt jedoch: „Wenn man sich aber einmal überwunden hat, macht das Tanzen echt viel Spaß.“

Als einziger in der Runde seiner Freunde trägt er bereits Kopfhörer und steckt auch sie bald mit seiner Euphorie an. „Die meisten Leute grinsen einen freundlichen an“, sagt er. Es sei tatsächlich ein sehr amüsantes Bild, die Kopfhörerträger beim Tanzen und Mitsingen zu beobachten – ohne zu wissen, was sie da gerade hören, pflichten ihm Tanja Stolzke und Lena Stülken bei. „Etwas gewöhnungsbedürftig“, findet das Ganze hingegen Berthold Lammers. „Ich rede beim Tanzen und Musikhören gern mit meinen Freunden“, sagt er und findet, dass dies bei der Dauerbeschallung durch die Kopfhörer gar nicht so einfach sei.

Trotzdem schwingt er sich nach einer kurzen Verschnaufpause am Bierzelttisch wieder aufs Parkett. Mittlerweile hat auch eine Gruppe Frauen die Bühne gestürmt. Jetzt, wo der Anfang gemacht ist, füllt sich die Tanzfläche zusehends. „Es ist total cool, zur Kopfhörermusik zu tanzen. Wenn die erste Scheu einmal überwunden ist, kann man sich einfach gehen lassen und man selbst sein“, freut sich Nina Jäger. Ihre Freundin Katharina Papp nickt zustimmend.

Sie ist begeistert davon, dass sie auf zwei Partys gleichzeitig tanzen kann, ohne den Ort wechseln zu müssen: „Ich kann einfach den Sender ändern und schon ist es, als sei ich auf einer anderen Tanzfläche. Besonders lustig finde ich, dass man an den Bewegungen der Leute gar nicht erkennt, zu welcher Musik sie feiern, bis man sie danach fragt.“

Die Kopfhörerparty „Sound in Silence“ findet auch am Samstag, 9. Juni, statt. Ab 21 Uhr werden die Kopfhörer vor dem DJ-Pult am Reiterbrunnen gegen eine Leihgebühr von vier Euro ausgegeben. Ab 22 Uhr, wenn die Konzerte auf der Hauptbühne vorbei sind, legen DJ René Rosenkranz und seine Kollegen auf. Offiziell darf bis Mitternacht gefeiert werden, bei einem Sieg der deutschen Nationalmannschaft am Samstag wird die Party jedoch verlängert.