Castrop-Rauxel.. Die kleinen krabbelnden Parasiten können Krankheiten übertragen – auf Mensch und Tier. Zwei Experten, Tierärztin Dr. Natalie Thurek und Hautarzt Dr. Karl-Heinz Brune, geben Ratschläge.
Jetzt lauern sie wieder im Unterholz oder an Grashalme geklammert, und halten Ausschau nach einem Wirt: Zecken, die blutsaugenden Parasiten. Sie verbringen rund 90 Prozent ihres Lebens mit dem Warten auf ein Opfer. Kommt schließlich eines des Weges, lässt die Zecke sich fallen oder abstreifen und sucht auf dem Körper nach der geeignete Stelle zum Stich. Das Blutsaugen beginnt.
Mit Vorliebe bei unsere Haustieren. Kommen Hund oder Katze vom Streifzug durchs Gebüsch zurück, kann man die kleinen Plagegeister mit dem rehbraunen Rücken mitunter übers Fell krabbeln sehen. Im dichten Haarkleid der Vierbeiner sind die Spinnentiere dann aber schnell verschwunden und treten erst beim nächsten Kraulen wieder in Erscheinung – dann nämlich, wenn die Fingerspitzen von Herrchen und Frauchen sie ertasten. „Schnell raus mit dem Blutsauger“, rät Dr. Natalie Thurek von der Tierärztlichen Praxis für Kleintiere am Westring. Denn wie beim Menschen kann die Zecke auch beim Tier Krankheiten übertragen.
Doch die gute Nachricht: Borreliose, die Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird, kommt aus tiermedizinischer Sicht nicht so häufig vor, wie es die immer wiederkehrende Präsenz des Themas vielleicht vermuten lässt. Bei Katzen sei die Krankheit nicht nachgewiesen, bei Hunde trete sie zwar auf, das aber auch eher selten, zeigt die Erfahrung der Tierärztin.
Doch die blutsaugenden Parasiten verbreiten neben der Borreliose noch weitere Krankheiten: Beim Hund ist das in unseren Breitengraden vor allem die Anaplasmose, auch eine Infektionskrankheit, deren Erreger die roten Blutkörperchen zerstört. Bei der Katze ist es die Hämobartonellose, die ebenfalls zur Blutarmut führt. Hält sich das Tier in anderen Regionen Deutschlands – oder gar im südlichen Ausland auf – können eine Reihe weiterer Krankheiten hinzu kommen.
Sicheren Schutz vor den kleinen Blutsaugern gewährleisten sogenannte Spot On-Medikamente, die der Katze oder dem Hund auf die Haut im Nacken geträufelt werden. Und zwar wirklich auf die Haut, und nicht nur ins Fell, wie Tierärztin Thurek betont. Dazu scheitelt man sorgfältig das Fell im Nacken und gibt dann die Lösung aus der Pipette direkt auf die Haut. Dabei, so rät die 43-jährige Expertin, sollte man aber nicht zu fest mit der Plastikpipette über die Haut streifen.
Das könnte leichte Verletzungen verursachen, in denen das Mittel dann brennen könnte – und das Tier beginnt sich zu kratzen. Leichte Hautirritationen würden mitunter kurz nach dem Auftragen auftreten, kratze sich das Tier ab nicht übermäßig, sei das in der Regel kein Problem, sagt die Tierärztin. Wichtig sei zudem, die Mittel regelmäßig wie vorgeschrieben (meist alle vier Wochen) aufzutragen – als Schutz vor Zecken etwa von März bis Oktober, als Schutz vor Flöhen ganzjährig. Dabei, so Tierärztin Dr. Natalie Thurek, schlage nicht jedes Mittel bei jedem Tier gleich gut an. Vor allem aber dürfe man ein Hunde-Präparat auf gar keinen Fall für eine Katze – oder umgekehrt – verwenden, da das auf eine Tierart abgestimmte Mittel für die andere Art giftig ist.
Gesundheitsrisiko Zeckenbiss beim Menschen – Hautarzt Dr. Karl-Heinz Brune rät
Prävention ist auch beim Menschen das A und O, sagt Hautarzt Dr. Karl-Heinz Brune. Wer viel in Wald und Wiese unterwegs ist, dem rät der Mediziner zu schützender Kleidung wie geschlossene Schuhe, lange Ärmel und Hosenbeine bis zum Knöchel. Diese kann man als zusätzlichen Schutz noch mit Fahrradklammern oder Gummibändern am Bein fixieren, um die kleinen Blutsauger am Eindringen zu hindern.
Zudem stellten Repellentien – Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden und die Zecke abwehren sollen – eine gute Hilfe dar. Erhältlich sind diese in Apotheken. Hat sich ein Holzbock aber doch mal festgesogen, empfiehlt Dr. Karl-Heinz Brune, den Parasiten vorsichtig mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange zu entfernen – und die Eintrittsstelle in der folgenden Zeit zu beobachten. Denn treten Rötungen an der Stelle auf, sollte man einen Arzt aufsuchen. „Wir geben bei dem geringsten Verdacht auf Borreliose die entsprechenden Medikamente“, sagt Dr. Brune. Denn: „Die Spätfolgen der Krankheit sind nicht unerheblich.“ Gelenkschmerzen, Leistungsabfall und eben die deutlich sichtbare Wanderröte sind nur einige der vielfältigen Symptome. Aber, schränkt der Hautarzt ein: „Nicht jede Zecke ist infiziert und nicht jede infizierte Zecke überträgt die Borreliose auch auf den Menschen.“
Besondere Vorsicht sollte man walten lassen, wenn man einen längeren Aufenthalt in Süddeutschland plane. Denn dort wird die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Form der Hirnhautentzündung, von der Zecke übertragen. „Anders als bei der Borreliose, bei der die Übertragung der Krankheit erst nach frühestens sechs Stunden beginnt, genügt hier ein kurzer Kontakt mit der Zecke, um die Krankheit zu übertragen“, sagt Dr. Brune. Wer also etwa einen Urlaub in Risikogebieten ins Auge fasst, sollte sich von seinem Hausarzt gegen FMSE impfen lassen – und das rechtzeitig, denn bis der Impfschutz vollständig greift, vergehen mehrere Monate.
Weitere Infos gibt es auf der Seite des Robert-Koch-Institutes