Castrop-Rauxel. .

Immer wieder wollten sie in den vergangenen Jahren das Opel-Werk in Bochum schließen. Immer wieder hielt er dagegen: Betriebsratschef Rainer Einenkel ist ein Kämpfer auf Marathonkurs, einer, der nicht aufgeben will.

Am Vorabend des 1. Mai traf er im Rathaus auf Vertreter aus Politik und Gewerkschaft und auf Bürgermeister Johannes Beisenherz. Eingeladen hatte der lokale DGB-Chef Udo Behrenspöhler, der lange Jahre als Opel-Betriebsrat mit Einenkel Büro an Büro arbeitete. Im Gespräch ging es um den Erhalt des Opelstandorts in der Nachbarschaft und damit auch um die 300 Castrop-Rauxeler, die ihren Arbeitsplatz in eben diesem Werk haben, das gefühlt seit 20 Jahren immer mal wieder geschlossen werden soll.

Rainer Einenkel ist ein kleiner, eher unauffälliger, schlank gebauter Mann. Man sieht in ihm nicht auf den ersten Blick den Kämpfer. Aber er ist ein sturer Hund, verbissen geradezu, wenn es um sein Werk geht. Und er ist jemand, das zeigt schon die Vergangenheit, der ständig auf der Hut sein muss, vor den Dingen, die da plötzlich wieder als Meldung durchs Dorf getrieben werden. So erst Ende März, als der US-Mutterkonzern General Motors bekannt gab, bei Opel hart durchgreifen zu wollen, um die Tochter aus den roten Zahlen zu führen. Vor allem zwei Werke stünden auf der Kippe: das britische Ellesmereport und das in Bochum.

Wir brauchen Eure Unterstützung

Jetzt ist Einenkel wieder auf der Hut, versucht Allianzen zu schmieden, Schulterschlüsse zu gestalten. Und er sagt offen: „Wir brauchen eure Unterstützung.“ Denn: „Es besteht die ganz reale Gefahr, dass unser Werk geschlossen wird.“ Was Einenkel übrigens für eine Entscheidung „ohne Sinn und Verstand“ hält, läuft doch in Bochum das Renner-Modell Zafira vom Band. „Nur wir hier können den Zafira bauen. Eine Schließung wäre also eine gigantische kaufmännische Fehlentscheidung.“

Kämpfer Einenkel setzt auf Widerstand durch geschlossene Reihen. Und er sieht Dinge sich wiederholen. „Allein sechs Schließungspläne, konkret durchgerechnet, liegen in meiner Schublade. Wir haben sie alle verhindern können.“

An den europäischen Markt gefesselt

Man sei von oben gefesselt an den europäischen Markt. „Sie geben uns keine Chance, auf dem außereuropäischen Markt zu verkaufen.“ Dabei wäre dies eine Chance, den Standort weiter zu sichern. Das habe auch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider zum Ausdruck gebracht, der jüngst auf der Belegschaftsversammlung sprach, was bei den „Kollegen sehr positiv angekommen ist“, so der stellvertretende Opel-Betriebsratsvorsitzende Murat Yaman.

Überhaupt die Kollegen: Was die in den vergangenen Jahren alles durchgemacht hätten, diese ewigen Aufs und Abs. Einenkel: „Seit vielen Jahren werden sie durch die Schließungsmeldungen beunruhigt. Das ist doch eine wahnwitzige Situation. Das macht die Familien krank und geht an die Lebensplanung.“ Doch wer ständig durchs Feuer geht, härtet auch ab. So beobachtet Einenkel zwar „eine Menge Verzweiflung, aber auch eine Menge an Widerstand“. Es herrsche komplett die Haltung vor: „Wir lassen uns das Werk nicht schließen.“

Teuerste Schließung aller Zeiten

Überhaupt „würde eine Schließung von Opel-Bochum für General Motors und Opel die teuerste Werksschließung aller Zeiten werden“, warnt Einenkel. Auch weil der Standort ein ehemaliges Zechengelände ist. „Da sind unglaubliche Umweltschäden drauf.“ Nur wenn man „es so lässt, dann ist es gut“.

Damit GM es sein lässt, ist Unterstützung nötig. Einenkel weiß genau, dass Detroit alle Meldungen über das Bochumer Werk genau registriert. „Die nehmen ernst, wie oft der Standort im Gespräch ist. Sie wissen, dass das Ruhrgebiet ein wichtiger Markt ist.“ Also, was tun?

Beisenherz sichert Hilfe zu

„Ich bin zu jeder Schandtat bereit“, sichert Bürgermeister Beisenherz Hilfe zu. Einheit schaffen ist das Stichwort, „dann werden wir wahrgenommen“, so Einenkel. Beisenherz will nun mit Bürgermeistern der Nachbarstädte eine Allianz schmieden, einen öffentlichen Aufruf schaffen, in dem für den Standort plädiert wird. Beisenherz: „Wir stehen an eurer Seite.“

Dem pflichtet auch Norbert Römer bei, Chef der SPD-Landtagsfraktion. „Dieser wichtige Standort ist alle Anstrengungen wert, erhalten zu bleiben. Aber: „Es geht nicht ohne GM. Die darf man nicht aus der Verantwortung entlassen.“ Und: „Wir reden über alles, was den Standort sicher macht, nicht über das, was ihn unsicher macht.“