Castrop-Rauxel. . Die Wanderung der Kröten ist zurzeit in vollem Gange. Experten des BUND beobachten Unterschiede zwischen den Amphibien und ihrem Verhalten im Norden und im Süden der Stadt.
Jetzt sind sie wieder unterwegs, mancherorts in Scharen und auch gerne Huckepack ziehen die Kröten, allen voran die Erdkröte, zu ihren Laichgewässern. Vor allem in den Abendstunden und bei entsprechender Witterung – warm und regnerisch – kommen die Amphibien hervor, nachdem sie aus der Winterstarre erwacht sind. Dabei bezeichnet Thomas Krämerkämper, beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Vorsitzender der AG Amphibien- und Reptilienschutz, die jetzige Wanderbewegung nur als Hauptsaision.
Auch Molche und Frösche sind unterwegs
„Denn“, so der Experte, „die Kröten wandern das ganze Jahr durch, etwa auch wieder zurück von ihren Laichplätzen.“ Auch die Molche und Frösche sind zurzeit unterwegs. Und das vor allem dort, wo es viele Feuchtflächen gibt, beschreibt Thomas Krämerkämper. Der Westring etwa Richtung Pöppinghausen sei ein bevorzugtes Wandergebiet der Erdkröte, an der angrenzenden Holthauser Straße seien vor allem Grasfrösche und verschiedene Molcharten zu finden. Um die Tiere vor todbringenden Autoreifen zu schützen, gibt es an zwei Stellen im Stadtgebiet Nachtsperrungen: Die Waltroper Straße mit Eschstraße in Henrichenburg und die Straße Im Finkenbrink in Becklem darf während der Krötenwanderung in der Zeit von 18.30 bis 7.30 nicht befahren werden.
Zudem hat der BUND an der Ritterhoferstraße, dort, wo die Emschergenossenschaft das Hochwasserrückhaltebecken für die Emscher errichtet, Fangzäune für die Kröten gespannt, die die Tiere hindern, die Straße zu überqueren. Hüpfen sie an den Zäunen entlang, landen sie nach wenigen Metern in einem Eimer und werden dann von den BUND-Helfern auf die andere Straßenseite getragen. „Zurzeit machen wir das nur zu zweit“, bedauert Thomas Krämerkämper und appelliert an Autofahrer, vorsichtig zu fahren.
Gerade Straßen, die durch das sonnige Wetter nun auch erwärmt werden, böten den Krötenmännchen beste Bedingungen: „Sie lassen sich auf dem erwärmten Asphalt nieder, können die Fläche gut überblicken und warten dann dort auf die Weibchen“, erklärt Thomas Krämerkämper. Kommt dann ein Auto, wird es für die Amphibien schnell gefährlich. Die Tiere von der Fahrbahn zu setzen, sei schon ratsam, sagt der Amphibienfachmann – allerdings stelle sich dabei immer die Frage, auf welche Seite der Straße das Tier wolle. Generell haben die Experten vom BUND beobachtet, dass die Amphibien in diesem Jahr wegen des Kälteeinbruchs Ende Januar/Anfang Februar etwas später – erst im März – unterwegs sind.
Auch innerhalb des Stadtgebietes verhalte sich die Population unterschiedlich, so Krämerkämper. Im Norden setze die Wanderung etwas eher ein, im Süden aber, der 50 bis 60 Meter höher liegt und daher kühler ist, seien die Kröten erfahrungsgemäß später dran. Auch die Arten unterscheiden sich je nach Region, erklärt Thomas Krämerkämper. Im Norden seien eher Graß- und Grünfrösche angesiedelt, im Süden der Feuersalamander und die Kreuzkröte, eine streng geschützte Art.
Für sie gelte wie für alle wildlebenden Tiere, dass sie nicht getötet oder mitgenommen werden dürfen – darauf weist Thomas Krämerkämper ausdrücklich hin und verdeutlicht: „Dadurch, dass Leute Amphibien für ihre Gartenteiche eingesammelt haben oder so mancher Lehrer Anschauungsobjekte für den Unterricht brauchte, sind uns hier in Castrop-Rauxel schon große Bestände abgefischt worden.“ Das Verbot gelte nicht nur für die ausgewachsenen Tiere, sondern auch für deren Laich. Wer es missachte, kann mit hohen Bußgeldern belegt werden, so Krämerkämper.
Die AG Amphibienschutz des BUND engagiert sich auch auf dem Gelände des zukünftigen Hochwasserrückhaltebeckens (HRB), das an der Rittershofer Straße in Ickern entsteht. Dort finden Amphibien vor allem in einem Altarm der Emscher durch die Abgeschiedenheit des Gelände beste Bedingungen. Mit der Renaturierung des Flusses sieht Krämerkämper zudem weiteres Potenzial für eine große Artenvielfalt.