Castrop-Rauxel. .

Die Diskrepanz kann kaum größer sein: Hier die 1000 Bürger, die den Dreck der Umweltfrevler aufsammeln und dort die Vandalen, die die schönen Dinge der Stadt und damit der Allgemeinheit mutwillig beschmutzen und zerstören.

So wurden übers „Platzverweis dem Dreck“-Wochenende auf dem Kulturplatz Leo zwei der fünf prächtigen Bodenstrahler aus der Verankerung gerissen und zerstört. Zudem beschmierten die Unbekannten auch die Stein-Gabionen, die den Platz eingrenzen. Schaden insgesamt: 2500 Euro.

Arnold Lange von der Stadtentwicklung, der gestern die Strafanzeige bei der Polizei stellte, ist ratlos. „Es ist sehr schade, dass einige Zeitgenossen noch immer nicht verstanden haben, dass sie mit diesen Zerstörungen der Gesellschaft schaden. Da kann man sich nur noch an den Kopf fühlen.“ Und auch für die Stadt, die in schwierigster Haushaltslage steckt, nicht weiß, wo das Geld für die Reparatur her kommt, „ist dies sehr, sehr schmerzlich“. Schmerzlich hätte es übrigens auch für die Randalierer werden können. Lange: „Die Anlage steht unter Strom, das ist gefährlich.“ Sein Appell: „Ich wünsche mir, dass die Bevölkerung wachsam ist. Zeugen sollen sich unbedingt meldet, wenn sie etwas gesehen haben.“

Ebenfalls vermehrtes Ziel unsinnigen Rabaukentums sind die 1200 Abfalleimer, die es im gesamten Stadtgebiet gibt. Erst kürzlich beklagte August Wundrok, Gewässerwart und Vorsitzender des DoCas-Blinker, im Umweltausschuss vehement eine unglaubliche Zunahme an sinnlosen und mutwilligen Zerstörungen und Verwüstungen an. Immer wieder würden Papierkörbe abgetreten, Gegenstände an und in Stellen entsorgt wo sie nicht hingehören.

Ebenfalls geradezu fürchterlich wurde am Grutholzteich zugeschlagen. Also an dem Teich, den die rührigen Amphibienfreunde mühsam und in langwieriger ehrenamtlicher Arbeit von Dreck und Beschädigungen gerade erst befreit hatten. Wundrok fassungslos: „Aus den neuen steinernen Randbefestigungen wurden über 40 der Steine herausgerissen und auf das Eis geschmissen.“ So wurde ein ganzes Moped im Grutholzteich versenkt. Aus dem abgerissenen Tank sei in der Folge Öl ausgelaufen und das Wasser verschmutzt worden.

Und natürlich sei auch ringsherum richtig gesaut worden, wendete sich der Gewässerwart hilfesuchend an die Ausschussmitglieder. „Es sieht überall aus wie im Schweinestall.“ Zum Beweis führte er an, dass erst kürzlich längs der Bahnlinie durchs Grutholz 40 blaue Müllsäcke gefunden wurden. Der Vandalismus, die Zerstörungswut nähmen seit anderthalb Jahren immer mehr zu. Und zwar in einem Ausmaß, das nicht mehr zu fassen sei. Zudem beklagte er die verbalen Umgangsformen, die „Sünder“ an sich haben, die ertappt werden. Kürzlich habe man Jugendliche von der Schillerschule angesprochen, die im Stadtgarten Müll entsorgt hätten. „Die wurden richtig ausfallend.“ Was tun?

EUV-Chef Michael Werner sieht die Vermüllung und Zerstörung als gesellschaftliches Problem: „Die Zerstörungswut ist da.“ Ein Mehr an Abfalleimern sei nicht die Lösung. Sein Tipp ist ebenfalls ein Appell an die Zivilcourage. Zeugen sollten zum Handy greifen und die Behörden informieren. „Nennen Sie Ross und Reiter, wir gehen dem nach.“ Natürlich verfüge der EUV über eine sogenannte Feuerwehrtruppe, die rund um die Uhr im Einsatz ist, um bei Zerstörungen tätig zu werden. Aber die Wirklichkeit sei eben auch so: Gerade den Rücken zugedreht, „ist eine halbe Stunde später wieder alles voll“.