Castrop-Rauxel. .

400 Menschen waren beim „Heimleuchten“ vor dem Dattelner Kraftwerksneubau dabei. Ebenfalls vor Ort: die Castrop-Rauxeler FWI und die Bündnisgrünen und viele weitere Kraftwerksgegner.

Viel zu sehen gab es in der einsetzenden Abenddämmerung nicht vom Kraftwerk, zumal es schon den ganzen Samstag ein bisschen diesig war und sich der gut 180 Meter hohe graue Turm kaum vom Himmel abhob. Die Landmarke, die sich selbst noch aus Wanne-Eickel oder Schwerte sehen lässt, ist aber nicht wieder weg – und genau das ist vielen Demonstranten ein Dorn im Auge der Demokratie.

Gut 400 Menschen, die sich in einer Sackgasse im Gewerbepark Emscher-Lippe versammelt haben. Ein Querschnitt durch die Gesellschaft sperrte die Straße, Familien mit Kindern, Landwirte, Umweltaktivisten. Das Ziel eint sie: „Datteln IV darf nie ans Netz“. Veranstaltet wurde das Treffen von einem Bündnis von Verbänden und Parteien aus Datteln, aber gerade auch aus Waltrop, wo sie seit Jahren gegen die Ausführung des Kraftwerkbaus kämpfen und die Hoffnung bis heute noch nicht aufgegeben haben.

Ganz vorne dabei: Der Dattelner Rainer Köster von der IG Meistersiedlung. „Heimleuchten bedeutet für uns, dass wir der Stadt Datteln, dem Land und dem Regionalverband den rechten Weg weisen wollen – denn Recht muss Recht bleiben.“ Für die Bürger aus der Zechenhaussiedlung rund um die Kinderklinik ist die Sachlage klar, „denn es gibt ja ein Urteil des obersten Verwaltungsgerichtes gegen den Kraftwerksstandort“. Für den pensionierten Polizisten Köster geradezu grotesk, dass Verwaltung und Politik das Urteil nicht umsetzen wollen.

Die Demonstrierenden setzen ein Zeichen, das man wohl am besten vom Kraftwerksgelände aus beobachten konnte, das am Samstag von besonders vielen Wachmännern gesichert wurde. Entlang des Dortmund-Ems-Kanals hat sich eine gut 600 Meter lange Menschenkette gebildet, Fackeln und Taschenlampen sorgen für Licht und Durchblick.

Ein durchaus beeindruckender Anblick. Eine der Taschenlampen wurde vom Dattelner Handwerker Marcel Knepper gehalten, der, obwohl er in keiner Organisation fest verankert ist, seine Meinung zum Kraftwerk hat: „Das Kraftwerk ist eigentlich in Ordnung, wenn man es an die richtige Stelle gebaut hätte.“ Für alle müsse doch das selbe Recht gelten.

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz sind es aber nicht nur juristische Gründe, die gegen Riesenkraftwerke wie die Datteln und Lünen sprechen, sondern auch ökologische und ökonomische, wie Dirk Jansen auf der Kundgebung lautstark verkündet. „Ein Grundlastkraftwerk, das Stunde für Stunde am Netz ist, hat in einem zukunftsfähigen Energiesystem keinen Platz mehr“, gibt er zu bedenken und spricht sich vehement für kleine, flexible und umweltfreundliche Gas-Kraftwerke aus, die neben den Erneuerbaren Energien für den Grundumsatz sorgen könnten.

Nach dem Fackelzug, als es stockdunkel geworden ist, gibt es im Schatten des Kühlturms nicht nur eine Bratwurst, sondern auch Diskussionsstoff. Denn die Stadt Datteln hatte am Wochenende eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sich die Verwaltung für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das Kraftwerk rechtfertigt.

Auch die Stadt beansprucht für sich: „Recht muss Recht bleiben“.

Im November 2007 wurde der Grundstein für eines der „modernsten Steinkohlekraftwerke“ gelegt, die Kritik an dem Milliarden-Projekt war anfangs leise, kam nur aus Waltrop. Nach und nach aber formierten sich auch in Datteln Menschen, gegen das Kraftwerk („ein Schwarzbau“) vorzugehen.