Castrop-Rauxel. .
Die mögliche Ausweitung des Rauchverbots auf alle Kneipen in Nordrhein-Westfalen bedroht die Existenz von traditionellen Gaststätten, in denen der blaue Dunst jetzt noch kräftig wabert. Auch in Castrop-Rauxel wären zahlreiche Betriebe von der schärferen Verordnung betroffen.
Sorgen beim Bierteufel
Beim Bierteufel könnten sogar die Lichter ausgehen, sollte es wie von der Landesregierung geplant, eine Verordnung nach bayrischem Vorbild geben. „Milly“, wie sie von ihren Stammkunden genannt wird, müsste ihre Gäste für jede Zigarette vor die Tür schicken. Und damit würden die Probleme erst beginnen. „Wenn unsere Gäste zwischen vier und fünf Uhr das Lokal verlassen, regen sich die Nachbarn schon auf“, weiß die Wirtin aus Erfahrung. Beschwerden von Anwohnern gibt es an Wochenenden etwa, wenn die Kneipengäste das Lokal des Nachts verlassen und dann noch eine Weile vor der Gaststättentür verweilen und plaudern.
Käme das Rauchverbot, dann stünden in den Abendstunden wohl permanent Menschen vor dem Bierteufel. Da ließe der Konflikt mit den Anliegern nicht lange auf sich warten. „Hinzu kommt dann auch noch die Geruchsbelästigung“, stellt Milly fest. Der Qualm steigt schließlich nach oben. Ist ein Fenster geöffnet, dringt der Geruch in die anliegenden Wohnungen ein.
Bauliche Veränderungen, wie ein vorgelagerter Wintergarten, sind nicht möglich. Und im Inneren der Schenke ist eine Abtrennung für Tabakkonsumenten auch keine Option. Glastüren, die in manchen Restaurants Raucherbereiche abtrennen, reichen laut gesetzlicher Bestimmung dann nicht mehr aus.
Protest der Stammgäste
Die strenge Auslegung stößt bei den Bierteufelgästen auf Unverständnis. Ihren Unmut dokumentiert eine ellenlange Unterschriftenliste, die in der Kneipe ausliegt. „Zuspruch bekommen wir sogar von unseren nicht rauchenden Gästen“, sagt die Wirtin.
Schon die erste Gesetzesneuerung zum Rauchverbot vor einigen Jahren erforderte bei so manchen Bierlokalbetreibern Kreativität. So firmiert der Bierteufel offiziell als Raucherclub. Die Gäste besitzen Clubausweise. Mit diesem Kniff waren die Raucherkneipen vorerst sicher. Doch künftig nützt dies nichts mehr. Hoffnung für ihren Betrieb schöpft Manuela Miller aus der kämpferischen Haltung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Kreis Recklinghausen. NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje hält das Vorhaben der Landesregierung für „zu starken Tobak“. Sie befürchtet dadurch ein Kneipensterben im Kreis Recklinghausen. „Die Pläne der Landesregierung setzt die Kneipenlandschaft und damit auch ein Stück Kultur aufs Spiel. Zur Eckkneipe gehören das Bier und die Frikadelle genauso wie die Zigarette“, so die NGG-Geschäftsführerin. Das, meint auch Manuela Miller, könne sie zu hundert Prozent unterstreichen.