Castrop-Rauxel. . Die Mitarbeiter des öffentlichen Diensts haben mit ihrem ganztägigen Streik ein Zeichen gesetzt. Kein Bus fuhr, eine Kindertagesstätte arbeitete nur in Notbesetzung und einige Sparkassen-Filialen blieben geschlossen.

Wie ein Warnschuss hat der von der Gewerkschaft Verdi initiierte Streik in Castrop-Rauxel gewirkt. Der Nahverkehr kam gänzlich zum Erliegen, ein Familienzentrum arbeitete nur mit Notbesetzung und Mitarbeiter der städtischen Verwaltung legten ihre Arbeit nieder.

Busfahrer streiken 24 Stunden

Öde und verlassen wirkt der Busbahnhof am Streik-Mittwoch. Kein einziger Bus verkehrt hier, um Passagiere zu befördern. Ruth Möllenhoff kommt gerade vom Frisör, will wieder zurück nach Hause zum Schellenberg. „Gerne wäre ich mit dem Bus gefahren“, sagt die 77-jährige Rentnerin. Zwar geht sie an Krücken, den Fußweg scheut sie jedoch nicht. „In einer halben Stunde bin ich zu Hause“, sagt sie. Klar, von dem Streik habe sie im Grunde schon gewusst, nur hatte sie heute einfach nicht mehr daran gedacht. Für die streikenden Busfahrer hat sie Verständnis und auch den längeren Fußweg nimmt sie in Kauf. „Bergauf ist einfacher als bergrunter“, erklärt sie lächelnd.

Viele Busfahrer, die Castrop-Rauxel üblicherweise in Bewegung halten, haben ihre Streikposten auf dem Betriebshof der DSW21 bezogen. Die Einfahrt zum Busdepot haben die Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs mit einem ihrer Gefährte blockiert. Darauf die Werbung für eine Billigfluglinie „Nix, wie weg“, so der Werbeslogan. Davon ist bei der Belegschaft nichts zu spüren. Geradezu rummelig geht es in den Gebäuden der DSW21 zu. Die Mitarbeiter sind in unzähligen Gesprächen vertieft, es liegen Listen aus, in die sich die Mitarbeiter eintragen.

Mittendrin: Frank Tischler. Er ist der Vertrauensleutesprecher des Betriebshof Castrop. Beim Streik zieht die gesamte Belegschaft mit. „Gerade kommen die Kollegen von der Frühschicht rein und erzählen uns, was sie in Dortmund erlebt haben“, sagt er. Die Arbeitsniederlegung beim in der Europastadt wichtigsten Verkehrsunternehmen hat um 3.30 Uhr begonnen. „Wir machen das 24 Stunden“, so Tischler. Die Stimmung unter den Streikenden ist positiv. Ungewissheit, aber auch Hoffnung herrscht unter den Beschäftigten vor. „Mindestens 200 Euro mehr im Monat“ - darauf hoffen Tischler und seine Arbeitskollegen.

Kindertagesstätte im Zeichen des Streiks

Die selbe Forderung äußert Claudia Berg, Leiterin des städtischen Familienzentrums Mikado. „Gerade für unsere Berufsgruppe wäre dies nur gerecht“, sagt sie. Von ihren 14 Mitarbeitern streiken acht. Daher halten die verbliebenen Erzieherinnen mit einer Notbesetzung den Betrieb aufrecht. Die meisten Eltern, so die Einrichtungsleiterin, hätten Verständnis für die Kindergärtnerinnen. Kurzfristig haben die meisten von ihnen ihre Kinder woanders untergebracht. Von den 76 Mädchen und Jungen sind diesmal nur 16 da.

Die Auswirkungen des Streiks machen auch nicht vor den Geschäftsstellen der Vestischen Sparkasse Halt. In Castrop-Rauxel sind deswegen vier geschlossen. Doch der Geschäftigkeit in der Hauptstelle tut dies keinen Abbruch. Bankdirektor Rainer Kruck: „Bisher habe ich keine kritischen Stimmen vernommen“, sagt der Bankier. Die meisten Kunden sind vorgewarnt. Informationen zu den geschlossenen Filialen hatte das Bankhaus zuvor über Zeitung, Facebook und die eigene Internetseite verbreitet. „Die Bürger waren gut vorbereitet“, sagt Christian zum Schilde von der Sparkasse.

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