Castrop-Rauxel. . Der Umgang mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus war am Montagabend das Thema einer Diskussionsveranstaltung, zu der die SPD Castrop-Rauxel in die Kurbel eingeladen hatte. Die Grundlage für den ebenso wichtigen wie interessanten Diskurs bildete der Kinofilm „Die Kriegerin“ – eine drastische, schockierende und zugleich wachrüttelnde Darstellung des rechtsextremen Milieus.
Im Zug entlädt sich ihr stumpfer Hass. Die Clique pöbelt ein asiatisches Paar an. „Das ist Deutschland, Mann, verpiss’ dich“, brüllt die junge Frau, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Nazibraut“ trägt. Ihr Freund – den Schädel kahl rasiert – schlägt zu, tritt zu.
Wenn Sie in diesem Zug, in diesem Abteil säßen, was würden Sie tun? Wegschauen? Eingreifen? Hilfe holen? „Es muss zu einem Reflex werden, dass man in solchen Situationen nicht erst lange nachdenkt, sondern eingreift“, betonte Bürgermeister Johannes Beisenherz. „Wir müssen uns selbst viel mehr reflektieren“, sagte auch CDU-Chef Michael Breilmann. „Wir müssen uns fragen, wie wir uns verhalten würden, und wie wir uns verhalten sollten.“
Der Umgang mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus war am Montagabend das Thema einer Diskussionsveranstaltung, zu der die SPD Castrop-Rauxel in die Kurbel eingeladen hatte. Die Grundlage für den ebenso wichtigen wie interessanten Diskurs bildete der Kinofilm „Die Kriegerin“ – eine drastische, schockierende und zugleich wachrüttelnde Darstellung des rechtsextremen Milieus.
„Verdeutlichen, wie schnell man in den braunen Sog geraten kann“
„Es ist interessant, zu sehen, wie Menschen überhaupt dorthin abdriften“, sagte Beisenherz vor gut 40 Besuchern. „Es sind gebrochene Charaktere.“ Junge Menschen, die in der Familie, in der Schule, in der Gesellschaft keinen Rückhalt finden. „Deshalb brauchen wir soziale Auffangnetze“, betonte der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Rajko Kravanja. Es sei Aufgabe der Gesellschaft, Aufgabe der Politik, diesen jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen.
„Als Stadt – und da insbesondere die Schulen – müssen wir zudem aufklären, informieren, die Strukturen aufzeigen und verdeutlichen, wie schnell man in den braunen Sog geraten kann“, ergänzte Michael Breilmann, für den die Teilnahme an der SPD-Veranstaltung eine Selbstverständlichkeit war. „Bei diesem Thema geht es nicht um Parteipolitik“, betonte der Christdemokrat. „Hier geht es um die Grundfeste der Demokratie, da haben wir zusammenzuarbeiten.“
Dass diese parteiübergreifende Kooperation funktioniert, wurde nur zu deutlich, als es um den Umgang mit Rechtspopulisten ging. Hier besteht Einigkeit darin, sie mit ihren Anträgen ins Leere laufen zu lassen, sie entweder zu ignorieren oder sie – wenn nötig – zu entlarven. „Wir haben in unserem Stadtrat auch Rechtspopulisten“, erklärte Rajko Kravanja. „Und denen lassen wir keinen Zentimeter Platz.“ Hinter einer vermeintlich gut bürgerlichen Fassade versteckten sie ihre reaktionäre, islamophobe Programmatik.
Die Strategie der Rechtspopulisten: „Mit Anträgen wollen sie den demokratischen Betrieb aufhalten, die Arbeit des Gremiums behindern und Demokratie vorführen“, berichtete Susana dos Santos, SPD-Ratsfrau aus der Domstadt, von ihren Erfahrungen mit „Pro Köln“. Dos Santos weiter: „Deshalb haben die demokratischen Parteien vereinbart, es nicht zuzulassen, dass der Rat missbraucht wird.“ Somit laute die Devise: „Wir können Pro Köln-Anträge nicht verhindern, aber wir lehnen sie ab.“
Der Film „Die Kriegerin“
Der Film „Die Kriegerin“ von Regisseur David Wnendt handelt von Marisa. Marisa ist Anfang 20, Neonazi und rast durch die Welt wie ein offenes Rasiermesser. Sie ist aggressiv, hasst Ausländer, den Kapitalismus und die Polizei. Doch als die bürgerliche Svenja in ihre Clique drängt und sie auf den afghanischen Flüchtling Rasul trifft, setzt sich eine Kette von Ereignissen in Gang, woraufhin Marisas Weltbild ins Wanken gerät.