Castrop-Rauxel. .
Sie sind selten. Sie stehen nur alle vier Jahre im Kalender. Sie bekommen Geschenke meistens entweder zu früh oder zu spät. Und in einem Jahr wie diesem machen sie vor lauter Freude ganz groß Party. Drei Schaltjahrkinder erzählen.
„Ich werde heute 40. Aber eigentlich bin ich ja erst zehn. Das kann ich mir jetzt immer sagen, wenn mir die vier vor der null unheimlich wird. In diesem Jahr mache ich eine große Party - wir haben ein Vereinsheim gemietet, Essen bestellt, Musik, das ganze Programm. Ist ja auch das erste Mal seit langem, dass ein runder Geburtstag in ein Schaltjahr fällt. Sonst hat man ja gar nicht so richtig. Meistens feiere ich dann am 1. März. Aber es gibt immer Leute, die auch schon am 28. Februar anrufen. Als Kind habe ich das noch gar nicht so geschnallt, dass ich ein Schaltjahrkind bin. Und dann gewöhnt man sich mit der Zeit daran. Die letzten Jahre waren wir auch immer im Skiurlaub in diesen Tagen, da war das mit dem Geburtstag sowieso nicht so wichtig. Ist ja auch so. Wenn man älter wird, ist das nicht mehr so wichtig mit dem Geburtstag.“
„Ich werde heute 28, aber wir machen nichts besonderes. Ein bisschen mit der Familie feiern, aber das war’s auch schon. Ich habe ja zwei kleine Kinder, die eine ist vier, die andere zwei. Da hat man nicht so den Kopf für eine große Fete. Für mich ist das mit dem Schaltjahr auch gar nichts Großes mehr. Ich habe mich da längst dran gewöhnt. Sonst feiern wir am 1. März, und heute eben am 29. Februar. Nur Vorfeiern, das gibt’s nicht. Da hat mein Vater immer großen Wert drauf gelegt. Vorfeiern bringt Unglück. Ich bin aber ganz froh, dass meine Kinder nicht am 29. Februar geboren sind. Ein bisschen blöd ist das ja schon, gerade für Kinder. Man muss halt immer was erklären.“
„Ich heiße Lorenz Krah und bin am 29.2.1996 geboren. Damals wurden im Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel gleich zwei Schaltjahreskinder geboren. Dafür war ich mit meiner Mutter ganz groß in der Zeitung. Nach vier Jahren hat sich die Zeitung noch einmal gemeldet und ein Foto gemacht. Ich musste da vier Kerzen auf meinem Geburtstagskuchen auspusten. Der Artikel über mich hat dann viele Jahre in meiner Kinderrgartengruppe gehangen, auch noch, als ich schon in der Schule war. Und Radio fiv hat damals ein Interview mit meiner Mutter geführt. Meinen Geburtstag feiern wir jedes Jahr am Tag nach dem 28. Februar, also drei Jahre am 1. März und alle vier Jahre am 29. Februar. Dieses Jahr kommen am 29. meine Verwandten, und am Wochenende mache ich mit meinen Freuden eine große Party. Es ist schon etwas Besonderes, an einem Tag geboren zu sein, den es nur alle vier Jahre gibt.“
Ob in diesem Jahr noch mehr Schaltjahrkinder zur Welt kommen, ist ungewiss. „Geplant ist bisher nichts“, bestätigen die beiden Castroper Krankenhäuser. „Aber man weiß ja nie.“ Auch heiraten möchte an diesem Tag nur ein Paar. „Aber das ist mehr eine pragmatische Entscheidung und hat nichts mit dem Datum zutun“, sagt Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann. Zurzeit leben in Castrop-Rauxel 51 Schaltjahrkinder, das jüngste ist zwölf und das älteste 89 Jahre alt.