Castrop-Rauxel. .

Als Bassist Michael Grimm Ende der Siebziger 16 oder 17 war, wählte er per Postkarte den Titel „Bock auf Rock“ (1977) von Franz K. an die Spitze der damals legendären WDR-Schlagerrallye. Da hätte er sich noch nicht träumen lassen, dass er heute selbst in der Wittener Band spielt.

Es ist zehn Uhr, für Bandmusiker und manche Journalisten noch früh am Morgen. Vielleicht liegt’s am Alter, jedenfalls wirkt der Mann, der Franz K. 1969 in Witten aus der Taufe hob, ziemlich ausgeschlafen. Vielleicht sogar unsterblich? „Nee, das natürlich nicht“, sagt Stefan Josefus (64) lachend, der Schlagzeuger der Deutschrock-Band, die mit dem frühem Tod seines Bruders Peter im Jahre 1997 – er starb mit 46 Jahren an Lungenkrebs – ein vorläufiges Ende erlebte. Heute ist Franz K. wieder da und steht vor der Veröffentlichung des dritten Albums seit dem Comeback im Jahr 2009. Der Titel der neuen Platte lautet „Unsterblich“.

Aber zurück zum Bassisten und Sänger Michael Grimm, mit 47 Jahren heute der Jüngste im Trio, der per Zufall zu Franz K. kam. Mit einer Coverband spielte er 2007 in der Zeche Stücke der Wittener Gruppe und so kam schließlich eine gemeinsame Probe zustande. „Ich habe mich unheimlich gefreut“, sagt Grimm, der in den 1990er-Jahren die Saiten für die Achtziger-Erfolgsband Extrabreit („Polizisten“) bearbeitete. In den Wittener Saalbau lud der fröhliche Stefan Josefus mit den langen grauen Haaren gemeinsam mit Dr.. Michael Kohlmann (58) von der Stiftung Solidarfonds NRW. Die kümmert sich seit vielen Jahren in Castrop-Rauxel und inzwischen auch in Witten um Arbeitslose und um Schüler, die gar nicht erst arbeitslos werden sollen. So ließ sich der studierte Lehrer Stefan Josefus denn auch nicht lange bitten, als er um einen Beitrag für Stiftungsprojekte wie die Lernpaten (Studenten geben Gesamtschülern Nachhilfe) oder Unternehmenspaten (Betriebe unterstützten Jugendliche) gefragt wurde. Scheckübergabe war ihm aber zu langweilig.

Deshalb einigte man sich auf ein Benefizkonzert („Rock-Party im Pool“) am 1. September im Parkbad Süd in Castrop-Rauxel – erstmals als Auftakt für die schon traditionelle Solidarfonds-Schlagerfete am 2. September. Zusammen mit Franz K. werden unter anderem Geier Sturzflug und vielleicht auch die Kölner Brings die Verstärker aufdrehen.

Neben dem Konzerterlös überweist Franz K. die Download-Erlöse aus der Single-Auskopplung des neuen Albums an die Stiftung. Das wird der Titel „Auf dem Weg nach Hause“ sein. Franz-K.-Vater Stefan Josefus, der an seiner Seite nach wie vor Gitarrist und Mitbegründer Mick Hannes (60) weiß, scheint längst angekommen zu sein. Nach der Pause, die er sich nach dem Tod seines Brudes gönnte, hat er wieder Spaß an der Musik, wirkt zufrieden. Über 30 Konzerte hat Franz K., die ein bisschen softer geworden sind, seit ihrem Comeback wieder gegeben. Ein Hit wird am 1. September in Castrop-Rauxel nicht fehlen: „Geh zum Teufel“ (1978), die deutsche Version von Satisfaction. Weil sie keine Rechte für den Stones-Klassiker hatten, legte Franz K. im Nachhinein die Worte des Schlagertexters Kurt Pfeltz darunter, der die Erlaubnis besaß. Mit dem Zusatz: Spezieller deutscher Text Stefan Josefus. Franz K. könnte noch viele solcher Dönekes erzählen. Kein Wunder, wenn man seit über 40 Jahren Musikgeschichte schreibt.

Die Rockparty der Solidarfonds-Stiftung findet am 1. September im Parkbad-Südbad statt, die Schlagerparty u.a. mit dem Wendler, Olaf Henning, Jürgen Drews, Chris Roberts und Kristina Bach am 2. September. Der Eintritt für beide Konzerte kostet jeweils 19,90 Euro, die Kombikarte 34,90 Euro. Der Vorverkauf beginnt im März.