Castrop-Rauxel. . Bei minus zehn Grad geht draußen gar nichts mehr. Zum Glück gibt es in Castrop-Rauxel keine Obdachlosenszene wie in vielen anderen Nachbarstädten. Dies bestätigt die Geschäftsführerin der Caritas, Veronika Borghorst .

Keine neue Nachricht gibt es über den Verbleib der vermissten Gerda N., die am Sonntag Nachmittag gegen 16 Uhr das Geros-Seniorenzentrum an der Holzstraße verlassen hat und seitdem gesucht wird. Die Chance, bei diesen extrem eisigen Temperaturen draußen zu überleben, ist gleich Null. Was ist mit denen, die in dieser Stadt kein wärmendes Dach überm Kopf haben, die die Straße als Wohnort nutzen, also den Obdachlosen?

Nun, ganz klar ist: Bei minus zehn Grad geht draußen gar nichts mehr. Zum Glück gibt es in Castrop-Rauxel keine Obdachlosenszene wie in vielen anderen Nachbarstädten. Dies bestätigt die Geschäftsführerin der Caritas, Veronika Borghorst gegenüber dieser Zeitung. „Die klassischen Wohnungslosen gibt es in Castrop-Rauxel nicht, die schlagen hier nicht auf.“ Wer hier wohnungslos sei, so die Erfahrung, schlafe beispielsweise bei einem Freund oder einer Freundin „bis sie sich zerstritten haben“.

Tasse Tee und mehr

Auch wenn die Straßenszene hier nicht anzutreffen ist, so gibt es denn doch beliebte Treffpunkte. Ein Beispiel ist die Suppenküche der Caritas am Biesenkamp, die auch von dem Klientel der Wohnungslosen besucht wird. Momentan, so Borghorst, werde sie sogar „sehr gut genutzt“. Hinzu kommt der Begegnungsraum, in dem es warm und gemütlich ist, in dem die Besucher immer eine warme Tasse Tee oder Kaffee vorfinden.

Zudem gibt es belegte Brötchen für den kleinen Hunger und jede Donnerstag das äußerst beliebte Frühstück. „Das ist deren Wohnzimmer“, schmunzelt Borghorst, und das wird rege genutzt, auch wenn „eigentlich alles in einem sehr verträglichen Rahmen stattfindet“. Aber eben auch: „Die sitzen oft schon da, wenn ich ins Büro komme.“ Zwar gilt die offizielle Öffnungszeit des Begegnungsraums, in dem natürlich gerne untereinander geplauscht wird, von 9 bis 14 Uhr, doch aufgrund des Andrangs werden die Türen morgens bereits um 8.15 Uhr geöffnet.

Dass in der Suppenküche in den vergangenen Tagen die eine oder andere Kelle mehr über die Theke gereicht wurde - im Schnitt kommen 25 bis 30 Personen -, hatte weniger mit der aktuellen Kälte, denn mit dem Monatsende zu tun. Borghorst: „Dann wird sie halt tendenziell mehr genutzt.“

Auch bei der Stadt lässt sich aufgrund der Kältewelle „kein verstärkter Zulauf feststellen“, so Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann. Allein an drei Standorten werden für Wohnungslose oder Obdachlose entsprechende Unterkünfte bereit gehalten: an der Bergstraße, der Franzstraße und ein Männerwohnheim an der Harkortstraße. Die Wohnungen und Räume werden Alleinstehenden und Familien im Fall der Wohnungslosigkeit zur Verfügung gestellt.

Ein Fall, der schneller eintreten kann als man denkt, zumal es jeden treffen kann, beispielsweise bei einem Wohnungsbrand. Insgesamt hält die Stadt rund 100 Plätze für solche Notfälle bereit. Doch die sind derzeit beileibe nicht ausgebucht. Hilleringmann: „Es ist genug Platz da.“ Und der übers Radio verbreiteten Bitte des Landes, mit geeigneten Maßnahmen den Obdachlosen zu helfen, komme man sehr gerne nach. „Das Land läuft bei uns offene Türen ein.“