Castrop-Rauxel. . Die Reisevereinigung Castrop-Rauxel feiert 2012 ihr 100-jähriges Bestehen. Trotz schwindender Mitgliederzahlen schaut die RV recht optimistisch in die Zukunft.

Das „Rennpferd des kleinen Mannes“ hat in der Vergangenheit an Zugkraft verloren. Auch gegenwärtig sinkt die Zahl der Brieftaubenzüchter. Zugleich steigt die Sorge um den Nachwuchs.

Dennoch: Die Reisevereinigung Castrop-Rauxel 1912 schaut im Jahr ihres 100. Geburtstags recht optimistisch in die Zukunft. Sie wollen Kräfte bündeln, eine Art Zentrum des Brieftaubensports für die Region schaffen. „Aktuell ist es so, dass wir eine neue Bleibe suchen“, erklärt der Vorsitzende der Reisevereinigung, Manfred Wöhrmann. „Unser Vertrag für die Halle an der Lippestraße in Habinghorst läuft nämlich im Jahr 2013 aus“, fährt Wöhrmann fort. Und da auch die Vereine in den umliegenden Städten zunehmend schrumpfen und aus diesem Grund fusionieren, suchen die Castrop-Rauxeler Züchter ein Domizil, in dem die Brieftauben-Freunde aus der gesamten Umgebung zusammenkommen können.

„Wir wollen hier schon Mittelpunkt sein, weil wir im Vergleich zu benachbarten Vereinigungen stärker sind, was die Mitgliederzahlen anbelangt“, betont Wöhrmann. Zudem sei Castrop-Rauxel verkehrstechnisch sehr gut angebunden. „Deshalb wollen wir jetzt versuchen, hier eine Werkhalle mit ausreichend Parkmöglichkeiten zu finden, um unser Vorhaben in die Tat umzusetzen“, sagt der RV-Vorsitzende, dem genau wie allen Brieftaubenzüchtern daran gelegen ist, die gute alte Tradition des Ruhrgebiets zu erhalten. Doch allzu rosig sieht es nicht aus.

„Früher gab es in den Kolonien bis zu vier Schläge in einem Haus“, erzählen Peter Ortmann und Willi Reckmann, ebenfalls Vorstandsmitglieder der Reisevereinigung. Seine Blütezeit erlebte der Sport laut Verband Deutscher Brieftaubenzüchter in den 60er Jahren. Doch dann folgte der Abwärtstrend. Der ging im Ruhrgebiet vor allem mit dem Zechensterben einher.

„Wir hatten in der Europastadt bis 1987 drei Reisevereinigungen“, berichtet Wöhrmann. So gründete sich 1912 die RV Union, heute RV Castrop-Rauxel. 1925 folgte die Konstituierung der Reisevereinigung Nord in Habinghorst, 1952 die der RV Emschertal-Ickern. Wöhrmann: „1987 fusionierten Nord und Emschertal.“ 1991 dann der nächste Zusammenschluss, bedingt durch sinkende Mitgliederzahlen: Nord-Emschertal fusionierte mit der Vereinigung Union.

„1974 hatten wir in Castrop-Rauxel fast 1000 reisende Schläge“, betont Manfred Wöhrmann und fügt hinzu: „Heute sind es noch 75 Mitglieder.“ Und die Zahl der jungen Taubenfreunde sei verschwindend gering. Willi Reckmann, zweiter Vorsitzender: „Der Altersdurchschnitt liegt bei circa 60 Jahren.“ Es sei deutlich schwieriger geworden, auch Jugendliche für dieses Hobby, zumeist tradiert von Generation zu Generation, zu begeistern. „In den 90er Jahren kam da der große Einschnitt“, erzählt Manfred Wöhrmann. „Der Computer wurde zu unserer größten Konkurrenz.“ Und nicht zuletzt ließen seinerzeit auch die neuen Bebauungen jene Freizeitbeschäftigung einfach nicht mehr zu. „Taubenhaltung ist nicht mehr überall möglich“, sagt Wöhrmann, seit 1974 Züchter mit Leib und Seele.

„Es ist die Beziehung zum Tier, die diesen Sport ausmacht“, erklärt er. Willi Reckmann und Peter Ortmann pflichten ihm bei: Es sei zudem ein sehr familienfreundliches Hobby und biete Entspannung vom Stress des Alltags.