Castrop-Rauxel. .
Der Schuldner-Atlas, den die Wirtschaftsauskunftsdatei Creditreform Bochum für den Kreis Recklinghausen und damit auch für die Stadt Castrop-Rauxel für das Jahr 2011 präsentierte, zeigt nur minimal Erfreuliches.
So ging in den vier Postleitzahlenbezirken der Europastadt die Schuldnerquote im Vergleich zum Vorjahr geringfügig zurück.
Um minus 0,26 Prozent fiel die Quote von 14,83 auf 14,57 in den Stadtteilen Rauxel, Bladenhorst, Habinghorst und Pöppinghausen (Postleitzahl: 44579). Verbesserung auch in Deininghausen, Dingen, Frohlinde, Merklinde, Rauxel, Schwerin, Obercastrop: in 2011 sind es 12,83 Prozent, im Vorjahr waren es 13,37), also eine Minderung um 0,54 Prozent (Postleitzahl: 44577). Von 12,81 auf 12,47 Prozent (minus 0,34) runter ging es in Rauxel, Bladenhorst, Behringhausen, Castrop, Deininghausen (Postleitzahl: 44575). Die geringste Schuldnerdichte gibt es in Henrichenburg, Ickern, Becklem mit 10,45 Prozent (Vorjahr: 10,70; Rückgang um 0,25 Prozent) Postleitzahl: 44581.
Breites Spektrum
Im Kreis Recklinghausen ist die Schuldnerstruktur überaus vielschichtig. Das Farbspektrum reicht von den dunkelsten Rottönen bis zum (fast) Dunkelgrün. Die Halterner Bevölkerung ist im Kreis am seltensten überschuldet. Hier weist „nur“ jeder siebte Bürger ab 18 Jahren Negativmerkmale, unstrittige Inkassofälle oder nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Ebenfalls im grünen Bereich liegen die Bürger der Nachbarstadt Waltrop mit einer Überschuldungsquote von 8,82 Prozent. Im Postleitzahlenbereich 45663 sieht es am schlechtesten aus, hier sind 15,69 Prozent der über 17-jährigen Recklinghausen-Süder aus König-Ludwig und Röllinghausen überschuldet.
Die aktuelle Analyse zur Überschuldungsentwicklung nach Geschlechtszugehörigkeit und Alter belege zwei generelle Ergebnistrends, so Thomas Glatzel, Geschäftsführer der Creditreform Bochum. „Überschuldung ist weiterhin Männersache und Überschuldung wird jünger.“ Auch im langjährigen Vergleich zeige sich: Immer mehr junge Menschen geraten in die Schuldenfalle.
Mehr Junge überschuldet
Besorgniserregend sei dabei die Zahl der Menschen, die „bis zu zehn Gläubiger haben und daher so tief drinstecken, dass sie kurzfristig nicht aus der Schuldenfalle kommen“, so Thomas Glatzel. Im Bund sind dies rund 58 Prozent der zahlungsunfähigen Menschen. Zudem ist der Anteil der überschuldeten 18- bis 20-Jährigen enorm gestiegen. Waren es bundesweit im Jahre 2004 noch 53 000, sind es aktuell 243 000. Das bedeutet einen Zuwachs von ganzen 358 Prozent. „Hier spielt Konsum oft eine entscheidende Rolle.“ Insgesamt seien die Ursachen für eine Überschuldung jedoch sehr verschieden. Die häufigsten Auslöser für eine Zahlungsnot sind Arbeitslosigkeit, Scheidung und Trennung, Krankheit oder Konsumverhalten. Sie lösen 65 und 70 Prozent aller Fälle aus, heißt es weiter.
Für die nahe Zukunft, so Glatzel, sei nicht, selbst unter Annahme einer störungsfreien ökonomischen Fortentwicklung, mit einem drastischen Rückgang der Schuldnerquoten zu rechnen. „Es kann für die kommenden Monate trotz aller Unsicherheit und angesichts der zumindest mittelfristig vergleichsweise positiven Konjunkturaussichten davon ausgegangen werden, dass die Schuldnerquoten stagnieren oder nochmals leicht zurückgehen werden.“