Castrop-Rauxel. . Bilanz des Frauenhauses Castrop-Rauxel für das Jahr 2011: 65 Frauen und 55 Kinder haben hier in den vergangenen zwölf Monaten eine sichere Zuflucht gefunden.
Gedemütigt, geschlagen, vergewaltigt. Oft braucht es Jahre, bis betroffene Frauen den Schritt wagen und diese Beziehungshölle hinter sich lassen. Vielen bleibt in der Not und aus Furcht vor dem Partner nur der Weg ins Frauenhaus.
Seit 25 Jahren gibt es auch – irgendwo – in Castrop-Rauxel eine solche Zufluchtsstätte für misshandelte Frauen und ihre Kinder. Dort können die Betroffenen mit Hilfe der Mitarbeiterinnen den Neuanfang wagen, ohne Angst vor stetiger Bedrohung für Körper und Seele.
In diesem Jahr haben insgesamt 65 Frauen den Weg ins Frauenhaus nach Castrop-Rauxel gefunden. Mit ihnen kamen 55 Kinder. „Und die Probleme der Frauen werden immer vielschichtiger, verlangen auch dem Team unseres Frauenhauses immer mehr an Hilfestellung und Beratung ab“, zieht Katrin Lasser vom Frauenhaus kurz vor Weihnachten eine Jahresbilanz für die Einrichtung, die am 1. Mai 1986 nach langer Vorarbeit von der Initiativgruppe „Frauen helfen Frauen“ aus der Taufe gehoben wurde. Um den betroffenen Frauen in der Krise kompetente Hilfe bieten zu können, setzt Lasser mit ihrem Team auf ein breit gefächertes Netzwerk. Von der Schuldnerberatung, über das Jugendamt, die sozialpädagogische Familienhilfe, die Polizei bis hin zur Kooperation mit dem „Eine Welt Zentrum“ Herne. Der Menschenhandel ist nämlich auch für die Arbeit der Frauenhäuser zum bedrohlichen Thema geworden. Immer häufiger kommen Frauen aus vielen Ländern der Erde hier unter, die im Opferschutzprogramm sind.
Angst vor der Zwangsheirat
Und auch viele junge muslimische Frauen flüchten ins Frauenhaus, um einer drohenden Zwangsheirat zu entgehen. „Da müssen nicht nur Sprachbarrieren überwunden, sondern auch kulturelle Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden“, erklärt Katrin Lasser. Sie hat immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass Frauen aus einem anderen Kulturkreis ganz besonders leiden, nicht nur unter der schwierigen Situation, sondern auch aus Einsamkeit in der Fremde. Deshalb soll es für die Mitarbeiterinnen im nächsten Jahr auch ein spezielles interkulturelles Training im Haus der Kulturen in Herten geben.
Fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen
Fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen hat das Frauenhaus. Sie teilen sich insgesamt vier Stellen. Die einzige Vollzeitkraft ist Katrin Lasser. Gemeinsam kümmern sie sich nicht nur während des Aufenthaltes in der Einrichtung um die Frauen, sondern organisieren auch die dringend notwendige Nachbetreuung. Und auch den ganz normalen Alltag im Haus selbst zu regeln, ist bei voller Auslastung der Zimmer nicht immer leicht. Vor allem, wenn Frauen aller Altersgruppen – von 18 bis über 80 – dort wohnen. Derzeit ist die Zufluchtsstätte mit acht Frauen und sechs Kindern voll belegt. Viele von ihnen werden auch Weihnachten dort verleben. In Sicherheit.