Castrop-Rauxel. . Ein 67-Jähriger aus Hamburg muss sich seit Donnerstag vor dem Dortmunder Schwurgericht wegen versuchten Mordes in elf Fällen und Brandstiftung verantworten. Im Juni hatte er einen Brand in einem Mehrfamilienhaus an der Lange Straße gelegt. Sein Motiv: verschmähte Liebe.

Sie sei die Frau seines Lebens, er liebe sie auch heute noch. Doch sie, sie hat diese tiefen Gefühle zuletzt nicht mehr erwidert, sie trennte sich, wollte keinen Kontakt mehr, traf sich mit anderen Männern. „Ich habe nicht begreifen wollen, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will“, sagt der 67-Jährige aus Hamburg. Dann kommen ihm die Tränen. Sein Herz sei kaputt.

Jene unerfüllte Liebe hat ihn offenbar zu der schlimmen Tat getrieben: Im Juni dieses Jahres legte er in einem Mehrfamilienhaus an der Lange Straße – dort wohnte seine Ex-Freundin – ein Feuer. Seit Donnerstag muss er sich deshalb wegen versuchten Mordes in elf Fällen und Brandstiftung vor dem Dortmunder Schwurgericht verantworten.

Heimtückisch und mit gefährlichen Mitteln habe er versucht, einen anderen Menschen zu töten, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte habe dabei billigend in Kauf genommen, dass auch andere Personen in Gefahr geraten oder gar sterben – zum Tatzeitpunkt lebten elf Bewohner in dem Haus, darunter eine Familie mit drei Kindern. Zwei Personen mussten gar ins Krankenhaus, eine erlitt Verbrennungen. Zudem sei ein Sachschaden in Höhe von 200 000 Euro entstanden.

„Es tut mir leid, ich kann es nicht mehr rückgängig machen“, beteuert der Angeklagte völlig aufgelöst und gesteht die Tat. Er sei am Abend des 3. Junis in Hamburg los gefahren. In Castrop-Rauxel angekommen habe er die Nacht vor dem Haus seiner Ex im Auto verbracht, um ihr am frühen Morgen Rosenblätter und einen Briefumschlag mit 20 Euro vor die Haustür zu legen. Aber es habe sich nichts getan, erzählt der pensionierte Postbeamte fast schon entrüstet. „Ich habe dann beim Nachbarn geklingelt und ihr die Sachen direkt vor die Wohnungstür gelegt.“ Doch für ihn noch nicht genug der Liebesbekundung: Er habe ihr noch ein Blatt Papier mit einer persönlichen Nachricht unter der Tür durch geschoben. „Erst da habe ich bemerkt, dass ich ein Feuerzeug in der Tasche hatte.“ Er habe eine Ecke des Papiers angezündet. „Das Glas in der Tür zersprang, da bin ich weggelaufen“, erinnert sich der Angeklagte, der daraufhin zurück nach Hamburg fuhr und von dort aus die Polizei informierte. Noch am gleich Abend erfolgte seine Festnahme in der Hansestadt, seitdem sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Dortmund.

Der Angeklagte leide unter einer Bewusstseinsstörung, sei somit nur vermindert schuldfähig, so die Staatsanwaltschaft. Sein Hemmungsvermögen sei beeinträchtigt, jedoch nicht aufgehoben gewesen. Davon zeugt wohl sein ganzes Tun. Nach der Trennung von der 53-Jährigen stellte er ihr nach, fuhr mehrfach nach Castrop-Rauxel. Er schlief vor ihrem Haus, zündete Kanonenschläge und Raketen vor der Tür. Er schickte ihr 500 Briefe, drapierte Rosen und Kerzen vor ihrer Tür und hinterließ an der Autobahnauffahrt in Henrichenburg sogar eine mit Farbe angebrachte Liebeserklärung.

Die Verhandlung wird am 19. Dezember fortgesetzt.