Castrop-Rauxel. . Beim Parkour-Workshop der Streetworker lernten Kinder und Jugendliche ihre Fähigkeiten kennen.

„Es ist nicht nur eine Sportart, sondern kreative Kunst“, sagte einst David Belle, französischer Erfinder des „Parkour.“ „Parkour, was ist das überhaupt?“, fragen Jan Bahr und Mario Vogt ihre Schützlinge zu Beginn des Workshops in der Turnhalle an der Schillerschule.

Viele der Kinder kennen die Trendsportart, bei der Hindernisse bei einem Lauf durch die Stadt möglichst elegant überwunden werden sollen, bereits aus Internet-Videos. Jetzt möchten sie das auch erlernen. Elegant und spielend leicht sieht es aus, wenn die erfahrenen Parkour-Läufer über Mauern klettern, von Garagendächern springen oder zwischendurch einen Salto machen. Auch die 18 Kinder und Jugendlichen möchten an diesem Samstag die Kunst des urbanen Hindernislaufs erlernen.

Bevor es aber losgehen kann, ist das Aufwärmen dran. „Es ist wichtig, sich vorher aufzuwärmen“, erklären Jan und Mario: „Sonst kann man sich verletzen und muss Pause machen – das wollen wir ja nicht.“ Ansonsten sei der Sport gar nicht so riskant, wie er aussehe. Alle Sprünge und Bewegungsabläufe werden unzählige Male geübt, bevor sie an möglicherweise gefährlichen Stellen „in Action“ angewandt werden. Denn auch beim Parkour gilt: Übung macht den Meister. Aus diesem Grund beginnt der Workshop nach dem Aufwärmen zunächst mit ganz einfachen Übungen: Rolle vorwärts, Rolle rückwärts, Hochspringen. Ein wenig erinnert das Bild an den Schulsportunterricht. Die Kinder sind diszipliniert bei der Sache und rollen, Einer nach dem Anderen, flink über die Turnmatten. „Super, das könnt ihr also alle. Wer von euch hat schon mal Judo gemacht?“, fragt Mario. Viele Kinder recken stolz die Hände in die Luft.

Die nächste Lektion ist die Parkour-Rolle. Mario erklärt: „Wie beim Judo rollen wir uns hier in einem Bogen über den Rücken ab, um die Wirbelsäule zu schützen.“ In Windeseile setzen die Kinder das eben Gelernte in die Praxis um. Alle von ihnen bringen eine gewisse Grundsportlichkeit mit. „Kraft, Körperspannung, Koordination und Ausdauer sind beim Parkour enorm wichtig“, wissen Jan und Dominik aus eigener Erfahrung. Die beiden sind selbst seit vielen Jahren aktive Traceure, wie Parkour-Sportler auch genannt werden. Vor rund vier Jahren sahen sie sich die ersten Videos auf Youtube an, ahmten einige der Bewegungen nach und fanden sich schließlich zu einer Gruppe Jugendlicher zusammen, die regelmäßig gemeinsam trainiert.

Mario hat seine Leidenschaft mittlerweile sogar zum Nebenberuf gemacht: Als Trainer beim TSC Eintracht Dortmund betreut er unter anderem eine Parkour-Gruppe. Nachdem die Kids und Jugendlichen nun die wichtige Rolle, mit der man sich zum Beispiel nach einem Sprung über eine Mauer fangen kann, beherrschen, geht es im Workshop weiter mit dem Erlernen besagter Sprünge. „Distanzen messen wir beim Parkour immer in Fußlänger. Springt mal von einem bestimmten Punkt ab und zählt dann, wie viele Fuß weit ihr gesprungen seid. Danach könnt ihr eure Sprünge auf den Kästen üben“ erklärt Jan die nächste Übung. Der 18-jährige Anlagenmechaniker springt heute elf Fuß weit. Nach der Arbeit trainiert er fast täglich.

Den Workshop bieten er und sein Freund heute in Kooperation mit dem „Team aufsuchende Jugendarbeit“, der Stadt Castrop-Rauxel an. Streetworkerin Jennifer Podraza und ihre Mitarbeiter waren von den Jugendlichen um das Angebot gebeten worden und kamen dem Wunsch der Teenager gern entgegen: „Unsere Angebote sind bedarfsorientiert. Wir bieten immer das an, was sich die Jugendlichen grade wünschen“, erklärt sie und freut sich mit den Workshopteilnehmern, als sie schließlich den Sprung über einen hohen Kasten auf die dicke Turnmatte schaffen.

Nächste Aktion der Streetworker: Advent-Lesung

Das Team „Aufsuchende Jugendarbeit“ bietet weitere Aktionen für Kinder- und Jugendliche an. Ab Ende November ist eine „Advent-Lesung“ geplant. An vier Wochenenden besuchen die Streetworker mit dem Casterix-Mobil Orte in Castrop-Rauxel: Freitag, 25. November, Schulhof der Kottenburg Grundschule (Schwerin); Samstag, 3.Dezember; Spielplatz an der Dimmendalstraße (Merklinde); Samstag, 10.Dezember, Spielplatz an der Obersten Vöhde; Samstag, 17. Dezember, Stadtmittelpunkt Deininghausen. Beginn jeweils um 17 Uhr.