Castrop-Rauxel. . Die Anzahl der Lkw vor ihrer Haustür hat zugenommen, sagen die Anwohner der Oststraße in Castrop-Rauxel. Ihre Wohnsituation hat sich dadurch in letzter Zeit deutlich verschlechtert. Und vorerst wird dies so bleiben.

Manchmal fühlen sich Sascha Weskamp und seine Lebensgefährtin Myriam Flisikowski wie 80-Jährige. Um sich zu unterhalten zu können, müssen die zwei häufig laut sprechen. Dabei sind beide erst 39 Jahre alt. Grund für die hohe Lautstärke im Haus des Paares ist der zunehmende Lkw-Verkehr vor ihrer Haustür an der Oststraße in Castrop-Rauxel.

Auswirkungen eines Gewerbegebiets

Baustellenlärm ist das Paar schon seit geraumer Zeit gewohnt. An der Brücke über die A42 wird aktuell wieder gewerkelt. „Alles halb so schlimm“, sagt Weskamp, der jahrelang in einer Wohnung an der viel befahrenen B235 gewohnt hat. Baustellen gehen schließlich vorüber. Auch der stetige Geräuschpegel der nahen Autobahn ist für den Castrop-Rauxeler kein Problem. Doch die große Anzahl an Lkw macht beiden sichtlich zu schaffen. Das Industriegebiet Mittelstandspark Ost ist Standort großer Entsorgungsunternehmen, die einen großen Fuhrpark haben. Viele der Fahrzeuge befahren die Oststraße, um auf die A 42 zu gelangen.

Das Brummen der Lkw, der klirrende Lärm von gegen leere Container schlagenden Ketten lässt das Paar häufig nicht zur Ruhe kommen. „Als wir hier hingezogen sind, war das noch anders“, meint die 39-jährige Krankenhausmitarbeiterin. Myriam Flisikowski stammt ursprünglich aus Herne und hatte in Castrop-Rauxel einen idyllischen Fleck in der Nähe einer attraktiven Stadt gesucht und glaubte ihn in der Europastadt gefunden zu haben. „Der historische Stadtkern gefällt mir sehr gut, die Menschen sind sehr freundlich und dann noch die Nähe zum Grutholz mit dem ganzen Grün – herrlich!“, sagt sie. Mittlerweile bereut das Paar seine Entscheidung beinahe, sich in Castrop niedergelassen zu haben. Für eine kurze Zeit überlegten sie sogar, das Schlafzimmer von der Straßenseite weg nach hinten zu verlegen und die Küche auf der Landstraßenseite unterzubringen. Doch dieser Aufwand wäre zu kostspielig geworden. Ihre Hoffnungen ruhten auf eine Auskunft der Stadtverwaltung. Jedoch erhielten die beiden Castroper keine für sie befriedigende Antwort.

Verkehrssituation beim Mittelstandspark Ost verändert sich

Der Verkehrsfluss rund um den Mittelstandspark Ost wird sich jedoch verändern. Die Fahrzeuge der dort ansässigen Unternehmen sollen in Zukunft über die Klöcknerstraße zum Emscherschnellweg gelangen. Der Deininghauser Weg wird nach Fertigstellung einer Durchgangsstraße hin zur Klöcknerstraße in Richtung Recklinghauser Straße gesperrt. „Unser Ziel ist es, Wohnen und Gewerbe miteinander vereinbar zu machen und die Belästigung für die Anwohner weitesgehend zu reduzieren“, erklärt Herbert Meyer vom städtischen Service Center Wirtschaft. Er geht davon aus, dass sich nach der kompletten Erschließung zur Klöcknerstraße auch die Situation an der Oststraße entspannen könnte. „Keiner mag es, am Bahnübergang zu warten“, deutet Meyer gegenüber dieser Zeitung die manchmal vor der Zugschranke wartenden Lastkraftwagenfahrer an.

Eine Verzögerung hat sich allerdings bei der Fertigstellung der Verbindungsstraße zwischen Klöcknerstraße und Deininghauser Weg ergeben. Die umfangreiche Sanierung der Industriebrache hat dazu geführt, dass diese Verbindung erst in einem halben Jahr fertig sein wird. Später als geplant. Danach sollen die dort ansässigen Unternehmen und ihre Lieferanten den für die Anwohner schonenden Weg einschlagen. „Diese Wegführung wird auch in die Navigationssysteme eingespeist“, kündigte Meyer an.

Myriam Flisikowski und Sascha Weskamp können dann durchatmen am offenen Fenster und ihre Stimmbänder schonen.