Castrop-Rauxel. .
Abgeteuft im Jahr 1872, stillgelegt 1967 und in den folgenden Jahren Stück für Stück abgewrackt - bis so gut wie nichts mehr übrigblieb von der Zeche Graf Schwerin. Grund genug für eine intensive bergbaugeschichtliche Aufarbeitung. „Zeche Graf Schwerin - vom Bergwerk zum Stadtteil“ heißt das 304 Seiten starke Buch, das Norbert Meier und sein Mitautor Martin Lochert jetzt vorlegen.
„Nach Victor in 2000, Erin in 2009 und nun auch Schwerin liegt ein umfassender historischer Überblick über unsere Bergwerke vor“, freut sich Bürgermeister Johannes Beisenherz bei der Vorstellung des üppig bebilderten Buchs. Ein Buch, dessen Inhalt weit über das Bergbautechnische hinausgeht und prägnant die Entwicklung des Ortsteils Schwerin aufzeichnet. „Bergwerke“, so Beisenherz, „boten den Menschen nicht nur Arbeit, sondern auch Heimat und Wohlstand.“
Bevor der erste Schacht 1872 abgeteuft wurde, gab es in der Umgebung nur vier Bauernhöfe an der Bodelschwingher Straße. Sie bildeten die Unterbauerschaft Westhofen des Dorfes Rauxel. In ihr lebten 1818 gerade einmal 44 Menschen. Mit der Errichtung des Bergwerks Graf Schwerin setzte denn auch ein starker Zuzug von Menschen ein. Schon 1900 lebten auf Schwerin 3497 Einwohner. Auf der Zeche arbeiteten 1510 Menschen, die 390 809 Tonnen Kohle förderten. Zu dieser Zeit dann war auch der alte Name Westhofen verschwunden: Es hatte sich die Bezeichnung Schwerin durchgesetzt.
Meier: „Unser Ziel ist es, ein umfassendes Bild von Zeche und Kokereien, von den Menschen und ihrer Arbeit zu zeichnen.“ Günstige Voraussetzungen bei der Recherche haben zum Erfolg beigetragen. So überstieg das für Graf Schwerin vorgefundene Aktenmaterial in Anzahl und Umfang das zu Erin vorhandene und seinerzeit verwendete Archivgut bei weitem, sagt Meier. „Dadurch konnte beinahe lückenlos die gesamte Bergwerksgeschichte von Graf Schwerin rekonstruiert werden.“
Über 295 teils großformatige und noch nie veröffentlichte Abbildungen vermitteln dem Leser nun eine Vorstellung vom Bergwerk, das über fast 100 Jahre Arbeitsplatz für bis zu 3000 Menschen war und die Entwicklung des Ortsteils Schwerin bestimmte. Jede Menge Wissen also, das seinen Weg zu den Menschen finden sollte. Beisenherz „Ich wünsche mir, dass das Buch Einzug hält in die Wohnstuben dieser Stadt - auch zum Weiterreichen an die Enkel und Urenkel.“
Beide Autoren betrieben bei ihrem Projekt Arbeitsteilung. Während sich Meier überwiegend mit der bergbauhistorischen Entwicklung beschäftigte, arbeitet Lochert die Punkte Wohnungs- und Siedlungswesen, Zechenbahn und Mechanisierungsmaßnahmen im Bergbau heraus. Meier selbst ist alter Kumpel. Er arbeitete fast 30 Jahre lang als Aufsicht unter Tage. Erst im Ruhestand fand er die Zeit fürs Bücherschreiben, zur Beschäftigung mit dem Thema. „Graf Schwerin“ ist nach „Erin“ sein zweites Buch.
Sein dringendes Anliegen: „Ich möchte die Bergbaugeschichte am Leben erhalten, möchte zeigen, wodurch das Ruhrgebiet groß geworden ist.“ Zielgruppe für seinen visuellen Fahrstuhl in die Vergangenheit sind Bergbauinteressierte, historisch Interessierte und natürlich die Leute, die im Stadtteil leben. Ein Dreiviertel-Jahr hat Meier an dem Buch gesessen: „Tag und Nacht.“ Voran ging ein jahrelanges Sammeln an Infos und Dokumenten. Bis hin zum Layout hat Meier alles selber gestemmt, nun das Buch im Selbstverlag und in gehobener Druckqualität in einer Auflage von 1200 Exemplaren heraus gebracht. „Ich versichere Ihnen: Der Inhalt ist mehr als sein Geld wert.“
Das Buch kostet 19,95 Euro . Es stellt die Geschichte des Bergwerks und der Kokereien dar, deren enge Verbindungen zum Bochumer Bergwerkskonzern Lothringen sowie die Entwicklung des Ortsteils Schwerin. In Extra-Kapiteln wird u.a. auf den Abbau in der steilen Lagerung und dessen Mechanisierung eingegangen. Verkauf: in der Schweriner Postagentur Weide und der Mayerschen. Mitherausgeber ist der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V..