Castrop-Rauxel. . Ein Betrüger aus Castrop-Rauxel ließ seine viel zu teure Hochzeit platzen. Doch letztlich wurde dem Arbeitslosen sein luxuriöser Lebensstil zum Verhängnis.
Mehr Schein als Sein – das war das Lebensmotto des Mannes aus Ickern, der sich bereits seit Anfang September wegen Betrugs und Unterschlagung vor dem Dortmunder Landgericht verantworten muss. Als Hochstapler, so gab er selbst zu, hat er diverse Firmen um 57 000 Euro betrogen. Ohne Skrupel bestellte er Luxuswagen und Gartenmöbel, die er nie bezahlen konnte. Nur vor seiner eigenen Hochzeit, da bekam er kalte Füße – einen Tag vorher blies er alles ab.
Nicht etwa aus mangelnder Liebe zu seiner Lebensgefährtin, so ließ er die psychiatrische Sachverständige Dr. Marianne Miller wissen. Vielmehr habe er diesmal die Reißleine gezogen – in dem festen Wissen, das rauschende Fest auf Schloss Nordkirchen im Münsterland nie und nimmer bezahlen zu können.
Die Ärztin für Psychiatrie und Psychologie, die den 57-Jährigen untersucht hat, sieht in dem vorbestraften Betrüger einen „risikofreudigen Typen, der große Angst hat, verlassen zu werden“. Als psychisch gestört schätzt sie den Arbeitslosen, der bei seinen Einkaufstouren gern seine falsche Visitenkarte mit den Titel „Dr.“ oder gar „Prof“ zückte, jedoch nicht ein. Zwar sei bei ihm eine gewisse „Persönlichkeitsveränderung“ zu beobachten, was jedoch nicht zur Annahme einer verminderte Steuerungsfähigkeit ausreiche. Vielmehr, so die Gutachterin, gelte er als „voll schuldfähig“.
„Ich gab immer vor, mehr zu besitzen, als es der Fall war“, so hatte der Mann bereits vor Wochen im Gericht gestanden. Und besaß er wirklich mal richtig viel, dann nicht lange: Als 20-Jähriger, so hatte er der Sachverständigen erzählt, habe er einst satte 900 000 Mark geerbt – von dem Geld ist kein Cent mehr über.
Insgesamt saß er mit Unterbrechungen fast zehn Jahre im Gefängnis, bevor er 2007 seine Lebensgefährtin per Internet kennenlernte. Die Frau wähnte sich an der Seite eines wohlhabenden Managers, in Wirklichkeit durfte der Angeklagte als Hausmeister einer großen Firma im Sauerland nur einen dicken Dienstwagen fahren.