Castrop-Rauxel..

In der Ayasofya Moschee diskutierten Experten aus Politik, Schule und Wirtschaft über Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt. Ideen zur Lösung des Problems präsentierte Kamuran Sezer, der das Institut futureorg gegründet hat.

Leider haben nicht viele Jugendliche Dienstagabend den Weg in die Ayasofya Moschee an der Vinckestraße gefunden. Dabei betrifft das Thema, das dort diskutiert wurde, sie mehr als alle anderen. Im Rahmen der interkulturellen Woche hatte die Internationale Demokratische Union (IDU) zusammen mit der türkisch-islamischen Gemeinde DiTiB zu einer Diskussion über das Thema „Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf“ aufgerufen und dazu verschiedene Vertreter aus Politik und Schule eingeladen.

Zur Diskussion gekommen sind die Integrationsbeauftragte der Stadt, Ayla Dalkilinc, Rajko Kravanja, Stadtverbandsvorsitzender der SPD, Christoph Grabowski für die FDP, aber auch in seiner Rolle als Unternehmer und Wolfgang Lehmpfuhl, Leiter der Hauptschule Schillerschule sowie Georg Wegner für die Grünen.

Bevor die Podiumsdiskussion jedoch startete, kam zunächst Referent Kamuran Sezer zu Wort und stellte sein Zukunftsmodell den Rednern und dem Publikum vor. Der Gründer und Leiter des Zukunfts- und Organisationsforschungsinstituts „futureorg“ hatte genaue Vorstellungen davon, wo die Schwachstellen der Gesellschaft in Bezug auf Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegen, und wo man ansetzten müsse, um eine bessere Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu erreichen.

„Das Problem ist, dass die deutsche Wirtschaft das Potenzial von Migranten überhaupt nicht wahrnimmt. In Deutschland werden haufenweise hoch qualifizierte Akademiker mit Migrationshintergrund ausgebildet. Doch weil sie hier auf dem Arbeitsmarkt keinen Fuß fassen können, reisen sie zurück in ihre Heimatländer“, so Sezer. Seine Prognose: „In acht Jahren werden wir quasi über Nacht einen erheblichen Fachkräfteschwund erleiden, und wenn wir nicht sofort anfangen, Migranten als potenzielle Fachkräfte anzuerkennen, wird uns der Fachkräftemangel eiskalt erwischen.“

Probleme der
deutschen Gesellschaft

Auch auf zwei weitere Probleme der deutschen Gesellschaft weist Sezer hin. „Nicht nur gehen uns die Fachleute aus, die Bevölkerung schrumpft und altert außerdem unaufhaltsam, und dass wir multikulturell sind, lässt sich auch nicht mehr leugnen“, betont der Sozialwissenschaftler. Er sieht für die Ansätze, die geschaffen werden müssen, drei verschiedene Eckpunkte: „Besonders eingreifen müssen wir in Schulen, Betrieben und bei den Eltern der betroffenen Jugendlichen.

An allen drei Stellen gibt es Aktionsbedarf“, mahnt der Experte. „Angefangen in der Schule, müssen wir vor allem für größere kulturelle Sensibilität und Kompetenz bei den Lehrkräften sorgen. Außerdem, und damit kommen wir schon zum zweiten Punkt, muss die Kooperation zwischen Schulen und Betrieben verbessert werden, und das Diversity Management in den Betrieben selbst optimiert werden. Hier sind besonders die Kammern aufgerufen aktiv zu werden. Zum Schluss müssen wir auch bei den Eltern ansetzen - mit Elternbildung, Unterstützung und Information“, fordert er auf.