Castrop-Rauxel. .
Auf der Suche nach neuen Standorten für forensische Einrichtungen hat die nordrhein-westfälische Landesregierung offenbar auch die Europastadt im Blick. Christoph Meinerz, Pressesprecher des NRW-Gesundheitsministeriums, bestätigte jetzt auf Anfrage dieser Zeitung: „Castrop-Rauxel wurde von uns angeschrieben.“
Das Land Nordrhein-Westfalen will in den fünf Landgerichtsbezirken Essen, Bonn, Dortmund, Wuppertal und Münster bis 2020 insgesamt 650 neue Forensikplätze zur Unterbringung und Behandlung psychisch kranker oder drogenabhängiger Straftäter schaffen. Bei der Suche nach neuen Standorten möchte die Regierung die Kommunen beteiligen: Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat deshalb die Bürgermeister von 118 Städten in den fünf Bezirken angeschrieben. Sie sollen bis Mitte November mögliche Standorte für neue Kliniken benennen.
„Ich habe den Brief heute erhalten“, sagte Bürgermeister Johannes Beisenherz am Mittwoch. „Allerdings war ich sehr verwundert darüber, dass Castrop-Rauxel auf der vom Ministerium übersandten Liste derjenigen Städte, die Standorte benennen sollen, gar nicht auftaucht.“ Derzeit sei somit alles noch sehr vage und unklar. „Zumal unsere Landtagsabgeordnete, Frau Steininger-Bludau, im Gespräch erklärte, dass wir nicht davon betroffen seien“, so Beisenherz. Konkret könne er sich zu dem Thema deshalb noch nicht äußern, schon gar nicht zu Standortfragen oder möglichen Auswirkungen.
Dennoch wird sich die Europastadt, die zum Landgerichtsbezirk Dortmund gehört, mit dem Thema auseinander setzen. „Wir müssen nun schauen, wie wir damit umgehen“, erklärte Johannes Beisenherz. Für die nächste Sitzung des Verwaltungsvorstands am kommenden Montag habe er das Thema jedenfalls auf die Tagesordnung gesetzt. „Dann werden wir uns zunächst ein Bild machen und uns überlegen, wie wir uns positionieren“, betonte Beisenherz.
Die Standortentscheidung trifft letztlich ohnehin das Land, das die Notwendigkeit neuer Forensik-Plätze mit zunehmend härteren Verurteilungen begründet. Zudem gibt es Angaben zufolge mehr schizophrene Straftäter. Und: Immer weniger forensische Patienten würden vorzeitig entlassen.