Nachdem seine Schwester verstorben war, verschickte Johannes Hilse Trauerkarten. Doch bei einer Reihe von Verwandten und Freunden kamen sie nie an.

„Wie kann so etwas passieren?” fragt sich Johannes Hilse. Er ist verärgert, traurig und verständnislos. Seine Schwester verstarb am 10. Juni, am 16. Juni wurde sie beerdigt. Zusammen mit dem Beerdigungsinstitut entwarf er den Totenbrief, den „der Bestatter zum Postverteilungszentrum in Dortmund-Kirchlinde am Sonntag, 12. Juli, brachte.” Jetzt erfuhr der 80-Jährige, dass eine Reihe von Totenbriefen viel zu spät (nach der Beerdigung) oder überhaupt nicht angekommen sind. „Dass Briefe verloren gehen, hört man zuweilen. Wenn aber solch eine Unzuverlässigkeit in einem Todesfall passiert, ist dies unentschuldbar”, stellt Johannes Hilse fest.

„Hinzu kam noch, dass ich weder eine e-mail-Adresse der Geschäftsleitung der Bundespost, noch eine Postanschrift bekommen konnte. Weder im Telefonbuch, noch bei einer Poststelle war diesbezüglich eine Auskunft zu erhalten.”

40 bis 50 Briefe habe er verschickt. Dass viele nicht oder viel zu spät angekommen sind, erfuhr er eher durch Zufall. „Meine Töchter waren beim Sterben meiner Schwester anwesend. Ich habe ihnen aber trotzdem noch eine Trauerkarte geschickt, wie allen anderen Freunden und Bekannten auch”, sagt Hilse. Als die Töchter dann fragten, wann denn wohl die Karten ankommen würden, merkte er, dass mit der Briefversendung einiges schief gelaufen ist. „Die Freundin meiner Schwester war nicht auf der Beerdigung, weil sie keine Karte erhalten hat, auch bei meiner Haushaltshilfe ist kein Brief angekommen.”

Rainer Ernzer, Pressesprecher Deutsche Post AG, steht genau so vor einem Rätsel. „Ich kann mir das überhaupt nicht erklären, ich bin völlig ratlos, wie so etwas passieren kann. Zunächst einmal entschuldigen wir uns bei Herrn Hilse. Dass Briefe ausgerechnet in diesem Zusammenhang nicht ankommen, tut mir ausgesprochen leid. Ich kann verstehen, dass Herr Hilse verärgert ist.” Dass der Castrop-Rauxeler nicht weiter kam, als er einen Ansprechpartner gesucht hat, ist für den Pressesprecher nicht nachzuvollziehen. „Damit Beschwerden auch bei den zuständigen Fachleuten landen, dafür haben wir extra die Nummer 0180/2 33 33 ins Leben gerufen. Sie kostet sechs Cent pro Anruf. Die hat jede Abteilung und gibt sie auch an unsere Kunden heraus.” Was mit einem Teil der Briefe falsch gelaufen ist, ist Rainer Ernzer auch deshalb ein Rätsel, weil in der Sommerzeit jetzt die sonst so große Flut von Briefen zum Teil bis zu 80 Prozent einbreche. „Wir haben zurzeit keine personellen Engpässe, keine technischen Schwierigkeiten, keine Krankheiten zu verkraften.”

Das Problem sei, dass man die Wege der Briefe auch nicht nachvollziehen könne, wenn sie nicht als Einschreiben aufgegeben worden sind. Bei diesen wird erfasst, wann und wo sie angenommen und weitergeleitet worden sind. Im Normalfall kämen Briefe einen Tag nach dem Abschicken bei dem Empfänger an.