Castrop-Rauxel. . Diätassistentin Anke Lux vom Ernährungsberatungsteam des EvK gibt Ratschläge, wie man sich auch bei knapper Haushaltskasse gesund und vollwertig ernähren kann.

Nahrung ist der Treibstoff für unseren Körper – so weit, so klar. Dass Gemüse einerseits gesund ist und andererseits zu viel Fett eben fett macht, lernt mittlerweile jedes Kind. Doch was, wenn man sich – und seine Familie – gesund ernähren möchte, aber eine eher klamme Haushaltskasse hat?

Gesund und preiswert ernähren – (wie) geht das? Das haben wir die Diätassistentin und Diabetesberaterin Anke Lux gefragt, die beim Ernährungsberatungsteam unter der Leitung von Chefarzt Dr. Holger Gespers am Ev. Krankenhaus arbeitet. Sie weiß, dass gesundes Essen vor allem auch Prävention bedeutet, um sich vor so tückischen Krankheiten wie Diabetes und anderen Stoffwechselproblemen zu schützen. Und dass man, um sich gesund und ausgewogen zu ernähren, nicht nur beim Bio-Bauern oder beim Vier-Sterne-Metzger kaufen muss.

Vielmehr rät die Mutter zweier Kinder, sowohl auf die günstigen Angebote der Discounter zurückzugreifen als auch – etwa bei Brot – auf Qualität zu setzen, die dann vielleicht etwas mehr kostet, dafür aber auch länger satt macht. „Gerade bei Backwaren ist es wichtig, auf Vollkornprodukte zu achten, denn nur da stecken genügend Nährstoffe drin“, erklärt Anke Lux. Manches vermeintliche Vollkornbrötchen sei nicht mehr, als mit Zuckercouleur eingefärbtes Weißbrot, das mit ein paar Körnern bestreut wurde. Und das, so Anke Lux, mache nicht lange satt. Sie empfiehlt, verschiedene Bäcker zu testen, ruhig auch mal nach der Zusammensetzung der Brote zu fragen und bei Angeboten zuzuschlagen.

Denn: Brot lässt sich gut einfrieren. Sie selbst trickst schon mal, um ihrer Familie zu mehr Vollkorn zu verhelfen. Dann mischt die Diätassistentin dem herkömmlichen Mehl vom Typ 405 Anteile des weitaus gehaltvolleren Typs 1050 unter.

„Bei Vollkornprodukten sollte jeder für sich versuchen, einen Mittelweg zu finden“, rät Anke Lux. Denn es bringe nichts, wenn man etwa die Vollkornnudeln partout nicht mag. Stattdessen sollte man Kompromisse eingehen und dort auf Vollkorn umstellen, wo es einem schmeckt. Dabei könne man beruhigt auf Ware vom Discounter zurückgreifen, denn da, wo Vollkorn draufsteht, muss auch Vollkorn drin sein. „Abgepacktes Brot beispielsweise hat nicht weniger Nährstoffe als frisches“, verdeutlicht Anke Lux.

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Gleiches gelte für Tiefkühlgemüse, das eine gute, weil gleichwertige, Alternative sei. Auch tiefgefrorene Früchte dürfen regelmäßig ins Schälchen wandern, etwa um einen Joghurt aufzupeppen. „Es ist vielfach preiswerter, Naturjoghurt in großen Packungen zu kaufen und den mit Früchten zu verfeinern“, erklärt die Expertin. Gesünder ist das allemal und schmeckt meist auch noch besser. Nichts hält die Fachfrau hingegen von Konserven: „Da ist nichts mehr an Nährstoffen drin.“

Bei frischem Gemüse rät Anke Lux, dann zuzugreifen, wenn die Sorten bei uns gerade Saison haben – wie etwa zurzeit die Zucchini. Auf kurze Transportwege zu achten, ist unerlässlich, wenn Obst und Gemüse nicht schon all ihre Nährstoffe auf dem Weg hierhin verloren haben sollen. „Ein Apfel muss nicht aus Neuseeland kommen, die wachsen auch hier vor der Haustür und lassen sich, wie auch Kartoffeln, gut einlagern“, betont Anke Lux und fügt hinzu: „Porree etwa kann man prima zu Portionen zurecht schneiden und dann roh einfrieren. Spargel auch.“ Frisch und preisgünstig ist es zudem, auf Terrasse oder Balkon Gemüse und Kräuter selbst zu ziehen. „Maggikraut etwa ist total pflegeleicht. Und auch Tomaten gedeihen an einem guten Standort bestens“, sagt Anke Lux.

Sparsam sollte man in Sachen Fleisch haushalten – und das nicht (nur) aus finanzieller Sicht. Im Gegenteil. „Man sollte nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch in der Woche essen, Wurst schon mit eingerechnet“, so die Ernährungs-Expertin. Wenn dann aber doch mal Schnitzel (am besten von Pute oder Huhn) oder Bratwurst (Vorsichtig, oft zu viel Fett!) auf den Tisch kommen, sollte man auf Qualität setzen. „Gutes Fleisch ist teuer“, räumt Anke Lux ein und rät daher: „Lieber seltener kaufen, dann aber bessere Qualität.“

Wer auf eine gesunde Ernährung achten will, und plant, seine Nahrung dahin gehend umzustellen, sollte nicht mit der Hauruck-Methode vorgehen, rät die Diätassistentin Anke Lux. „Die komplette Ernährung von heute auf morgen umzuschmeißen, bringt meist nichts“, so die Ernährungs-Expertin. Auch Verbote, etwa partout keine Schokolade mehr, bewirken oft genau das Gegenteil. „Wenn man auf etwas verzichten muss, bekommt man doch gerade Lust darauf“, skizziert Anke Lux, was wohl viele schon erlebt haben. Eher sollte gelten: Alles ist erlaubt, aber in Maßen. „Allein die Menge entscheidet“, so die Diätassistentin und verdeutlicht, dass Süßigkeiten vielmehr Genussmittel als wirklich wichtige Nahrungsmittel seien.

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„Die Psyche spielt da eine große Rolle“, sagt Anke Lux und rät, mit Bewusstsein zu Essen – und auch schon dementsprechend einzukaufen. „Wenn Kinder von klein auf vor allem Wasser zu trinken bekommen und süße Säfte eine Ausnahme bleiben, laufen sie weniger Gefahr, übergewichtig zu werden“, erklärt die Fachfrau. Dabei sei die Vorbildfunktion von Mutter und Vater entscheidend: „Wenn sich schon die Eltern vor Gemüse schütteln, mögen die Kinder das auch nicht.“ Bei allen guten Vorsätzen für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zähle aber vor allem eines, sagt Anke Lux: Man sollte sich und die Familie bei Laune halten, denn nur wenn’s schmeckt, kommt die gesunde Kost auch an.

Hilfreiche Tipps, um sich preisgünstig und gesund zu ernähren von Diätassistentin Anke Lux:

Preise vergleichen und sich günstige Anbieter merken. Der Vergleich koste zwar anfangs Zeit, mache sich aber letztlich in der Haushaltskasse bemerkbar.

Bei Angeboten größere Mengen einkaufen, daraus vorkochen und portionsweise einfrieren.

Die Woche essenstechnisch durchplanen und dementsprechend einkaufen und vorbereiten.

Dem (gemeinsamen) Essen in der Familie einen hohen Stellenwert und genügend Zeit einräumen. So lernen schon kleine Kinder, sich mit Nahrungsmitteln auseinander zu setzen und diese wert zu schätzen.

Soweit wie möglich auf verarbeitete Zutaten verzichten. Denn da, wo Nahrungsmittel verarbeitet worden sind, wurden sie verändert. In welchem Maße und mit welchen Folgen, lässt sich für den Laien schlecht abschätzen. daher gilt: So oft und so viel wie machbar selbst kochen.