Castrop-Rauxel. .

Der Zahl der Eltern, die in NRW das Sorgerecht für ihre Kinder verlieren, ist um 5,1 Prozent gestiegen. Die Situation in Castrop-Rauxel ist nach Einschätzungen des örtlichen Jugendamtes ähnlich. Auch hier ist ein Anstieg zu beobachten. Die Zahlen und Fakten zum Thema Sorgerechtsentzug in der Europastadt auf einen Blick.

Für wie viele Kinder bekam das Jugendamt 2010 das Sorgerecht?

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in der Obhut des Jugendamtes sind, ist sprunghaft angestiegen. Alleine 2010 bekam die Behörde das Sorgerecht für 38 Kinder und Jugendliche zugesprochen. Das ist mehr als 2008 und 2009 zusammen. In den zwei Vorjahren gab es insgesamt nur 29 Fälle.

Wie ist der Anstieg zu erklären?

An der Arbeitsweise des Jugendamtes hat sich nichts verändert - greift nicht härter durch. Die Kriterien, die sie zur Beurteilung der Situation in einer Familie anlegt, sind gleich geblieben. Sorgfalt wird großgeschrieben. Aber die betroffenen Familien waren anders als in den Vorjahren. Besonders viele Eltern, denen das Sorgerecht entzogen wurde, hatten mehrere Kinder. Das führte zu den hohen Zahlen.

Wann holt das Jugendamt Kinder aus ihren Familien?

Nur dann, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Ganz selten verlieren Eltern sofort das Sorgerecht. In der Regel besteht ein langer Kontakt zwischen Jugendamt und Familie. Zunächst gehen Erziehungshelfer in die Familien hinein. Insgesamt 16 Mitarbeiter sind in diesem Bereich tätig. Finde sie keine Lösung, dann wird im Team entschieden, ob ein Antrag beim Familiengericht auf Entzug des Sorgerechts gestellt wird.


Was sind die häufigsten Gründe für Probleme in den Familien?



Mit Sucht und psychische Erkrankungen ist das Jugendamt am Häufigsten konfrontiert. Oft treten auch gleich mehrere Probleme auf, die dann dazu führen, dass das Leben in den Familien nicht mehr in geregelten Bahnen verläuft. Dann sind die Eltern auch schnell mit dem Nachwuchs überfordert, vernachlässigen oder misshandeln ihn.


Wie wird das Jugendamt auf die Familien aufmerksam?



Parallel zu den Fallzahlen sind auch die Meldungen angestiegen, die beim Jugendamt eingehen. Besonders das Umfeld ist durch häufige Berichte über misshandelte Kinder sensibilisiert: Nachbarn, Bekannte und Verwandte melden sich schneller bei der Behörde. Solche Hinweise sind aber nicht immer nützlich. Mitunter sind es auch falsche Beschuldigungen. Wichtiger für das Jugendamt ist die enge Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen. Die Pädagogen und Lehrer kennen ihre Schützlinge gut, bemerken schnell, wenn etwas in den Familien nicht stimmt.


Wo werden die Kinder untergebracht?

Die meisten Kinder kommen in Pflegefamilien unter. 2010 lebten 143 Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien. 96 mussten mit dem Heim vorlieb nehmen.


Wie kann man Kontakt zum Jugend aufnehmen?

Ansprechpartner sind die Mitarbeiter der „Hilfen zur Erziehung“. Sie kümmern sich um vernachlässigte und misshandelte Kinder und Jugendliche. Der Dienst ist unter der Rufnummer 106-2526 zu erreichen oder über die Email: jugend-und-familie@castrop-rauxel.de.Sprechzeiten sind montags, dienstags, freitags von 9 bis 10 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr Das Haus der Jugend und Familie, in dem die Hilfen zur Erziehung untergebracht sind, liegt an der Bochumer Str. 17.