Castrop-Rauxel. . Der Autobahnparkplatz Holthauser Bruch (Fahrtrichtung Dortmund) ist nach umfangreicher Renovierung und Umgestaltung wieder zum Treffpunkt für Homosexuelle geworden. Polizei: Kein Problem, solange keine strafrechtlich relevanten Dinge geschehen.
Der Autobahnparkplatz Holthauser Bruch (Fahrtrichtung Dortmund) ist nach umfangreicher Renovierung und Umgestaltung wieder zum Treffpunkt für Homosexuelle geworden. In der Szene hat sich dies bereits herumgesprochen.
„Im Auge behalten“, so Sprecher Andreas Wilming-Weber, will die Polizei den Parkplatz Holthauser Bruch an der A 42, nachdem am Dienstag Abend eine Gruppe von sieben Jugendlichen dort einen 73-jährigen Castrop-Rauxeler überfiel und schwer verletzte.
Die Besonderheit dieser „Raststätte“: Der Parkplatz sowie sein gegenüberliegendes Pendant mit dem Namen Lusebrink gelten in der Homosexuellen-Szene seit Jahren als Hot-Spot für schnellen, unkomplizierten Sex. Erst vor wenigen Wochen öffnete Straßen.NRW den Holthauser Bruch (Fahrtrichtung Dortmund) nach umfangreicher Renovierung und Umgestaltung zu einem großvolumigen Lkw-Rastplatz. Beim Lusebrink-Parkplatz (Fahrtrichtung Herne) dauern die entsprechenden Bauarbeiten noch an (bis 31. August).
Trampelpfade und Kondompackungen
In Internetforen und auf den einschlägigen Homepages wird die Inbetriebnahme des Holthauser Bruchs geradezu euphorisch gefeiert. So textet ein manfr. auf einer Webseite, nach eigener Beschreibung „der schwule Szene-Guide für Deutschland, Österreich und die Schweiz“, am 18. Juni: „Ja, der Parkplatz ist wieder eröffnet und es ist mehr los als je zuvor.“ Und User "chrizm" lobt in einem anderen Forum den schnellen Vollzug dank angrenzender Botanik: „Einfach ins Wäldchen hinterm Toilettenhaus gehen.“ Detailliert gezeigt wird die Parkplatzsituation samt in der Szene wichtigem Hinterland per Satellitenfoto auf einer weiteren einschlägigen Seite. Hier findet sich schwer serviceorientiert ein Pfeil mit Hinweis auf die blattwerktragende Vegetation mit dem Satz: „Der Wald hat es in sich.“ In der Tat: Trampelpfade und Kondompackungen zeigen wo es lang geht.
Alles kein Problem, heißt es bei der Polizei, solange keine strafrechtlich relevanten Dinge geschehen. Der Lust zu frönen, egal ob hetero-, bi- oder homosexuell, ist nun mal nicht verboten, nichts Ungesetzliches. So wird die Szene grundsätzlich in Ruhe gelassen - wenn es keine Beschwerden gibt. Die kommen natürlich schon mal vor, beispielsweise von Reisegruppen oder Autofahrern, die von anstrengender Fahrt nur mal pausieren wollen und vielleicht Ungewohntes zu sehen bekommen. Tipp der Polizei: wenn Belästigung, dann bitte melden.
Die Community agiert eher unauffällig
Grundsätzlich gilt allerdings, so ein Kenner der Szene, dass die Community eher nicht aggressiv ist und eigentlich unauffällig agiert. So ziehe man sich nach Kontaktierung ins Hinterland oder Fahrzeug zurück. Wenn etwas passiert, dann ist es allerdings häufig Gravierendes. Und wird zudem von Tätern verübt, die nicht der Szene zuzuordnen sind.
Diese reisen auch nicht per Auto zu den etablierten Treffs, sondern rücken vom Hinterland aus an. Sie klettern durch die zerschnittenen und verbogenen Zäune, um sich ihre Opfer, die auf vermeintlich schnellen Sex hoffen, zu suchen. Dann ist allerdings Schluss mit der lustbetonten Freiheit. Polizeisprecher Wilming-Weber: „Wenn vermehrt Raubüberfälle geschehen, dann werden diese neuralgischen Punkte überwacht.“
Im Fall des 73-Jährigen Castrop-Rauxelers wurde Strafanzeige gestellt, das Kommissariat für Raubdelikte ist dran. Erst im letzten Jahr wurde eine Gruppe junger Männer verhaftet und verurteilt, die in über 150 Fällen vor allem Homosexuelle auf den A 42 Parkplätzen überfallen hat. Laut und textilfrei ging’s in 2008 zur Sache, als ein vergnügungssüchtiges Quartett im Toilettenhaus den gemeinsamen Nackttanz mit Anfassen wagte. Die Anzeige lautete auf „grob anstößiges Verhalten und Belästigung der Allgemeinheit“.