Castrop-Rauxel. . Die Zeiten, in denen jedes Kind von seinen einen Eltern ein Pausenbrot mit in die Schule bekommen hat, gibt es offenbar nicht mehr. Dafür engagieren sich Menschen in Castrop-Rauxel ehrenamtlich dafür, dass es ein ordentliches Schülerfrühstück gibt.

Immer mittwochs klettern sie ganz früh aus den Federn. Denn um Punkt 7 müssen sie an der Wilhelmschule sein. Genau eine halbe Stunde haben die ehrenamtlichen Helferinnen und ein Helfer dann Zeit, um Brötchen zu belegen, Obst und Gemüse zu schneiden, und die Müslischälchen mit den Milchtüten auf den Tischen zu arrangieren. Dann kommen die Kinder. Und die haben Hunger!

Vor drei Jahren hat Elsbeth Kroh das Schulfrühstück an der Wilhelmschule aus der Taufe gehoben. Seitdem gibt es dort immer mittwochs einen kostenlosen, gesunden Start in den Tag. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen Kroh mittlerweile. Andere Vereine und Schul-Förderkreise haben die Idee aufgegriffen. So kann nun schon seit einiger Zeit auch an anderen Grundschulen in der Europastadt dieser Frühstücks-Service angeboten werden.

20 Jahre lang war Elsbeth Kroh stellv. Rektorin an der Wilhelmschule. In den letzten Jahren ihrer Tätigkeit ist ihr aufgefallen, dass immer mehr Jungen und Mädchen in die Schule kommen, ohne vorher gefrühstückt zu haben. Und Pausenbrote haben auch nicht alle mit. „Da haben schon einige Mägen geknurrt“, berichtet die SPD-Ratsfrau. Das Familienbild, musste sie feststellen, hatte sich im Laufe der Jahre eben geändert. Und egal, ob die Grundschüler nun hungrig in den Unterricht kommen, weil beide Eltern berufstätig sind und somit die Zeit morgens zu knapp ist. Oder ob es am mangelnden Geld oder an einer gewissen Gleichgültigkeit liegt. Kroh will gar nicht bewerten und urteilen, sondern vielmehr den Jungen und Mädchen helfen.

Um das kostenlose Frühstück als Dauereinrichtung etablieren zu können, klapperte die Castrop-Rauxelerin die Bäcker, Metzger und Supermärkte in Schulnähe ab, um regelmäßige Unterstützung zu bitten. Es hat geklappt. Der Backshop von der Wilhelmstraße stellt seitdem die Brötchen zur Verfügung. Und die Tafel der Caritas macht ebenfalls mit.

Sponsoren mit ins Boot zu holen ist das eine. Nun braucht Elsbeth Kroh aber auch noch Helfer. Ehrenamtliche, die mit einkaufen gehen und das Frühstück dann auch mit vorbereiten. „Das müssen Leute sein, die bereit sind wirklich jede Woche an einem Tag früh aufzustehen. Darauf muss ich mich ja verlassen können“, so Elsbeth Kroh. Ihr Anliegen war wohl sehr überzeugend – der Kreis der Helfer ist immer mehr gewachsen.

Und die Kinder? Die freuen sich jeden Mittwoch auf ein gesundes Frühstück. Auch die, die ein Pausenbrot dabei haben und einfach nur Lust haben, vor dem Unterricht noch ein bisschen gesellig mit den anderen Kinder zu quatschen. „Wir fragen auch überhaupt nicht nach, warum es denn jetzt konkret zu Hause nichts zu essen gegeben hat. Hauptsache es schmeckt allen“, sagt Kroh. Dass auch bei den Kleinen schon eine gewisse Hemmschwelle besteht, solche sozialen Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, weiß die ehemalige Lehrerin nur zu gut. Doch niemand soll sich ausgegrenzt oder vorgeführt vorkommen. Deshalb gehen die Lehrer mit allen i-Dötzchen zum Start der Schulzeit einmal im Klassenverband zum Frühstück, um das Angebot zwanglos vorzustellen.

Und Elsbeth Kroh wird auch drei Jahre nach Start des Angebots nicht müde, regelmäßig die Werbetrommel für das kostenlose Schul-Frühstück zu rühren. Damit ihr immer genügend Sponsoren und Helfer zur Seite stehen. Schließlich soll kein Kind mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen müssen.