Castrop-Rauxel. Ein öffentlicher Ort der Trauer und Begegnung soll die Förderrad-Wiese vor dem Hallenbad werden.

Der Sternenkinder Vest Verein will hier auf das Schicksal des viel zu frühen Todes von Kindern aufmerksam machen. Gestern wurden mit der tatkräftigen Hilfe von Mitarbeitern des städtischen Bereichs Stadtgrün und Friedhofswesen große Hainbuchen in Kreisform gepflanzt.

Martina Plum vom Sternenkindervorstand: „Damit hat Castrop-Rauxel jetzt einen Platz, auf dem die Trauer Gestalt annimmt. Hier stehen Bäume als Symbol des Lebens.“ Ganz bewusst ist die Sorte Hainbuche ausgewählt worden, ist sie doch ein Symbol für Kraft, Mut und Ausdauer und als Pflanze sehr regenerationsstark, relativ anspruchslos sowie vor allem heimisch. „Eben extrem zäh wie die Eltern, die ihre Kinder viel zu früh verlieren“, sagt Marc Frese, der an diesem Morgen wie viele andere unmittelbar Betroffene auf der Wiese steht.

15 Mitglieder zählt der Verein mittlerweile, der aus einer Selbsthilfegruppe hervor ging. Die meisten Mitglieder kommen aus Castrop-Rauxel. Für jedes der verstorbenen Kinder wurde ein Baum gepflanzt, bislang sind es neun. Die Mitte des Baumkreises bildet ebenfalls eine Hainbuche. Sie ist der 22-jährigen Svenja R. gewidmet, die 2010 bei der Duisburger Love-Parade tragisch ums Leben kam. „Svenja ist dann die große Schwester für alle anderen“, sagt Vorstandsmitglied Michael Richter mit Blick auf den Baumkreis. In Bälde soll zudem eine Gedenktafel mit den Namen der Kinder errichtet werden, um die Bäume dauerhaft kenntlich zu machen.

Die Förderradwiese zwischen Kreisverkehr und Hallenbad wurde bewusst gewählt. Als Alternative hat die Stadt, die die Anliegen des Vereins positiv begleitet, auch eine Fläche auf dem Waldfriedhof angeboten. Plum: „Wir haben uns für diesen Platz hier bewusst entschieden, eben weil er öffentlich ist, weil ihn jeder sehen kann.“ Denn: „Unsere Kinder sollen nicht mehr totgeschwiegen werden.“ Raus will der Verein aus der stillen Trauer, auch wenn diese für jeden einzelnen Betroffenen natürlich zugelassen wird. So machen die Mitglieder aufmerksam auf ein Thema, das zum Leben eben dazu gehört - den Tod.

So soll der Hainbuchenkreis ein Treffpunkt werden für vom gleichen Schicksal Betroffene , wünscht sich Plum, die gleichzeitig klar macht, dass „wir kein Verein trauriger Hinterbliebener sind“. Vielmehr werde bei den Treffen viel gelacht, gefeiert und gemeinsam etwas unternommen.

Überhaupt erführen die Vereinsmitglieder viel Zuspruch, seitdem sie an die Öffentlichkeit gehen. „Es ist fast so, als ob viele darauf gewartet hätten“, sagt Frese, der sich als Schatzmeister engagiert. Und auch Martina Plum, die ihr Kind vor sechs Jahren als Totgeburt verlor, ist froh über die Öffnung nach außen. „Ich habe sehr lange gebraucht dafür, befand mich Jahre in einer Art Starre.“

Der Verein Sternenkinder trifft sich jeden dritten Samstag im Monat um 16 Uhr in der Geschäftsstelle des Malteser Hilfsdienstes an der Lange Straße 89. Nähere Infos gibt es bei Martina Plum unter der Rufnummer 0171/266 11 66. Dringend gesucht werden Spender. Das Geld fließt in die Baumpflanzung, die durch einen Preisnachlass der Baumschule Wegmann überhaupt erst möglich wurde. Außerdem plant der Verein die Errichtung eines Kunstwerks, mit dem man auf die Kinder aufmerksam machen will. Martina Plum: „Ein Künstler ist bereits angesprochen.“