Castrop-Rauxel. Wer über einen Grünen Daumen verfügt, der ist zur Zeit im Garten. Tipps und Geschichten rund ums Thema gibt Stefan Bevc.

Kleingärtner sind schon ein ganz besonderes Völkchen. Sie streichen die Stämme ihrer Obstgehölze weiß, ziehen bis zu 120 Kräutersorten, sind mit der Marienkäferlarve auf du und du. Sie ernten die Lorbeeren, haben den grünen Daumen und sprechen botanisch – fließend.

Stephan Bevc, Vorsitzender des Bezirksverbandes Castrop-Rauxel/Waltrop der Kleingärtner, gehört zu eben jenem Völkchen. Seit 18 Jahren nennen er und seine Frau eine grüne Parzelle in der Anlage Nord ihr Eigen. Dabei wollte er zuvor eigentlich gar keinen Kleingarten.

„Meine Eltern hatten einen“, erzählt der 44-Jährige im Schatten seiner Laube. „Zu der Zeit musste da immer alles ordentlich und steril sein.“ Glücklicherweise habe sich das geändert, die Anlagen seien heute doch deutlich kinderfreundlicher. Und so überlegte Bevc 1992 dann also doch, nicht vielleicht eine Parzelle zu bewirtschaften. „Kinder, nicht viel Geld, keinen Garten“, nennt der Castrop-Rauxeler die Gründe für seinen Sinneswandel. „Ein Jahr später habe ich das Grundstück hier gekauft“, zeigt er auf sein grünes Reich.

Doch das sah nicht immer so schmuck aus. „Hier standen 30 Bäume, keine Laube und es gab auch keinen vernünftigen Weg.“ Mittlerweile ist das anders: Ein Weg schlängelt sich entlang an Nektarinen- und Pfirsichbaum, vorbei an Paprika, Cranberry und Kartoffeln hin zur Laube. Und hinter dem Häuschen, dessen orangene Farbe mediterran anmutet, zieht der Stör im Teich seine Bahnen, gackern die Hühner, gurren die Wachteln. Ein Kleinod, in dem sich auch Goliath, der Zwergpinscher der Familie Bevc, sichtlich wohl fühlt.

Doch trotz dieser fast paradiesischen Verhältnisse erklärt der Vorsitzende des Bezirksverbandes mit einem Lächeln: „So richtig Grund hat man eigentlich nie im Garten.“ Zu tun gibt es immer. „Ich hab kürzlich erst wieder Pflanzen geordert.“ Die Summe der Bestellung – nicht unerheblich. „Ich will eine Wildorchidee ziehen.“ Und an hängendem Blauregen wolle er sich versuchen.

„Bei mir klappt ja auch nicht immer alles“, schmunzelt Bevc. Seinen Granatapfelbaum, den verheimlicht er jedenfalls lieber, hat der doch noch nie Früchte getragen. Um so stolzer ist er auf seine 120 Kräutersorten, auf seinen kanadischen Lorbeer, der nach Orange duftet, oder auf das Jiaogulan, auch das Kraut der Unsterblichkeit genannt. Stolz ist Bevc auch auf seine Obst- und Beerenplantage: Kiwi, Pflaume, Sanddorn und die „Indianerbanane“, die nach Banane und Mango schmecken soll.

Ein Anfänger sollte sich vielleicht nicht gleich an solch exotische Gewächse wagen. „Grundsätzlich aber kann man natürlich alles ausprobieren“, ermutigt Bevc zum Gärtnern. „Man muss nur auf den richtigen Standort achten und die Pflanzen gegebenenfalls gut überwintern können“, gibt der Experte den ein oder anderen Tipp.

Er nimmt übrigens durchaus eine neue Lust am Gärtnern wahr, gerade auch bei den Jüngeren. „Viele Familien kommen in letzter Zeit zu uns und wollen eine Parzelle pachten.“ Die Gründe dafür liegen für Bevc auf der Hand: „Die Leute haben nicht mehr das Geld, um in den Urlaub zu fahren.“ Ein Kleingarten sei da eine echte Alternative. Zudem seien die Konsumenten durch die Lebensmittelskandale auch vielfach verunsichert und würden deshalb lieber ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen. Das sei ein richtiger Trend. Die Gärtnerei, sie sei wieder in Mode.