Wenn bei der Extraschicht hunderttausende Nachtschwärmer die Denkmäler der Industriekultur besuchen, sind viele Besucher dankbar für eine ruhige Oase wie das Castroper Parkbad Süd. Über 1 000 Kulturinteressierte nutzten gute Musik, Kerzenschein und Urlaubsflair zur Entspannung.

Das Parkbad füllte sie wie immer erst am späten Abend.
Das Parkbad füllte sie wie immer erst am späten Abend. © hg pressefotografie gbr

Pause auf der Extraschicht-Tour.
Pause auf der Extraschicht-Tour. © hg pressefotografie gbr

Leider wurde das Event eingangs von einem Unfall überschattet: Der Kabarettist Michael Steinke brach zehn Minuten nach Beginn seines Auftritts auf der Bühne zusammen, angeblich sei ihm eine Vene im Bein geplatzt.

„Zehn Minuten haben die Leute lauthals gelacht", erinnert sich Klaus-Michael Lehmann, Vorstandsmitglied des Vereins „Hände weg vom Stadtgarten Castrop". „Dann sagte der Künstler: Was ist das denn für ein Blutfleck da? Dann kippte er um." Glücklicherweise befand sich ein Arzt im Publikum, kurz darauf kam Michael Steinke ins St. Rochus-Hospital. Steinke rief noch im Krankenwagen einen befreundeten Kabarettisten an: Ob er nicht einspringen könne?

Es kam also Matthias Jung, ein Landei aus Hüffelsheim/Rheinland Pfalz. „Ich saß so auf dem Sofa und wollte eine DVD gucken, meine Freundin ist nämlich gerade nicht da", sagte er. Dann kam der Anruf, seine Zusage und die Erkenntnis: Meine Freundin ist ja mit dem Auto weg! Mit dem Taxi sei er schließlich zu einem Freund gefahren, dessen Auto lieh er sich dann aus.

In Castrop-Rauxel improvisierte man derweil. Eine Parkbad-Mitarbeiterin holte ihr Saxophon und unterhielt das anfangs etwas orientierungslose Publikum. Im Wechsel spielte die Midnight-Skiffle-Band auf der Bühne im leeren Schwimmbecken Blues, Country und Rock. Klaus-Michael Lehmann führte Gruppen durch das Gelände.

Gegen 22 Uhr traf Matthias Jung im Stadtgarten ein, griff sofort zum Mikrofon und erzählte Geschichten aus seiner Heimat Hüffelsheim. Das Publikum brüllt bei Gags wie diesen: „Kommt ein Junggesellinnenabschied auf mich zu. Trauzeugin Birgit lallt: ,Isch schenke dir einen Gutschein für eine Nacht mit mir.' Oh. Ist der auch in anderen Filialen einlösbar? ,Hör mal! Jeder Topf braucht ein Deckelschen!' Dann bin ich heute eben ein Wok.”

Klaus-Michael Lehmann ist zufrieden mit der Resonanz. „Die Leute haben dazu gelernt", meint er. Bei den ersten „Extraschichten" seien die Besucher von Termin zu Termin gehetzt. Nun werden nur noch zwei oder drei Spielorte besucht, dafür mit mehr Ruhe und Gelassenheit.

Was auch auffällt: Vor allem Leute, die außerhalb des Ruhrgebiets wohnen, kamen in das schöne Bad. Da treffen Holländer auf Sauerländer (was sonst doch nur beim ersten Schnee in Winterberg passiert). Stefanie Maier, die mitsamt Freunden aus Wesel angereist ist, lobt die Macher des Swinging-Pools: „Eine tolle Atmosphäre ist das hier."