Barack Obama: Erst großer Hoffnungsträger, „erwartet wie ein Messias“, jedoch schwer belastet durch den geerbten Schuldenberg der Bush-Regierung. Dann überraschend Friedensnobelpreisträger, was gerade innenpolitisch eher „zu Spott und Häme führte“. Schließlich „Kaiser ohne Kleider“, entblößt von Julian Assange und Wikileaks, Verlierer der US-Kongresswahlen, zugleich aber ein kluger Diplomat und Rhetoriker, Reformator, Motor des völkerverbindenden Dialogs.

Doch nach dem Verlust der Mehrheit im Repräsentantenhaus und schlechten Umfragewerten sammelt der Präsident der USA derzeit wieder Pluspunkte, mehr als 50 Prozent der Amerikaner stimmen seiner Politik zu.

„Auch wenn Obama vieles nicht erreicht hat, so hat er es doch geschafft, die Stimmung zu verbessern, statt Öl ins Feuer zu gießen“, so Gerald Baars, WDR-Journalist und ehemaliger ARD-Studioleiter in New York. Baars referierte in einem VHS-Vortrag Freitagabend in der ASG-Aula über die bisherige Amtszeit des amerikanischen Präsidenten. Vor gut 30 Zuhörern analysierte er dessen Innen- und Außenpolitik.

Dabei ging Baars auch auf die aktuellen Entwicklungen in Ägypten ein: Mubarak könne sich nicht mehr halten, sein Rücktritt sei nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen, meinte der Politik-Journalist.

„Die amerikanische Regierung, die Druck ausübt, ist sicher gut beraten, nicht wieder die falschen Gruppen, sondern einen Prozess, der dem Willen des ägyptischen Volkes entspricht, zu unterstützen“, betonte Baars in seinen Ausführungen über Obama, von dem der Journalist nicht glaubt, dass er am Ende sei.

Im Gegenteil: „Ich glaube, er ist jetzt wieder stärker als zuvor.“ Wendepunkt sei das Attentat von Arizona gewesen. „Hier zeigten sich sein großes Talent und seine Klugheit“, so Baars.

Er habe gesagt, die Amerikaner stehen nun zusammen, statt das Attentat politisch auszuschlachten. Und so sei sein Ansehen in der Bevölkerung auch wieder gestiegen. Zwar habe er eine wesentliche Gesundheitsreform durchgesetzt und in der Energie- und Umweltpolitik umgesteuert, doch letztlich habe ihn die hohe, von Vorgänger Bush jr. hinterlassene Schuldenlast von 14 Milliarden innenpolitisch gelähmt.

„Barack Obamas eingeschränkte Handlungsfähigkeit war vor allem innenpolitisch begründet“, so Gerald Baars abschließend. „Wie ein Messias wurde er gewählt, um nach der Schuldenkrise den amerikanischen Traum wiederherzustellen, doch genau das hat ihn erheblich beeinträchtigt.“