Castrop-Rauxel. .

Gisela Joswig hatte Glück im Unglück. Als sie beim Spaziergang am zweiten Weihnachtsfeiertag durch die Altstadt von einer Dachlawine getroffen wurde, da war es zum Glück „nur“ Schnee, der da auf sie niederprasselte.

Nicht auszudenken, wenn die Castrop-Rauxelerin von einem der spitzen Eiszapfen getroffen worden wäre, die derzeit an vielen Dächern hängen und die nun, bei dem einsetzenden Tauwetter, zu lebensgefährlichen Bruchstücken werden.

Der Schreck ist Gisela Joswig aber dennoch ordentlich in die Glieder geschlagen. „Dabei bin ich schon mitten in der Fußgängerzone gelaufen“, schildert sie. Und im Nachhinein macht der Vorfall sie auch richtig wütend. Viele Hausbesitzer kümmern sich, so ihr Vorwurf, wohl überhaupt nicht um die Gefahr durch Eiszapfen und Schneelawinen von ihren Häusern. Muss denn erst ein Unglück geschehen, bevor man aktiv wird, fragt sich Gisela Joswig und fordert mehr Kontrollen ein. Ein positives Beispiel hat sie aber auch zur Hand: „An der Zeppelinstraße gibt es Absperrungen und Warnhinweise vor einigen Häusern. So kann man der Gefahr doch aus dem Weg gehen.“

Ganz klar: Zu den Pflichten eines Hausbesitzers gehört nicht nur der Winterdienst auf der Straße vor seinem Haus, sondern auch das Entfernen von Schneelasten und Eiszapfen von den Dächern. Das betont auch Feuerwehr-Chef Jürgen Schmidt. Gleich mehrere Meldungen über gefährlich große Eiszapfen seien bei der Wehr in den vergangenen Tagen eingegangen. „Wir schreiten aber wirklich nur ein, wenn es zu bedrohlichen Situationen kommen könnte. Ansonsten ist das Sache des Hausbesitzers“, betont Schmidt. An zwei Stellen in Habinghorst, zählt der Leiter der Feuerwache auf, sei das der Fall gewesen. Natürlich, auch das betont Schmidt, sollten nicht die Hausbesitzer selber auf ihren Dächern herumkraxeln und sich so vielleicht auch noch selber in Gefahr bringen. „Da sollte man schon einen Fachmann beauftragen“, so der Wehrchef. Die Dächer von Schnee und Eis zu befreien sei Sache von Dachdeckerfirmen. Und das Gewicht der Schneelast auf den Dächern, besonders auf Flachdächern, können auf den Quadratmeter genau Statiker berechnen und dann auch darauf hinweisen, wenn geräumt werden muss.

Erst gestern wurde das Dach einer Firmenhalle im Industriegebiet an der Siemensstraße überprüft. Und vor gut einer Woche überzeugte sich das THW im Auftrag der Stadt davon, ob die Hallenbad-Decke der weißen Pracht noch gewachsen ist. „Da ist aber noch alles ok“, sagt Olaf Linsner, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks in Castrop-Rauxel. Das THW hat sogenannte Schneelast-Messtrupps, die sich auf Anfrage der öffentlichen Gebäude annehmen. 64 Fachleute, so Linsner, gibt’s beim THW mittlerweile NRW-weit, die diese Berechnung durchführen. „Die werden dann auch von uns hier in Castrop-Rauxel beauftragt“, erklärt der Ortsbeauftragte. Im Moment sei die Lage in der Stadt aber noch ruhig. Die THW-Kollegen in Wuppertal, weiß Linsner, haben da schon mehr mit den Schneemassen zu kämpfen.

Sollte es aber in den nächsten Tagen auch hier wieder weiß vom Himmel rieseln, dann werden die Fachleute vom THW auch das Dach des Hallenbades erneut genau unter die Lupe nehmen.