Castrop-Rauxel. Er ist ein Dialogstifter, ein Nachbarschaftsförderer, ein Stadtteilentwickler. Dieter Mertens.
Für sein langjähriges Engagement im sozialen Bereich erhielt Dieter Mertens, Vorsitzender des Vereins „Bürger für Deininghausen“, nun das Bundesverdienstkreuz am Bande.
„Eigentlich weiß ich gar nicht, wofür ich das bekommen habe“, murmelt der 75-Jährige. „Denn das, was ich tue, sehe ich wie all die anderen, die es mir gleich tun, als Selbstverständlichkeit an“, so Mertens weiter. „Es ist nicht so, dass wir hier etwas Besonderes machen, es sind Dinge, die macht man einfach.“
Während Dieter Mertens von seiner Auszeichnung spricht, wechselt er sehr schnell vom „ich“ zum „wir“. Denn die Entwicklung in seinem Stadtteil Deininghausen -- das dort Erreichte in Sachen Lebensqualität, Integration und Attraktivität -- sei ganz klar eine Gemeinschaftsleistung und nicht die eines einzelnen. „Einer allein kann nun mal nichts bewirken, deshalb ist es auch nicht mein Bundesverdienstkreuz, sondern unser Bundesverdienstkreuz“, würdigt Mertens das Engagement seiner Mitstreiter in Deininghausen und rückt die eigene Person eher in den Hintergrund.
Dabei hat er wahrlich viel getan für den Stadtteil, der nicht zuletzt auch wegen seiner geografischen Lage lange im Abseits stand und sich mittlerweile doch sehr gemacht hat. Hier lebt Dieter Mertens nun seit 1967, brachte sich ab 1984 intensiv in der Evangelischen Kirchengemeinde Deininghausen ein, arbeitete dabei eng mit dem damaligen Pfarrer zusammen. Aus jenem Engagement ging Mitte der 90er Jahre schließlich eine Stadtteilinitiative hervor, deren Sprecher Dieter Mertens war.
„Sie setzte sich aus unterschiedlichen Interessengruppen zusammen“, erzählt der 75-Jährige im Rückblick. „Mit dabei waren die Siedlergemeinschaft, die Kirche, der Kindergarten, die Schule, Vereine, Verbände, das Jugendzentrum.“ Ihr gemeinsames Ziel lautete: den Stadtteil lebenswerter gestalten. Und zu diesem Zweck initiierten die Akteure verschiedene Aktionen in Deininghausen: Müllsammelaktionen oder das jährliche Aufstellen eines Weihnachtsbaumes. Mertens übernahm zudem die Aufgabe, das Gespräch mit Verwaltung, Wohnungsbaugesellschaften sowie dem Mieter- und Inte-grationsrat zu führen. „Wir haben vieles initiiert“, erinnert sich der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. „Wir haben uns um die Integration von Neubürgern gekümmert, haben Deutschkurse für Mi-granten aus den GUS-Staaten angeboten, haben im Kindergarten sogenannten Huckepack-Deutschkurse eingerichtet, bei denen die Erziehungsberechtigten mit den Kindern zusammen lernen sollten“, berichtet Mertens, durch dessen Einsatz und den seiner Mitstreiter Deininghausen 2002 die Aufnahme ins Handlungsprogramm „Lokale Agenda 21“ schaffte.
Ein weiterer Meilenstein folgte 2005, ein Jahr nachdem die Akteure vor Ort die Stadtteilinitiative in den Verein „Bürger für Deininghausen“ überführt hatten: Aufnahme ins Landesprogramm „Soziale Stadt“. Das Geld – immerhin 800 000 Euro – floss ab 2006 und fließt noch bis zum nächsten Jahr.
Die Forcierung der groß angelegten Imagekampagne konnte also weitergehen – mit vielen Aktionen, Festen, neuen Einrichtungen wie dem Café „Dein Treffpunkt“ und der dortigen Kinderbücherei sowie mit neuen Projekten, neuen Sprachkursen und neuen Ideen.
Eines war den aktiven Bürgern und vor allem auch Dieter Mertens bei all dem Engagement stets eine Herzensangelegenheit: die Verständigung und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. „Integration ist solch ein übles Wort“, betont Dieter Mertens bei diesem Thema. „Nachbarschaft“, das sei der passendere Begriff. Für eine gute, für eine funktionierende Nachbarschaft setze er sich ein, suche das Gespräch, vermittele zwischen Religionen und Kulturen, bringe diese an einen Tisch. Mertens: „Kleine Taten sind eben mehr als große Worte.“