Castrop-Rauxel. .

Martina Barg engagiert sich als freiwillige Helferin bei den Kulturhauptstadt-Projekten. Und wirbt noch einmal: etwa für das Kulturfestival „Melez“.

„Erst sagen die Leute: Castrop-Rauxel? Dann lächeln sie mitleidig“, sagt Martina Barg. Zu Unrecht! Die 42-Jährige hat schon etliche Länder dieser Welt bereist, hat in Neuseeland geheiratet. Ihre Heimat aber kannte sie kaum. Im Jahr 2010 stellt sich die Castrop-Rauxelerin also in den Dienst des Ruhrgebiets, als „Volunteer“ beim Projekt Ruhr.2010.

„Eigentlich mach’ ich das“, gibt die Frau mit dem offenen Lachen zu, „weil ich bei der Fußball-WM 2006 abgelehnt wurde“. Wir erinnern uns: damals meldeten sich 15.000 Menschen für den freiwilligen Dienst in den Stadien, ein Bruchteil durfte aber nur mitmachen. Ein Freund Martina Bargs war darunter - und restlos begeistert. Darum meldete er Martina Barg und sich bei der Ruhr.2010 an. Das war im Februar 2009, als sich kaum jemand unter dem Projekt „Kulturhauptstadt“ etwas vorstellen konnte.

Auch Martina Barg nicht. Dennoch wurde sie eingeladen und somit eine der ersten von 800 Volunteers. „Und sie trauen uns das zu?“, fragte die Biologielaborantin und Mutter von zwei Kindern damals ungläubig. Ja, das kriegen sie schon hin.

Inzwischen hat sie Lunte gerochen, bereits an 30 Projekten teilgenommen. Die Eröffnungsfeier auf der Essener Zeche Zollverein organisierte sie gleich mit. Diese bleibt ihr besonders in Erinnerung - weil nichts zu klappen schien und letztlich doch alles gut wurde. Trotz Schneesturm, Kabelbrand, ewig nasser Bühne, obwohl erst kurz zuvor die charakteristisch hellblaue „Dienstkleidung“ der Volunteers eintraf. Ein Gruppenbild zeigt die Freiwilligen in ihren weißen Plastikponchos um 9 Uhr morgens. Bis 23 Uhr blieben sie, und: hatten Spaß.

„Das Interessante ist, dass man so viel Verantwortung bekommt“, sagt Martina Barg. „Andere studieren dafür Veranstaltungsmanagement.“ Geld bekommt sie für ihre Einsätze nicht. Nicht für „Cuculus“ mit 600 Schulkindern, nicht für das Mittelalterspektakel „Aufruhr 1225“ in Herne, wo die Volunteers auf einmal Trinkbecher spülten. Nicht für das „Still-Leben“ auf der A40, bei dem Martina Barg im Pressezentrum Dienst tat. Und nicht für den „Sing! Day of song“, bei dem sie in der Arena auf Schalke drei Chöre (aus Dinslaken, Norwegen und den USA) betreute. Erst recht nicht bei den gelben Ballons von „Schachtzeichen“, bei denen sich gleich die gesamte Familie Barg engagierte. Auch für die Loveparade war sie eingeteilt, der Einsatz wurde wegen der tragischen Ereignisse jedoch abgebrochen.

Dafür gab’s: geschenkte Veranstaltungskarten, Sonderführungen von Museumschefs, viel Lob und ein einmaliges Gemeinschaftsgefühl. Inzwischen sind längst Freundschaften untereinander entstanden, man trifft sich und zeigt sich gegenseitig seine Stadt.

Was macht einen guten Volunteer aus? „Er rennt nicht“, erklärt Martina Barg, denn das führe auf so großen Veranstaltungen zu Panik. Und meint im Scherz: „Wir haben auch nie ein Problem und finden immer einen Ansprechpartner.“

Seit einigen Tagen fährt Martina Barg im Kulturzug „Melez“ mit. „Total lustig“, sei das. Etwa der Sonderzug „RuhrUssia“, mit Wodkakurs, Russischsprachkurs und einer russischen Band an Bord. Auch dessen letzte Fahrt gestern begleitete sie.

In wenigen Monaten hat Martina Barg das Revier lieben gelernt. Und das,„ist tausend Mal besser als die Fußball-WM.“