Castrop-Rauxel. Ein Schiff aus Duisburg schippert einen BVB-Fanchor zum Kulturhauptstadt-Konzert. Und das findet ausgerechnet in der Arena auf Schalke statt. Mehr Ruhrgebiet geht nicht.
Sagen wir's mal so: anspruchsvoller Chorgesang von den Stadionrängen der Region sind eher nicht die Regel. Eine Ausnahme wird es am 5. Juni 2010 geben. 65 000 Sängerinnen und Sänger werden am „Day of Song” zur Kulturhauptstadt 2010 die Arena auf Schalke zum größten Konzertsaal der Republik machen. Mit dabei: Chöre aus der Umgebung. Auch noch mit dabei – ausgerechnet ein BVB-Fanchor, in der Höhle des Löwen. Mitsänger sind willkommen.
Norbert Dickel als Chorleiter
Herbert Niewerth, Leiter des Industriemuseums Altes Schiffshebewerk, hatte die Idee dazu und outet sich damit gleichzeitig als Fan der Schwarz-Gelben. „Als ich das hörte, hab' ich mir gedacht, da könnten wir auch mitmachen”, sagt der Museumsleiter, der sich seit der Kindheit dem Verein seiner Heimatstadt verbunden fühlt („Seit dem 5:0 1963 gegen Benfica Lissabon, da hatten die Spieler in der Halbzeit goldene Trikots angezogen”). Als prominenten Chorleiter konnte Niewerth Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel gewinnen.
Wie es sich für ein Schiffshebewerkmuseum gehört, werden die Sängerinnen und Sänger natürlich nicht mit irgendeinem Verkehrsmittel sondern mit dem Schiff nach Gelsenkirchen fahren: Voran der kohlegefeuerte Dampfschlepper „Cerberus” (Baujahr 1930), dessen ebenfalls dampfgetriebenes Signalhorn unterwegs zur Not die Sangeskünste übertönen könnte. Im Konvoi folgt die Dieselbarkasse „Herbert” (Baujahr 1923) und schließlich die Fahrgastschiffe „Henrichenburg” und „Santa Monica I”. Zu dem nicht alltäglichen Schiffskorso gesellt sich dann noch die „Rheinfels” aus Duisburg, die schließlich die BVB-Sänger vom Schiffshebewerk nach Gelsenkirchen schippern wird. Niewerth: „Ein Duisburger Schiff, das BVB-Fans von hier abholt und zur Arena auf Schalke bringt – mehr Ruhrgebiet geht nicht!” Wer mit dabei sein möchte, sollte sich im Industriemuseum melden ( 02363 97070) und viel Zeit mitbringen (ca. 10 Stunden).
Zwei Chöre aus Castrop-Rauxel
Aus Castrop-Rauxel sind übrigens zwei Chöre der Willy-Brandt-Gesamtschule mit ihrem Musiklehrer Horst Timm für den „Day of Song” gemeldet, die schon zweimal im Industriemuseum gastierten.
Die Sänger in der schwarz-gelben Spielerkluft werden im Winter zu einem Kennenlern-Abend mit einer Art erster Probe eingeladen. Ob's dann am 5. Juni fürs Konzert auf Schalke reicht – auf dem Programm steht unter anderem Verdis Gefangenenchor aus Nabucco – , wird sich zeigen.
Mund auf und zu machen, sollte vielleicht auch reichen.