Castrop-Rauxel. Schneller als die Konkurrenz hat Rütgers Germany und damit auch der Standort Castrop-Rauxel auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise reagiert und die Ärmel hoch gekrempelt.

President und CEO Henri Steinmetz: „Wir haben nicht lange gewartet, sondern gehandelt.“ Mit Erfolg: „Wir sind gestärkt aus der Krise heraus gekommen.“ So blickt die Geschäftsführung denn auch optimistisch in die Zukunft und sieht den hiesigen Standort gesichert.

Verantwortlich fürs Gelingen sieht Steinmetz das unternehmensweite Aktionsprogramm „Operational Excellence“, das Effizienzsteigerungen und damit langfristige Wettbewerbsvorteile bringt. So etwas klappt natürlich nur, wenn man die Mitarbeiter auf diesem steinigen Weg mit nimmt. „Wir nennen es das Rütgers Modell“, sagt Arbeitsdirektor Heinz Letat, der von der „sehr guten Sozialpartnerschaft schwärmt. So hat das Solidarpaket der Belegschaft - 520 Mitarbeiter - einen wichtigen Beitrag geleistet, dass Kurzarbeit und Entlassungen nicht notwendig waren. Und: Es wird ausgebildet - dabei nicht zu knapp. Letat: „In der Chemie ist eine Quote von sechs Prozent üblich, Rütgers bildet elf Prozent aus.“ In Zahlen sind das 50 Azubis in Castrop-Rauxel sowie 30 weitere im Verbund mit anderen Unternehmen. Besonders toll: Viele Absolventen gehören „zu den Besten der Besten“. Kein Wunder, dass Letat die „gelebte Sozialpartnerschaft“ als einen „wichtigen Baustein für den Erfolg unseres Unternehmens“ ansieht. „Das sieht man schon an der Beständigkeit unseres Firmennamens, es gibt kaum ein Unternehmen, dessen Name auch nach 160 Jahren noch auf dem Markt ist.“ Damit dies auch weiterhin gilt, wird nach vorne geschaut. So realisiert Rütgers wichtige Umweltprojekte auf dem rund eine Million Quadratmeter großen Betriebsgelände, von dem Steinmetz schwärmt: „Hier steht unsere größte Teerdestillation, und dank der guten logistischen Lage beliefern wir von hier über Straße, Schiene und Wasserwege die Kunden weltweit.“

Ab 2012 Volllast fahren

Bis 2015 läuft das Projekt Rückbau, das in 2007 startete. Pünktlich zur Halbzeit bilanziert der Leiter Technische Services, Dr. Volker Marx: „Der Rückbau betrifft 51 Anlagen, die für die heutige Produktion nicht mehr benötigt werden.“ Bislang wurden 29 dieser Fälle abgearbeitet, sechs weitere folgen bis Jahresende. Insgesamt beträgt das Maßnahme-Volumen 19 Mio Euro. Der Rückbau von Produktions-, Tankanlagen, Kesselhäusern und sonstigen Gebäuden schafft wiederum Platz für neue Anlagen und natürlich Infrastruktur. Marx: „Am Ende präsentiert sich das Werk ganz anders. Interessenten erhalten so Zugriff auf etwa 100 000 Quadratmeter Fläche.“ Im Angebot seien dann „exzellente Industrieflächen samt infrastrukturellem Rahmen wie Versorgungsleitungen und perfekte Logistik“. Marx: „Wir bieten beste Voraussetzungen, wenn in Deutschland wieder investiert wird.“ Investiert wird zudem in eine dritte Abgasverbrennungsanlage, die eine konstant hohe Produktionskapazität sicher stellen soll. Steinmetz: „Wir optimieren die Anlagen, um Wachstum zu schaffen, erhöhen die Durchlaufzeit der Produkte.“ Und Letat ergänzt: „Ziel ist, dass dieser Standort, der über Rohstoffe bestens versorgt wird, hier ab 2012 Volllast fährt.“ So kann dank der dritten Abgasanlage die Produktion auch bei Wartungsarbeiten an der Abgasverbrennung uneingeschränkt weiter laufen. Dabei legt Rütgers Wert darauf, dass sowohl der Rückbau auf dem Gelände, als auch die Errichtung der Abgasverbrennungsanlage „in enger Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde des Regierungspräsidiums Münster abläuft“.

Übrigens, bei allem Ab- und Neubau bleibt eins definitiv erhalten: das Werkfeuerwehrhaus von 1898. Letat: „Das werden wir nie abreißen, es steht unter Denkmalschutz.“