Castrop-Rauxel.

Die alte Fabrikhalle, die die Hindu-Gemeinde in Merklinde angemietet hat, darf sie nicht nutzen. Bauordnungsamt verbietet Jubiläumsfest

Hunderte Hindus aus ganz Deutschland hatten der Gemeinde ihrer 90 Glaubensbrüder und -schwestern gratulieren wollen – zum zehnjährigen Bestehen in Castrop-Rauxel. Aus Berlin reisten sie an, aus Frankfurt und Duisburg. Doch ihr Besuch war nur von kurzer Dauer.

Anstatt eines Gemeindefestes fanden die Gäste einen provisorischen Altar vor, außerdem das notdürftig befestigte Bild ihres Affengottes „Hanuman“. Und zwar draußen, auf dem Parkplatz einer Fabrikhalle im Industriegebiet an der Kupferstraße.

Hinein in den „Sri Jeyaveer Anjaneyar Tempel“, wie die Hindu-Gemeinde den hinteren Teil – ihren Teil – des Gebäudes nennt, durften die Gäste nicht. Die Stadt hatte das Fest kurzfristig untersagt.

Persönlich sei ein Mitarbeiter des Bauordnungsamtes am Freitag Nachmittag zu ihm gekommen und habe ihm „einen Brief in die Hand gedrückt“, berichtet der erste Vorsitzende der Gemeinde, Patmanathan Kumavaruban. Darin: das Verbot und die Ankündigung, man werde die Veranstaltung notfalls mit Hilfe der Polizei auflösen lassen. Die Begründung: sicherheitstechnische Bedenken. Ausreichend Zeit, alle Gäste zu informieren, hatte der Vorsitzende zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Viele hatten sich bereits auf den Weg gemacht.

Neun Jahre lang hatte es keine Probleme gegeben bei den jährlichen Festen der Hindus. Die fanden bisher allerdings auch in der Wartburgstraße, dem ehemaligen Standort der Gemeinde, statt. Als man am vergangenen Mittwoch dann die Jubiläumsfeier – erstmals in der Lagerhalle – offiziell über die Presse bekannt gab, sah sich das Amt gezwungen, kurzfristig zu reagieren.

Denn: „Es wurde nicht nur das Jubiläumsfest in der Halle untersagt; die Nutzung ist auch generell nicht für die Zwecke der Gemeinde erlaubt“, erklärt Stadt-Sprecherin Nicole Fulgenzi auf Nachfrage dieser Zeitung. „Und das ist auch hinreichend kommuniziert worden.“ Hintergrund seien baurechtliche Bestimmungen. „In einer Lagerhalle gelten ganz andere Nutzungsbestimmungen als in Versammlungsstätten“, so Fulgenzi. „Und die müssen eingehalten werden“

Dazu fehlen den Hindus allerdings die Mittel. „Wir sind auf der Suche nach einem anderen Gebäude“, erklärt Gemeindemitglied Gantheepan Kathiravelu. Anders als es die Stadtsprecherin kommuniziert, geht die Gemeinde jedoch nach eigenen Angaben davon aus, bis dahin von Seiten der Stadt in der Halle geduldet zu werden – und so hielten sie auch das Jubiläumsfest für rechtens.

Nun befinden sich die Hindus damit weiterhin auf der Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit. Vorschläge von der Stadt haben sie dazu, trotz zahlreicher Briefwechsel, bislang nicht erhalten, nur die Empfehlung, etwas Neues anzumieten. Nicht nur, sondern auch für ihre Feste.